Messe Bau in München setzt neue Impulse für das Bauwesen
Innovationen auf etwa 16 Fußballfeldern: Mit diesem Vergleich begrüßte Dieter Schäfer, Vorsitzender des Austellerbeirats der Bau-Messe in München und Vorstand der Deutschen Steinzeug Cremer & Breuer AG, die mehr als 100 Firmen und Redakteure bei den Bau-Vorgesprächen in München. Er machte deutlich, wie groß die Messe sei, die bislang zu 97 Prozent ausgebucht ist.
„Unsere ausstellenden Unternehmen treten an, um in den Bereichen Architektur, Baustoffe, Systeme und Technologien nicht weniger als ihre neuen Impulse für das Bauwesen zu präsentieren in einer Welt, die ökonomisch und ökologisch vor große Herausforderungen gestellt ist“, lud er zum Besuch der Messe ein, die vom 17. bis 22. April 2023 in München stattfindet. Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Energiekrise: Die vergangenen Jahre haben Wirtschaft und Unternehmen viel abverlangt. Und was die Zukunft noch bringt, bleibe offen.
Bezahlbarer Wohnraum und Energieeffizienz
Wegen der explodierten Energiepreise und steigenden Zinsen sei 2023 allen Prognosen zur Folge noch kein Ausweg aus der Wirtschaftskrise zu erwarten. Voller Sorge schaue die Politik weiterhin nach Russland. Die heimischen Firmen seien trotz der andauernden Krisenzeit bereit zu investieren: in Veränderung, in nachhaltige Strategien und neue Produktentwicklungen. „Die werden Sie auf der Bau im April nun mit Spannung erwarten dürfen“, so Dieter Schäfer.
Das Baugeschehen erweist sich mittelfristig als robust
Foto: Messe München
Und das sind dabei die Themen:
- Bezahlbarer Wohnraum ist in vielen Regionen nach wie vor Mangelware. Aus der Not eine Tugend machend, erobern neue Wohnkonzepte den Markt. Von Micro-Wohnen bis zu kollaborativen Lebensformen: Wenn über alle Generationen hinweg Wohnen durch Ansprüche an Klimaneutralität, Kosteneffizienz, Komfort und Energieersparnis geprägt ist, müssen bauliche Innovationen und smarte Technologien dafür den Weg ebnen.
- Energieeffizienzbleibt natürlich ein Fokus. Neben Niedrigenergie- und Passivhaus gibt es heute sogenannte Plusenergiehäuser, die mehr Energie herstellen, als für den Eigenbedarf erforderlich. Dazugehörige Themen wie Energiespeicher, Wärmedämmung, etc.
„Wie erwähnt, haben wir Aussteller auch in neue Strategien für den Klimaschutz investiert. Ein thematischer Neuzugang auf der Messe ist daher der Innovation Hub. Hier dreht sich alles um Recycling, Urban Mining und innovative Bauprozesse“, sagte Schäfer. Lange Zeit wurde „Modulares Bauen“ assoziiert mit eintönigen Standardlösungen. Heute gehören modulare Bauteile zu den Trendthemen und Lösungsbringern für nachhaltiges Bauen. Sie begünstigen effizientere Bauverfahren, bieten bessere Kontrolle über Kosten und Qualität, und beschleunigen die Bauzeiten.
60 bis 90 Prozent der Bauarbeiten werden in Hallen vorgefertigt, wodurch das Risiko wetterbedingter Verzögerungen wegfällt. Standardisierte Arbeitsabläufe helfen bei einer effizienten Einarbeitungszeit von Bauteams. Wer mehr darüber erfahren will, besucht den Innovation Hub in der Halle B/0.
Dieter Schäfer, Vorsitzender des Austellerbeirats der Bau-Messe in München und Vorstand der Deutschen Steinzeug Cremer & Breuer AG, lobte die Innovationsfreude der Bau-Unternehmen in Krisenzeiten
Foto: Christian Daitche/Fotobonn
Und wo es um Ressourcen & Recycling geht, darf der Bereich digitale Transformation nicht fehlen. Im Baubereich spielt diese eine Hauptrolle. Aus diesem Grund hat die Messe München vor drei Jahren mit der digital-Bau eine eigene Veranstaltung zu diesem Thema initiiert. Ab diesem Jahr erhalten Besucher sowohl auf der Bau in München, als auch auf der digital-Bau in Köln, Einblicke in die neusten Lösungsansätze der Bauindustrie.
