Trockengespritzt
Bei der Bauwerksabdichtung werden Mauerwerksinjektionen gegen kapillare Feuchte in Sockelhöhe über
der Geländeoberkante sowie in den Kellerwänden über der Stau- und Druckwasserebene eingesetzt. Ziel der Injektion ist es, oberhalb einer Horizontalsperre die Ausgleichsfeuchte des Baustoffs wiederherzustellen.
Aufgrund fehlender oder aber mit der Zeit nicht mehr wirksamer Bauwerksaußenabdichtungen gelangt Feuchtigkeit in das Mauerwerk und steigt darin kapillar, entgegen der Schwerkraft auf, wenn eine Horizontalabdichtung des Mauerwerks nicht mehr funktionstüchtig, oder vielleicht sogar überhaupt nicht vorhanden ist.
Seit über 50 Jahren werden in immer wieder modifizierter Technik flüssig eingebrachte Wirkstoffe gegen kapillar aufsteigende Mauerfeuchte nachträglich in Mauerwerk injiziert. Die Injektionsstoffe werden dabei über Bohrkanäle in das Mauerwerk eingepresst, entweder drucklos unter Verwendung von Vorratsbehältern nach dem Schwerkraftprinzip wirkend oder im Niederdruckverfahren. Als vorbereitende Arbeit zur Senkung des Durchfeuchtungsgrades kann das Mauerwerk vorgetrocknet oder aufgeheizt werden. Durch die homogene Verteilung im Mauerwerksquerschnitt sollen die speziellen Injektionsstoffe die kapillaren Poren verstopfen, verengen oder nicht benetzbar machen oder gleichermaßen verengend und hydrophobierend wirken. In der Praxis haben sich Injektionsstoffe wie Paraffine, Silikonate, Alkalisilikat/Alkalimethylsilikonat, Siloxane, Polyacrylatgel, Polyurethanharz und Silikonmikroemulsionen bewährt.
Ein Meilenstein in der Entwicklungsgeschichte der Injektion gegen aufsteigende Feuchte stellen die erst seit dem letzten Jahrzehnt verfügbaren Produkte in cremeförmiger Konsistenz dar. Diese Cremes sind anwendungsfertig, basieren auf Silanen und/oder Siloxanen und zeichnen sich durch ihren sehr hohen Wirkstoffgehalt von bis zu 80 Prozent aus. Von den flüssigen Produkten heben sie sich insbesondere durch ihre verarbeitungstechnischen Vorteile ab, da cremeförmige Injektionsstoffe aufgrund ihrer Konsistenz selbst aus waagerecht gebohrten Bohrlöchern nicht wieder herauslaufen. Aus dem gleichen Grund müssen Kavernen und Hohlräume vor dem Verfüllen mit einer Injektionscreme nicht verschlossen werden. Zertifizierte, hochkonzentrierte Injektionscreme benötigt auch bei hohen Durchfeuchtungsgraden (bis zu 95 Prozent ± 5 Prozent) nur eine einmalige Bohrlochbefüllung.
Als anwendungstechnische Richtlinie für die Mauerwerksinjektion gegen kapillare Feuchte gilt das WTA Merkblatt 4-4-04, mit dessen Hilfe zertifizierte Injektionsstoffe gegen kapillare Mauerwerksfeuchtigkeit bezüglich ihrer Eigenschaften und Anwendungsgebiete eingeordnet werden können
Autoren
Thomas Rosenberger ist Produktmanager Bauwerksabdichtung und Fliesenlegerhandwerk bei der Remmers Baustofftechnik GmbH in Löningen, Mitglied der WTA-Arbeitsgruppe Balkone, Terrassen und Laubengänge und Sachverständiger für Abdichtungssysteme (TÜV).
Rainer Spirgatis ist Koordinator für Bauwerksabdichtung bei Remmers, DHBV Fachbereichsleiter Bautenschutz und Leiter der WTA-Arbeitsgruppe Fassade- und Sockelinstandsetzung.
Im Injektionsverfahren: Horizontalsperre in Mauerwerken gegen aufsteigende Feuchte