Umbau der Wildburg in Vallendar zur Seniorenresidenz
Die 1698 in Vallendar erbaute Wildburg blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Als einstiger Adelssitz diente sie als Fabrik sowie als Kloster und Mädcheninternat. Von August 2020 bis Oktober 2022 erfolgten der Umbau und die Erweiterung zur Seniorenresidenz mit 61 hochwertigen Wohnungen.
Der Gebäudekomplex der Wildburg in Vallendar besteht aus drei Teilen: aus historischer Burg, einem Anbau aus dem 19. und einem weiteren aus dem 20. Jahrhundert
Foto: Saint-Gobain Rigips
Der Umbau der Wildburg in Vallendar unterlag wie zu erwarten denkmalschutztechnischen Vorgaben, die insbesondere im Brandschutz zahlreiche Sonderkonstruktionen erforderlich machten. Speziell zwischen den Wohneinheiten spielte auch der Schallschutz eine nicht unerhebliche Rolle. Die unterschiedlichen Gebäudeteile und der Wechsel zwischen historischem Bestand und Neubau verhinderten die Entwicklung von „Leitdetails“. Stattdessen waren immer wieder individuell abgestimmte Lösungen gefragt. Die G+K Ausbau und Sanierung GmbH stellte in Vallendar einmal mehr ihr großes Können unter Beweis und wurde bei der 13. Rigips Trophy 2021 I 2023 mit dem Sieg in der Kategorie Wohnbau belohnt.
Seniorenresidenz auf rund 3800 m2 Nutzfläche
Auch in den Funktionsräumen wie Bad und Küche mussten die alten Konstruktionsteile des Daches erhalten bleiben
Fotos: G+K Ausbau und Sanierung
Die Seniorenresidenz Wildburg umfasst drei Vollgeschosse und ein Dachgeschoss mit insgesamt rund 3800 m2 Nutzfläche und 61 hochwertigen, größtenteils barrierefreien und bis zu 120 m2 großen Wohnungen. Die Residenz befindet sich mitten in Vallendar, einer rheinland-pfälzischen Kleinstadt mit knapp 9000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Stadt am Rhein liegt 6 km von Koblenz entfernt und vermittelt mit Burg und Bürgerhäusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert einerseits den Charme längst vergangener Zeiten. Andererseits bietet sie mit guter Infrastruktur und belebter Innenstadt alles, was das moderne Leben braucht. Damit haben Stadt und Seniorenresidenz Entscheidendes gemeinsam: Alt und Neu sind hier in spannender und gekonnter Art und Weise miteinander verbunden.
Vielzahl an Systemen, Konstruktionen und Sonderlösungen
„Bauen in jahrhundertealten, unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden ist für alle Gewerke eine besondere Herausforderung“, so Maximilian Friedrich, neben Michael Koch Geschäftsführer der G+K Ausbau und Sanierung GmbH. „Bei der Seniorenresidenz kam erschwerend hinzu, dass wichtige Bauteilöffnungen erst während der Baumaßnahme stattfinden konnten und die Planung daher laufend dem Vorgefundenen angepasst werden musste. Zudem besteht der gesamte Gebäudekomplex heute aus drei Teilen: aus historischer Burg, einem Anbau aus dem 19. und einem weiteren aus dem 20. Jahrhundert. Wir haben gebäude- und sogar geschossweise völlig andere Randbedingungen vorgefunden, die alle unter einen Hut gebracht werden mussten“, sagt Maximilian Friedrich. Die gestalterische Linie und das barrierefreie, seniorengerechte Wohnen mussten ebenso sichergestellt werden wie der Denkmalschutz für den Altbau sowie ein wirksamer Brand- und Schallschutz.
Entsprechend kam in Vallendar eine Vielzahl an Systemen, Konstruktionen und Sonderlösungen zum Einsatz. „Vor allem beim Brandschutz in den Altbaubereichen mussten wir sehr oft um die Ecke denken und neue Lösungen finden. Immer wieder waren Details mit dem Bauherrn, dem Sachverständigen für Brandschutz und den Technikern von Rigips abzustimmen. Um den geforderten Brandschutz zu erreichen, haben wir im Team eine ganze Reihe von Sonderkonstruktionen mit Rigips-Systemen entwickelt.“
Historische Holzkonstruktionen erhalten und ertüchtigen
Eine der wichtigsten Aufgaben des Ausbauteams war es, im historischen Gebäudeteil die Holzkonstruktionen zu erhalten und zu ertüchtigen
Foto: Fotografie Katharina Müller
Eine der wichtigsten Aufgaben für das Ausbauteam war es, die in den historischen Gebäudeteilen verbauten Holzkonstruktionen aus Gründen des Denkmalschutzes und aus ästhetischen Gründen zu erhalten und zu ertüchtigen. So musste etwa das alte Sprengwerk so in die brandschutztechnischen Konstruktionen beziehungsweise in die Decken, Wände und Dachschrägen eingebunden werden, dass sowohl ein wirksamer Brandschutz sichergestellt als auch den ästhetischen Ansprüchen Rechnung getragen wurde.
