Wie Handwerksbetriebe den Umstieg auf
E-Nutzfahrzeuge schaffen
Die Mobilitätsbranche befindet sich im Wandel. Aktuelle Diskussionen rund um die Themen Klimawandel, Nachhaltigkeit sowie die Verbotspläne für neue benzin- und dieselbetriebene Pkw und Transporter haben ein enormes Interesse an elektrischen Fahrzeugen geweckt.
Werkstattwagen, Materialtransporter oder Lieferfahrzeuge sieht man in der elektrischen Variante noch eher selten auf deutschen Straßen. Laut des Arval Mobility Observatory Fuhrpark- und Mobilitätsbarometers 2024 setzen aktuell 16 Prozent der befragten deutschen Unternehmen auf vollelektrische Leichtlastkraftwagen (eLCV). Im internationalen Vergleich liegt Deutschland damit bei deren Nutzung sogar um fünf Prozentpunkte vor dem europäischen Durchschnitt.
Unternehmen zögern beim Umstieg auf alternative Antriebsmethoden in ihren Transporterflotten. Dank der Entwicklungen der vergangenen Monate und Jahre lässt sich die Erweiterung der eLCV-Flotte ebenso gut gestalten wie die der Pkw
Foto: Arval Deutschland / Adobe Stockphoto
Unternehmen zögern aus verschiedensten Gründen beim Umstieg auf alternative Antriebsmethoden in ihren Transporterflotten. Zu Unrecht, denn die Elektrifizierung leichter Nutzfahrzeuge kann sich durchaus lohnen. Dank der Entwicklungen der vergangenen Monate und Jahre, wie zum Beispiel dem fortschreitenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, und unter Beachtung gewisser Faktoren lässt sich die Erweiterung der eLCV-Flotte ebenso gut gestalten wie die der Pkw.
Auswahl der richtigen Fahrzeuge
Bis vor kurzem war die Anzahl der elektrischen Modelle verschiedener Marken eher begrenzt. Mittlerweile erleben wir jedoch bei einer Reihe von Herstellern einen starken Ausbau des Angebots an E-Transportern. Bei der Umstellung auf elektrische Nutzfahrzeuge sollten Unternehmen zunächst überlegen, ob es in Bezug auf Nutzlast und Fahrleistung gleichwertige E-Fahrzeuge gibt. Hat der bisherige Hersteller des Vertrauens keine gleichwertigen elektrischen Transporter im Angebot, können Unternehmen durchaus alternative Marken in Betracht ziehen.
Faktor Reichweite
Nach wie vor spielt die Reichweite eine erhebliche Rolle für Betriebe, wenn es darum geht, die Transporterflotte zu elektrifizieren. Grundsätzlich dient der vom Hersteller angegebene WLTP-Wert (Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicles Test Procedure) als gute Bewertungsgrundlage. Das Arval LCV Centre of Excellence in Großbritannien hat zudem eine unabhängige Untersuchung in Auftrag gegeben, die die Leistung von elektrischen Nutzfahrzeugen unter realen Fahrbedingungen testet. Dadurch konnten weitere Faktoren festgestellt werden, die für die Reichweite von E-Transportern wichtig sind und die von Unternehmen mitgedacht werden sollten:
Temperatur: Ähnlich wie bei Verbrennern wirkt sich die Außentemperatur auch bei elektrifizierten Fahrzeugen auf die Leistung aus. Zum einen nimmt bei Kälte der Innenwiderstand der Batterie zu, so dass weniger Energie entnommen werden kann. Zum anderen fließt mehr Energie in die Heizung des Fahrzeugs. Hier entpuppt sich gerade die Luftheizung als größter Verbrauchsfaktor. Bei Wintertemperaturen liegt die realistische Reichweite etwa 30 bis 40 Prozent unter dem angegebenen WLTP-Wert. Aber nicht nur Kälte, sondern auch der Betrieb der Klimaanlage im Sommer, verkürzt die Reichweite des Fahrzeugs.
Nutzlast: Erstaunlicherweise spielt das Gewicht in Bezug auf die Reichweite bei E-Transportern eine eher untergeordnete Rolle. So sind zwischen einem voll beladenen und einem leeren Fahrzeug Unterschiede von lediglich zehn Prozent des WLTP-Wertes zu erwarten. Damit bewegt sich das Verhältnis Gewicht zu Reichweite in einem ähnlichen Rahmen wie bei Dieselfahrzeugen. Für Fuhrparkverantwortliche bedeutet das, keine Abstriche bei Aus- und Einbauten des Nutzfahrzeugs machen zu müssen. Ein möglicher Grund für die geringen Unterschiede liegt in der Energierückgewinnung durch Bremsvorgänge. Hier wirkt sich ein höheres Gewicht sogar positiv aus.
