Wie der Einbauaufwand der nachträglichen
chemischen Horizontalsperre reduziert wird
Nachträgliche chemische Horizontalsperren werden zur Reduzierung kapillar aufsteigender Feuchtigkeit eingebaut. Hierfür haben sich Injektionsverfahren etabliert. Wir erklären die Anwendungstechnik des Advanced-Verfahrens mit Hohlraumverfüllung.
Horizontalabdichtungen haben die Funktion den kapillaren Feuchtetransport im Mauerwerksquerschnitt zu unterbinden. Diese Querschnittsabdichtungen sind bei jedem Neubau in erdberührten Außen- und Kellerinnenwänden vorzufinden. Anders ist es bei älteren Gebäuden. Hier kamen Abdichtungen im Mauerwerksquerschnitt nur selten bis gar nicht zum Einsatz. Das erklärt, warum beim Bauen im Bestand das Einbringen einer nachträglichen Horizontalsperre ein wichtiger Bestandteil des Abdichtungskonzeptes ist.
In homogene Mauerwerksverbände des vergangenen Jahrhunderts lassen sich problemlos flüssige oder cremeförmige Injektionsstoffe im Bohrlochtränk- oder Niederdruckverfahren einbringen. Diese wirken nach Reaktion hydrophobierend. Durch die wasserabweisende Auskleidung der Kapillarwände wird somit der Feuchtetransport unterbunden.
Analyse des Mauerwerks
Im Naturstein- oder Ziegelmauerwerk (d > 60 cm) sind im Regelfall Fehlstellen im Querschnitt zu erwarten. Wird im Rahmen der Bauzustandsanalyse das Mauerwerk als stark hohlräumig eingestuft sind besondere Maßnahmen vor der Wirkstoffinjektion zu planen und auszuführen. Um den Einbauaufwand der nachträglichen chemischen Horizontalsperre zu reduzieren wurde das Advanced Injektionsverfahren entwickelt.
Um den Einbauaufwand der nachträglichen chemischen Horizontalsperre zu reduzieren wurde das Advanced Injektionsverfahren entwickelt
Foto: Remmers
Diese Injektionstechnik wird angewandt bei stark hohlräumigem Mauerwerk und bei hohem Durchfeuchtungsgrad. Das bereits in den 1990er Jahren als „Nass-in-Nass“ patentierte Verfahren ist eine mehrstufige Injektionstechnik. Mit der ersten Stufe werden im Niederdruckverfahren die Hohlräume und Fehlstellen zur Ertüchtigung von lockerem Mauerwerk mit schwindkompensiertem Injektionsmörtel über Bohrpacker verfüllt.
Nach dieser Injektion wird im gleichen Packer mit einer Lanze im anstreifenden Mörtel ein neuer Bohrkanal gestochen. Mit der zweiten Stufe wird der hydrophobierend wirkende Injektionsstoff mit Druck zur Verteilung injiziert. Dadurch wird eine optimale Wirksamkeit im Mauerwerk erzielt.
Unebenheiten egalisieren
Nach Festlegung der Injektionsebene wird die Mauerwerksoberfläche abgedichtet, um unkontrolliertem Abfluss der Injektionsstoffe vorzubeugen. Als Grundierung der mineralischen Oberflächen wird das verfestigende und Mauersalz hemmende „Kiesol“ 1:1 mit Wasser gemischt und gleichmäßig auf den vorbereiteten Untergrund aufgetragen. Innerhalb der Reaktionszeit der „Kiesol“-Grundierung wird die Haftbrücke mit „WP Sulfatex“ mit der Schlämmbürste aufgetragen und zur Egalisierung vorhandener Unebenheiten und Fehlstellen „WP DS Levell“ Dichtspachtel „frisch in frisch“ vermörtelt.
Die Löcher werden in einem Abstand von 10 bis 12,5 cm ins Mauerwerk gebohrt
Foto: Remmers
Nach der Verdämmung des Injektionsbereichs werden die Bohrlöcher in einem Abstand von 10 bis 12,5 cm und mit einem auf den Packer bezogenen Durchmesser mit Neigung ins Mauerwerk gebohrt. Der Neigungswinkel stellt sicher, dass mehrere kapillar aktive Lagerfugen des Mauerwerks gekreuzt werden. Das Kreuzen mindestens einer Lagerfuge bei geringem oder mehreren bei größeren Mauerwerksdicken ist empfehlenswert.
Die Bohrung ins Mauerwerk
Die Tiefe der Bohrung ist abhängig von der Verfahrenstechnik. Im Allgemeinen gilt es, den Anstellwinkel der Bohrung so zu wählen, dass mindestens 5 cm des Mauerwerksquerschnitts verbleiben. Bei unregelmäßigen Natursteinmauerwerk wird im Fugenverlauf weitestgehend erschütterungsfrei gebohrt.
Die Bohrlöcher müssen von Bohrstaub gereinigt werden. Das Ausblasen erfolgt mit ölfreier Druckluft
Foto: Remmers
Nach dem Reinigen der Bohrlöcher von Bohrstaub erfolgt durch Ausblasen mit ölfreier Druckluft eventuelles Vornässen der Bohrkanäle für die mineralische Hohlraumverfüllung. Für die hohlraumverfüllende Injektion (erste Stufe) müssen geeignete Packer montiert werden. Bewährt haben sich Kunststofflammellen- und Stahlpacker mit Verschlussstücken.
Der Füll- und Injektionsmörtel „BSP 3“ wird mit Niederdruck verpresst. Die Bohrlochsuspension ist schwindarm und besonders fließfähig
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Der fließfähige, mineralische Füll- und Injektionsmörtel „BSP 3“ oder „BSP 6“ wird bauteilabhängig mit Niederdruck (< 3 bar) verpresst. Die Bohrlochsuspension ist schwindarm, besonders fließfähig und weist einen hohen Sulfatwiderstand auf. Die mit Bohrlochsuspension verfüllten Bohrlöcher werden zur Schaffung des Wirkstoffkanals in der Erstarrungsphase mit einer speziellen Nadel, einem Prüfstab, nachgestoßen.
Das Mauerwerk ist verfüllt und verfestigt. Für die zweite Stufe, die Wirkstoffinjektion, werden die Injektionsnadeln aus dem angesteiften Mörtel nach einer Reaktionszeit von 30 bis 60 Minuten entfernt. Danach mischt der Handwerker mit geeigneten Injektionsgeräten das Konzentrat „Kiesol iK“ 1:10 mit Wasser und injiziert es mit Niederdruck (< 10 bar). Nach Beendigung der Injektion erfolgt der Ausbau der Packer und Verschluss der Bohrlöcher mit Remmers „BSP 3“, „BSP 6“ Bohrlochsuspension (standfest angemischt) oder mit „WP DS Levell“.
AutorRainer Spirgatis ist Produktmanager bei der Firma Remmers in Löningen.