Umbau und Sanierung des Osttraktes der Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau in Bregenz
Es ist die umfangreichste Sanierung der Klosteranlage in Bregenz: Im November 2022 hatte die Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau mit den Bauarbeiten begonnen. Der Osttrakt ist nun fertiggestellt und wurde beim „Tag der offenen Tür“ feierlich eröffnet.
Die revitalisierten Außenflächen des Osttraktes des Klosters Mehrerau mit instandgesetztem Sockelbereich
Fotos: Walser-Images
Der frisch renovierte Osttrakt ist einzugsbereit, die Sanierungsarbeiten der Abteikirche in Österreich haben jetzt begonnen: Mitte Juni lud das Kloster Mehrerau in Bregenz und zu einem einmaligen „Tag der offenen Klostertür“ ein. Besucherinnen und Besucher hatten die Möglichkeit, den Osttrakt und weitere sanierte Klosterbereiche zu besichtigen.
Der neu gestaltete Osttrakt
Der Osttrakt wurde im Kern komplett saniert und als Pflegestation sowie Wohngebäude für die Zisterzienser umgebaut. Der Zugang zum direkt angrenzenden Kapitelsaal, dem Versammlungs- und Gebetsraum der Mönche, ist nun barrierefrei und ermöglicht pflegebedürftigen Brüdern die Teilnahme an der Gemeinschaft. Im Erdgeschoss befindet sich die Pflegestation, im ersten und zweiten Stock sind schlichte Zimmer für Mönche entstanden. Auch das Dach wurde erneuert. „Durch die Umbaumaßnahmen schufen wir ein modernes Gebäude mit guter Wohnqualität, dessen Architektur im Einklang mit den Ordensregeln steht. Die einzelnen Wohneinheiten sind schlicht und zweckdienlich, der Gesundheit förderlich und lenken nicht vom Wesentlichen, dem Gebet und der inneren Einkehr, ab“, erläutert Abt Vinzenz Wohlwend.
Herausforderungen in der ersten Bauphase
„Die Bauarbeiten haben uns vor einige Herausforderungen gestellt“, berichtet Martin Epp, Projektverantwortlicher Bestandsbau von i+R Industrie- und Gewerbebau. Dabei denkt er vor allem an die Gesamtkoordination zwischen der rollierenden Planung und den ausführenden Handwerkern. „Trotz mancher Überraschung ist diese erste Bauphas aber sehr gut verlaufen“, zieht er Bilanz und spricht ein Lob an die rund 100 Handwerker aus etwa 25 unterschiedlichen Betrieben aus. „Man hat gespürt, mit welcher Demut die Arbeiter das Projekt in dem historischen und bedeutenden Bauwerk angegangen sind. Aus unserer Sicht ist ein hervorragendes Ergebnis gelungen.“ Bevor die eigentlichen Bauarbeiten beginnen konnten, waren zunächst aufwendige und zeitintensive Grabungen unter der Bodenplatte des Osttraktes notwendig – immer in Abstimmung mit dem Denkmalamt.
Überraschungen im Osttrakt
Der wiederentdeckte Steinboden aus Rohrschacher Sandstein aus dem späten 19. Jahrhundert wurde ausgebaut …
Foto: Walser-Images
… und anschließend im Dickbettmörtel neu verlegt
Foto: Walser-Images
„Unter dem in den 1960er-Jahren verlegten Steinboden haben wir einen erstaunlich gut erhaltenen Originalboden aus Rohrschacher Sandstein aus dem späten 19. Jahrhundert entdeckt“, schildert Martin Epp. Dieser wurde restauriert und wieder sichtbar gemacht. „Behutsam sind wir auch mit den insgesamt 68 Originalfenstern umgegangen. In einem aufwendigen Prozess haben wir alle vorhandenen Fenster und Flügel sorgfältig ausgebaut, nummeriert und vermessen.“ In präziser Handarbeit behandelten die Experten mit einem Restaurierungssystem, das sie gemeinsam mit der Technischen Universität Graz entwickelt haben, die einzelnen Fenster. Beschädigte Teile wurden mit passenden Materialien im originalen Stil ersetzt. Zusammen mit der wiederhergestellten Stuckdecke ergeben die restaurierten Originalfenster in diesem Bereich nun wieder das Erscheinungsbild aus der Errichtungszeit Ende des 19. Jahrhunderts.