Die Ergebnisse des Branchenausblicks für den deutschen und europäischen Bausektor im Zeitraum bis 2025 präsentierte das ifo-Institut im Rahmen der Bau-Informationsgespräche. Die BAU, Weltleitmesse für Architektur, Materialien, Systeme, findet von 17. bis 22. April 2023 in München statt.
Ludwig Dorffmeister, Fachreferent für Bau- und Immobilienforschung beim ifo-institut, präsentierte die Ergebnisse des Branchenausblicks für den deutschen und europäischen Bausektor
Foto: ifo-Institut
Gestiegene Bauzinsen, hohe Realisierungskosten und wirtschaftliche Abkühlung – die Baubranche steht vor zahlreichen Herausforderungen. Wie entwickelt sich die Situation für Hersteller und Anbieter von Materialien und Systemen im Baubereich mittelfristig weiter? Erste Antworten auf diese Frage gibt eine europäische Marktanalyse, an der das ifo-Instituts beteiligt war. Ludwig Dorffmeister, Fachreferent für Bau- und Immobilienforschung, stellte die Kernaussagen auf den Bau-Informationsgesprächen vor.
Europäischer Bausektor stagniert vorerst
Nach den kräftigen Zuwächsen in den Jahren 2021 und 2022 (+ 5,8 Prozent und + 3,0 Prozent) bleibt der europäische Bausektor wohl von einem erneuten Rückgang verschont. Dieses und nächstes Jahr stagniert der Markt, 2025 wächst er mit gut einem Prozent nur langsam. Zu den Impulsgebern zählen dabei die staatlichen Modernisierungshilfen im Hochbau, teils beträchtliche Investitionsbedarfe im Wohnungs- und Infrastruktursektor sowie die ab 2024 wieder deutlich positiveren wirtschaftlichen Aussichten.
„Der europäische Bausektor profitiert vor allem von der steigenden Baunachfrage in Frankreich, Spanien und Großbritannien. Dort liegen die Zuwächse zwischen zweieinhalb und knapp sieben Prozent. Insgesamt dürfte der Markt bis 2025 um rund 26 Milliarden Euro wachsen,“ erklärt Ludwig Dorffmeister.
Deutsche Baubranche verspürt weiter Gegenwind
Nach zwei verhaltenen Jahren wird die deutsche Bauleistung 2023 allenfalls schwach zunehmen. Immerhin dürfte der Nichtwohnhochbau nach der zurückliegenden Marktkorrektur im laufenden Jahr keine Einbußen mehr verzeichnen. Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung und nach dem Verdauen des Inflationsschocks legen der gewerbliche sowie der öffentliche Hochbau spätestens 2024 wieder zu. Für 2025 prognostiziert die Marktanalyse, dass der Umfang der Baumaßnahmen an neuen und bestehenden Nichtwohngebäuden hierzulande um rund ein Prozent größer sein wird als 2022. Auch der Tiefbausektor dürfte angesichts des teilweise immensen Investitionsbedarfs ab 2024 wieder Fahrt aufnehmen und bis 2025 um insgesamt zwei Prozent wachsen.
Deutlicher Rückgang des Wohnungsneubaus in Deutschland
Dass der deutsche Bausektor im Zeitraum 2021 bis 2025 letztlich nur stagnieren wird, liegt am baldigen Auslaufen der langjährigen Aufwärtsentwicklung im Wohnungsbau. Der große Bauüberhang und die langen Projektrealisierungszeiten werden den Neubaumarkt zwar vorerst stabilisieren, ab 2024 dürften die Folgen der großen Zurückhaltung aufseiten der Projektentwickler, „Häuslebauer“ und Wohnungsunternehmen aber immer stärker durchschlagen. Die Prognose von Ludwig Dorffmeister lautet deshalb: „Für das laufende Jahr ist im Wohnungssektor, der ja auch Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden umfasst, noch ein kleines Plus denkbar. Danach geht es bergab.“
Dieter Schäfer plädierte für eine Bauordnung, die offen sei für die Innovationen und neue Technologien, die die Aussteller schon jetzt auf den Weg gebracht haben. Es kann zum Beispiel einfach nicht mehr sein, dass sich jedes Bundesland seine eigene Baugesetzgebung gibt. Ohne eine Reform des geltenden Baurechts werden unterschiedliche Richtlinien für Abstandsflächen, Brandschutz, Raumhöhe, barrierefreies Bauen, die derzeit von Land zu Land differieren, zur Bremse der Bauwirtschaft. Das erhöht die Baukosten um geschätzte fünf bis 10 Prozent. Für Unternehmen, die überregional bauen, ist das untragbar. (bhw/ela)