Im Dach des ältesten Gebäudeteils blieb selbst der Windbock, der sich durch einen schleifenden Schnitt an den Kopfbändern und kleinteilige Flächen auszeichnet, erhalten. Die alten Dachbalken wurden gekonnt in die neue, unabhängige Dachkonstruktion eingebunden, übernehmen aber keine statische Funktion. „Um den Brandschutz von F90 zu erreichen, haben wir die durch Wände mit Brandschutzanforderung verlaufenden Balken sowie Stahlstützen, Träger und Diagonalaussteifung mit ,Rigips Glasroc F` in den Dicken 15 bis 25 mm geschützt“, erklärt Maximilian Friedrich. „Glasroc F“ ist eine vliesarmierte Spezial-Gipsplatte nach DIN EN 15 238-1 vom Typ GM-FH2 mit verringerter Wasseraufnahmefähigkeit und verbessertem Gefügezusammenhalt bei hohen Temperaturen. Die leistungsstarke Platte bietet größtmögliche Sicherheit für die Planung und Ausführung von Brandschutzkonstruktionen wie etwa Installationskanäle, Schachtwände, Deckenkonstruktionen und insbesondere Tragwerksbekleidungen. Auch nach langer Brandeinwirkung bleibt „Glasroc F“ noch formstabil und rissfrei.
Sonderkonstruktion für den Dachanschluss der F90-Trennwände
Ein komplexes Sonderdetail entwickelten die Ausbauprofis gemeinsam mit den Technikern von Rigips für den Dachanschluss der feuerbeständigen Wohnungstrennwände, die als beidseitig mit 2 x 12,5 mm „Rigips Die Harte“ beplankte Metall-Doppelständerwände im „System MW22DH“ ausgeführt wurden
Foto: Fotografie Katharina Müller
Ein komplexes Sonderdetail entwickelten die Ausbauprofis gemeinsam mit den Technikern von Rigips für den Dachanschluss der feuerbeständigen Wohnungstrennwände, die als beidseitig mit 2 x 12,5 mm „Rigips Die Harte“ beplankte Metall-Doppelständerwände im „System MW22DH“ ausgeführt wurden. „Die Harte“ ist eine kartonummantelte Gipsplatte mit hoher Oberflächenhärte, einem dichten Gipskern und einer geschlossenen Oberfläche. Sie ist besonders robust und zeichnet sich zudem durch hohe Schallschutzeigenschaften aus. Die perfekt geplante Sonderkonstruktion für den Dachanschluss deckt die Anforderungen der Wände an den Brand-, Schall- und Wärmeschutz gleichermaßen ab. „Um die angrenzenden Sparrenfelder nach ,Rigips-System DA31RF‘ zu ertüchtigen, haben wir zunächst zwischen den Sparren eine Unterkonstruktion aus Rigips-CD-Profilen errichtet und diese anschließend mit ,Rigips Die Dicke RF 25‘ mm beplankt“, erklärt Maximilian Friedrich. Mit „Rigips Die Dicke“ kam eine kartonummantelte Gipsplatte nach DIN EN 520, Typ DFR zum Einsatz, die über einen faserarmierten Gipskern und eine geschlossene Oberfläche verfügt. Die Platte bietet beste Voraussetzungen für die Herstellung von Wand- und Deckensystemen mit Brandschutzanforderungen und ermöglicht eine um bis zu 40 Prozent schnellere Verarbeitung, da bereits eine einlagige Beplankung zur Erzielung der notwendigen Brandschutzqualität ausreichend sein kann.
Die Sparrenfelder wurden mit dem Brandschutz-Zwischensparren-Klemmfilz „Ultimate ZKF-031“ gedämmt. Der Klemmfilz von Isover vereint die Vorteile von Glaswolle – er hat eine hohe Klemmwirkung, ein geringes Gewicht und ist hochkomprimierbar – mit dem exzellenten Brandschutz herkömmlicher Steinwolle (Schmelzpunkt > 1.000 °C). „Ultimate ZKF-031“ ist zudem mit einer Strichmarkierung ausgestattet, das erleichtert die Arbeit und sorgt dafür, dass Steildächer fast ohne Verschnitt gedämmt werden können.