Das vorhandene Tragsystem musste statisch ertüchtigt werden
Foto: Walser-Images
Das Gebäudeinnere wurde nach und nach behutsam zurückgebaut. „Wir haben ein statisches System freigelegt, das absolut nicht den heutigen Vorgaben für ein mehrstöckiges Wohngebäude entsprochen hat“, sagt Martin Epp. Es erfolgten Anpassungen und Ergänzungen des statischen Systems – mit Erfolg. Zur energetischen Ertüchtigung der Außenwände wurden diese von innen mit dem hoch kapillaraktiven Innendämmsystem „Röfix Renopor“ gedämmt. Rund 800 m2 Wohnraum sind nun über drei Geschosse bezugsfertig ausgebaut. Dazu kommen etwa 470 m2 für den Technikbereich und den Dachraum im „Edelrohbau“ für einen späteren Ausbau.
Restaurierung der Abteikirche
Nach Fertigstellung des ersten von insgesamt vier Bauabschnitten geht es nun mit der Renovierung der altehrwürdigen Abteikirche weiter. Die Infrastruktur wird erneuert: Zum Beispiel wird die in die Jahre gekommene Akustikanlage ausgetauscht. Außerdem werden Lichttechnik und Beheizung modernisiert. Auch in Sachen Barrierefreiheit gibt es Handlungsbedarf, weshalb unter anderem das Chorgestühl rollstuhlgerecht gestaltet wird. Zudem werden die Fenster saniert, die Innen- und Außenwände gereinigt und die einzigartige Plastik von Herbert Albrecht restauriert. Die Handwerker müssen die Hauptorgel reinigen und den Spieltisch der kleinen Orgel um einen mobilen Tisch erweitern. Die drei Seitenkapellen werden zu Beichträumen sowie zu einer Kapelle mit Reliquien der Heiligen Gallus, Bernhard und Maurus sowie von Bruder Klaus. „Um unsere Messen
allen Menschen zugänglich zu machen, installieren wir ein System, mit dem Live-Übertragungen möglich werden“, berichtet Abt Vinzenz Wohlwend. Zusätzlich entsteht ein neues Geschoss über dem Kreuzgang: eine „Verbindungs-Brücke“ zwischen West- und Ostflügel mit Aufenthalts- und Meditationsräumen für Gäste. Im Zuge dessen wird der Kreuzgang im Erdgeschoss saniert. Die Bauarbeiten werden sich über ein Jahr erstrecken. Währenddessen dient das Refektorium als Raum für die Messfeiern.
Investition in die Zukunft
Der Aufenthaltsraum im zweiten Obergeschoss des Osttrakts mit revitalisiertem, historischem Fischgrätparkett und Holzfenstern
Foto: Walser-Images
Klosterverwalter Michael Gmeinder gibt einen Einblick in die Finanzierung: „Die Investitionsvolumen belaufen sich auf sieben Millionen Euro für den Osttrakt und drei Millionen Euro für die Abteikirche. Diese finanzieren sich durch Eigenmittel, Fördergelder des Landes Vorarlberg, der Stadt Bregenz, des Denkmalschutzes sowie durch Spenden. Gelder aus den Kirchenbeiträgen erhalten wir nicht. Wir sind als Territorialabtei direkt dem Vatikan unterstellt und nicht der Diözese. Um so mehr freut es uns, dass uns die Diözese Feldkirch durch Bischof Benno großzügig unterstützt. Eine Sanierung, wie wir sie planen, ist ohne Unterstützung von Spenden nicht möglich. Wer sich an der Renovierung des Klosters beteiligen möchte, kann gerne Kontakt mit uns aufnehmen, wir sind für jeden Beitrag und jede Spende sehr dankbar.“ An der Sanierung wirkt neben dem Generalunternehmen i+R Industrie- & Gewerbebau GmbH sowie zahlreichen regionalen Handwerksbetrieben und der Klostertischlerei auch das Architekturbüro EKG Baukultur Ziviltechniker GmbH mit.
Über den Baufortschritt sowie Spendenmöglichkeiten informiert die Klosterwebsite unter www.mehrerau.at
AutorinOlga Flatz-Wimmer ist für das Marketing bei der I+R in Lauterach zuständig.
Baubeteiligte (Auswahl)
Bauherr
Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau, A-Bregenz, www.mehrerau.at
Architektur
EKG Baukultur Ziviltechniker, A-Feldkirch, ekg-baukultur.com
Denkmalpflegerische Aufsicht
Bundesdenkmalamt, Landeskonservatorat für Voralberg, www.bda.gv.at
Generalunternehmen
i+R Industrie- & Gewerbebau, A-Lauterach, www.ir-bestandsbau.com