Historische Fenster sanieren: Fortbildung im LWL-Freilichtmuseum Detmold bietet Einblicke in Zukunftskonzepte

Wenn eine Fortbildung zum „Klassentreffen“ wird, dann scheinen die Organisatoren alles richtig gemacht zu haben. Seit 12 Jahren lädt das LWL-Freilichtmuseum Detmold im September zur Fortbildungsreihe „Denkmalpflege: Westfälisch-Praktisch“ ein. Diesmal ging es um die Restaurierung historischer Fenster.

Fenster zum Anfassen: LWL-Restaurator Holger Kelm bot einen Überblick über den Bestand an historischen Fenstern im Freilichtmuseum Detmold
Foto: Michaela Podschun

Fenster zum Anfassen: LWL-Restaurator Holger Kelm bot einen Überblick über den Bestand an historischen Fenstern im Freilichtmuseum Detmold
Foto: Michaela Podschun
Die Fortbildungsreiche richtet sich an Denkmalpfleger, Handwerker, Planer und Architekten, die zu unterschiedlichen Themen im Bereich des Denkmalschutzes zusammenkommen. „Wir sind immer ausgebucht“, freute sich die Direktorin des Freilichtmuseums, Dr. Marie Luisa Allemeyer, die auch in diesem Jahr wieder in zahlreiche bekannte Gesichter blickte. Es moderierte Dr. Simone Meyder, Leiterin des Referats Praktische Denkmalpflege der LWL-Denkmalpflege, Landschafts-und Baukultur in Westfalen.

„Einblicke und Ausblicke – Zukunftskonzepte für Fenster im Denkmal“ – eine Thematik, die wiederholt auf der Agenda stand, brachte spannende Einblicke und machte deutlich, unter welchem Anpassungsdruck historische Fenster stehen. Sie müssen immer stärker energetischen Anforderungen gerecht werden. Wie es dennoch gelingt, Kompromisse zu finden, zeigten wissenschaftliche Referenten, Handwerker und Planer mit ihren Beiträgen auf.

Die Geschichte des Fensters

„Fenster sind die Augen des Hauses. Sie prägen die Fassade und müssen als technisches Element vielen Herausforderungen gerecht werden“, begann Katharina Hinz, Archäologin und wissenschaftliche Referentin im LWL-Referat für Inventarisierung und Bauforschung, ihren Vortrag. Sie bot einen informativen Überblick zur geschichtlichen Entwicklung des Fensters vom Historismus bis in die jüngere Nachkriegsmoderne. So seien im Historismus große mehrflügelige Fenster mit Drehstangenverschluss und Schubstangenverschluss beliebt gewesen. Auf die dekorativen und künstlerischen Fensterelemente des Jugendstils (beispielsweise Buntglas) folgten am Anfang des 20. Jahrhundert insbesondere nach dem Krieg die einfacheren Formen.

Kunststofffenster von 1975 im Freilichtmuseum Detmold
Foto: Michaela Podschun

Kunststofffenster von 1975 im Freilichtmuseum Detmold
Foto: Michaela Podschun
„Die 50er Jahren waren geprägt vom Wendeflügelfenster. Man experimentierte mit den Materialien aus Holz, Aluminium, Kunststoff und Stahl“, so Katharina Hinz. Das erste isolierverglaste Kunststoff-Fenster kam in dieser Zeit aus Amerika. Ein Blick in die Postmoderne der 80er Jahre zeigte mehr als deutlich, dass nun futuristische Formen Einzug hielten. „Der Glaselefant des Maxi-Parks in Hamm ist ein sehr schönes Beispiel dafür“, so Hinz. Das ehemalige Gebäude für Kohlewäsche der Zeche Maximilian wurde 1984 im Rahmen der Landesgartenschau vom Künstler und Architekten Horst Rellecke zu einer begehbaren Plastik umfunktioniert.

120 historische Fenster in der LWL-Klinik Warstein katalogisiert

Wie es gelingt, 120 historische Fenster im Bestand dreier Gebäude der LWL-Klinik in Warstein zu katalogisieren, darüber berichtete Holger Engelhardt, Inhaber der Firma Denkmal Dienst Westfalen-Lippe in Werl. Der Tischler und Techniker der Baudenkmalpflege hat den Auftrag energetische Aufwertungsmöglichkeiten aufzuzeigen. „Die 120 Fenster sind grundverschieden. Ich habe zunächst angefangen, sie in verschiedene Typen einzuteilen, um einen grundsätzlichen Überblick zu bekommen“, schilderte er. Zudem bewege sich dieses Projekt im Spannungsfeld aus Denkmalschutz, funktionalen und finanziellen Aspekten und dem Standard „KfW-Effizienzhaus Denkmal“.  Für die energetische Ertüchtigung schlägt Holger Engelhardt grundsätzlich Isolierglas mit und ohne Abstandshalter und rahmenlose Vorsatzscheiben mit K-Glas vor.  

Wendeflügelfenster im Landeskirchenamt Bielefeld gerettet

LWL-Restaurator Ben Eckert zeigt die moderne Dreifach-Verglasung
Foto: Michaela Podschun

LWL-Restaurator Ben Eckert zeigt die moderne Dreifach-Verglasung
Foto: Michaela Podschun
Um Wendeflügelfenster drehte sich der Impulsbeitrag von Dr. Barbara Pankoke. Sie ist seit 1999 als LWL-Gebietsreferentin in der praktischen Denkmalpflege tätig und berichtete, wie die Wendeflügel-Fenster im Landeskirchenamt in Bielefeld gerettet und energetisch ertüchtigt wurden. Bröckelnder Kitt, marodes Holz, alte Beschläge und Kondensat an den Fensterrahmen („Eisblumen“) und Zugluft hätten hier zum Schadensbild gehört. Mit Hilfe von zwei Muster-Fenstern wurde Schritt für Schritt erprobt, wie die Restaurierung gelingen kann. Auch bei diesem Projekt führte K-Glas zu einer deutlich besseren Wärmedämmung.

Die Sanierung der Holzfenster einer unscheinbaren, aber dörflich wichtigen Paderborner Hofschmiede sowie die Restaurierung von Metallfenstern im ehemaligen Gesundheitshaus in Dortmund rundeten das Vortragsprogramm ab. Am Nachmittag boten Restauratoren des Freilichtmuseums einen Einblick in den Fensterbestand des Museums. Zu den Highlights gehörten zum Beispiel der Dachziegel mit Glas und das Blockrahmenfenster mit Gittern statt Glas (ab dem Mittelalter). Auch die verschiedenen Forschungsansätze zur Betonglasrestaurierung stießen auf großes Interesse.

www.lwl-dlbw.de

Autorin

Michaela Podschun ist Redakteurin der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

 


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