Die Flankenanschlüsse der CD-Profile führten die Ausbauprofis in Sparrenrichtung systemkonform mit Rigips UD-Profilen aus. Die Beplankung wurde vollständig um die feldbegrenzenden Sparren geführt. „Um eine mögliche Wärmebrücke zu vermeiden, war ein Abstand der Beplankung von 15 mm gegen die Dachschalung einzuhalten. Die Folienführung wurde analog zum Rest des etwa 2000 m2 großen Dachstuhls auf der Unterkante der Sparren fortgesetzt. Speziell bei diesem Anschlussdetail galt es, mit größter Sorgfalt darauf zu achten, die Folie faltenfrei über den Anschluss zu führen, um den Spalt zwischen Sparrenbeplankung und Trennwandanschluss so minimal wie möglich zu halten. Die Spaltfuge wurde toleriert, da die raumseitige Beplankung der Dachschrägen, die ihrerseits als feuerhemmende Konstruktion mit Rigips-Feuerschutzplatten ausgeführt wurde, den Anschlussstreifen überdeckt.“
Anschluss der Brandwände an Kehlbalken ohne Brandschutzqualität
In Abstimmung mit dem Brandschutzsachverständigen wurde für die Holzbauteile, die Wohnungstrennwände queren, eine Lösung in Art eines Brandüberschlages erarbeitet
Foto: G+K Ausbau und Sanierung
Für den Anschluss der Brandwände nach „Rigips BW23DDRF“ an die Bohlenbretter der Kehlbalken ohne Brandschutzqualität war ebenfalls eine Sonderlösung gefragt. Die Profis der G+K Ausbau und Sanierung GmbH beplankten zunächst die Kehlbalkenlage mit „Rigips Die Dicke RF 25 mm“. „Der Wandanschluss erfolgte anschließend mit einem in seiner Breite der Wandkonstruktion entsprechenden UA-Profil. Die Öffnung des UA-Profils zeigt aus Sicht der Kehlbalken nach unten“, so Maximilian Friedrich. „Nach der vollständigen Ausdämmung des UA-Profils haben wir darüber ein UW-Profil gestülpt, an dem wir anschließend das UW-Profil der Wandkonstruktion befestigt haben. Der Anschlussstreifen ist zudem von der hochfeuerhemmenden Bekleidung der Dachkonstruktion nach ,Rigips-System DA31RF‘ überdeckt. Um die Überdeckung dieses Anschlusses zu vereinfachen, wurde die Kehlbalkenlage mit einer Konterlattung aufgedoppelt. Zur Sicherung der Anschlussfuge zwischen Dachbeplankung und Trennwand haben wir ein UD-Profil montiert.“
Ertüchtigung der Beton-Geschossdecken
Die Geschossdecken aus Beton wiesen in einem Großteil des Gebäudes eine Dicke von nur rund 10 cm auf. Die Tragfähigkeit war dabei aufgrund der geringen Spannweiten gegeben. Um auch die brand- und schallschutztechnischen Anforderungen zu erfüllen, mussten über 1500 m2 Decke nach Bauart III ertüchtigt werden. „Entsprechend des ,Rigips-Systems DB11GR‘ haben wir für die Beplankung wieder die vliesarmierte ,Rigips Glasroc F‘ in einer Dicke von 15 mm eingesetzt“, erklärt Maximilian Friedrich. Zur Verbesserung des Schallschutzes wurde die Mineralwollauflage zweilagig mit „Isover Protect BSP 40“ ausgeführt, einer Steinwolle-Platte, die neben A1-Brandschutz dank ihres optimalen Strömungswiderstands auch gute Schalldämmwerte bietet.
„Da die Sanierungsdecken in sämtlichen Bereichen sichtbar blieben, haben wir für die Fuge der stumpf gestoßenen ,Glasroc F‘ den Rigips-Papierbewehrungsstreifen verwendet. Dieser gewährleistet höchste Fugenfestigkeit und Risssicherheit. Durch die exakte Einhaltung des Fugenmaßes und das feuchtebedingte Quellen des Papierstreifens während des Einbettens war die Verarbeitung im Vergleich zum Einsatz bei gewöhnlichen Gipskartondecken allerdings eine echte Herausforderung. Die Verarbeitung war zwar aufwändiger, hat am Ende aber zum perfekten Ergebnis geführt.“
Fazit
Die Fachjury der 13. Rigips Trophy 2021 I 2023 war von der Leistung der G+K Ausbau und Sanierung GmbH und der „vorbildlichen Verbindung von Bestand und Neubau“ rundum überzeugt. „Mithilfe zahlreicher Sonderkonstruktionen, die in dieser Form nur mit modernen Trockenbausystemen realisierbar waren, haben die Ausbauprofis überzeugende Antworten auf die brand- und schallschutztechnischen Herausforderungen gefunden“, so das Votum der Experten.
Autor
Frank Ditten ist Gebietsleiter bei der Saint-Gobain Rigips GmbH in Düsseldorf.
Baubeteiligte (Auswahl)
Bauherr
Victoria S.á.r.l., Luxembourg
Architekt
PQH3 Architekten, Koblenz, planquadrathochdrei.de
Generalunternehmer
Acons Bauunternehmung, Vallendar, www.acons-bau.de
Trockenbauarbeiten
G+K Ausbau und Sanierung, Neuwied, www.guk-neuwied.de
Herstellerindex (Auswahl)
Trockenbauplatten und Profile
Saint-Gobain Rigips, Düsseldorf, www.rigips.de
Mineralwolle
Saint-Gobain Isover G+H, Düsseldorf, www.isover.de