Fahrweise und Art der Strecke: Auch hier gibt es Parallelen zu Verbrennerfahrzeugen. Denn ähnlich wie bei der Diesel-Variante wirkt sich der Fahrstil auf die Leistung und auf die Reichweite eines elektrifizierten Transporters aus. Daher empfiehlt sich eine vorausschauende, defensive Fahrweise, bei der starke Beschleunigungsmanöver vermieden werden. Darüber hinaus sind E-Transporter bei mittleren Geschwindigkeiten auf Landstraßen am effizientesten und erreichen dabei durchschnittlich 82 Prozent der angegebenen WLTP-Reichweite. Bei langsamen Geschwindigkeiten im Stadtverkehr ist mit Ergebnissen von etwa 68 Prozent, bei höheren Geschwindigkeiten auf Autobahnen mit durchschnittlich 61 Prozent des WLTP-Wertes zu rechnen.
Möglichkeiten der Fahrzeugladung
Die Fuhrparkumstellung auf elektrische Nutzfahrzeuge geschieht nicht einfach über Nacht. Mit einem zuverlässigen Partner an ihrer Seite sind Unternehmen noch besser in der Lage, ihre Flotte nachhaltig und zukunftsfähig aufzustellen
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Die Gründe für die Zurückhaltung beim Umstieg auf elektrische Nutzfahrzeuge lagen bisher auch an der begrenzten Anzahl öffentlicher Ladepunkte sowie fehlender Lademöglichkeiten bei Mitarbeitenden zuhause oder im Unternehmen. Doch vor allem im Hinblick auf die Flächenabdeckung der Ladeinfrastruktur hat sich das Angebot rasch erweitert. Nichtsdestotrotz gilt es, sich bei der betrieblichen Nutzung von Fahrzeugen folgende Fragen zu stellen:
Kann der Lieferwagen den ganzen Tag lang gefahren werden, ohne ihn aufzuladen?
Steht derzeit eine Ladestation für E-Fahrzeuge an den Orten zu Verfügung, die angefahren werden?
Gibt es ausreichend Lademöglichkeiten im Unternehmen selbst?
Nehmen die Mitarbeitenden die Transporter mit nach Hause und gibt es dort eine Lademöglichkeit?
Das Aufladen von elektrischen Nutzfahrzeugen bedarf mit Sicherheit etwas mehr Planung im Vorfeld als das Auftanken von Benzin- oder Dieselfahrzeugen. Angesichts der steigenden Kraftstoffkosten und der Einsparungen, die sich aus dem Umstieg auf E-Fahrzeuge ergeben, ist das allerdings ein Mehraufwand, der sich lohnt. Zudem setzt der Umstieg auf Elektromobilität ein deutliches Zeichen in Richtung Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Das wirkt sich positiv auf das Firmenimage aus und macht das Unternehmen attraktiver – vor allem in Zeiten des akuten Fachkräftemangels ein wichtiger Pluspunkt.
Mit den Veränderungen Schritt halten
Wie eingangs erwähnt, ist die Mobilität im Wandel. Daher sind Unternehmen gut beraten, in einen nachhaltigen und zukunftssicheren Fuhrpark zu investieren. Elektrifizierte Nutzfahrzeuge sind beispielsweise eine hervorragende Option für die Zustellung auf der so genannten letzten Meile und tragen dazu bei, dass Service- und Handwerkerfahrzeuge zu einem emissionsarmen (Stadt-)Verkehr beitragen. Doch nicht nur soziale und umwelttechnische Aspekte sind von Bedeutung, auch die Betriebskosten einer elektrifizierten Flotte stellen sich sehr positiv dar: Diese sind in Bezug auf den „Kraftstoff“ geringer und die Reparatur- und Wartungskosten fallen in der Regel niedriger aus.
Doch die Fuhrparkumstellung auf elektrische Nutzfahrzeuge geschieht nicht einfach über Nacht. Mit einem zuverlässigen Partner an ihrer Seite sind Unternehmen noch besser in der Lage, ihre Flotte nachhaltig und zukunftsfähig aufzustellen. Mobilitätsexperten, wie beispielsweise Leasinggesellschaften, verfügen über umfassendes Knowhow, das insbesondere im Bereich der Elektromobilität notwendig ist, um mit den fortlaufenden technischen Veränderungen Schritt halten zu können. Zudem entwickeln sie in enger Abstimmung mit allen Beteiligten maßgeschneiderte Konzepte, um den Fuhrpark nach den vorhandenen Möglichkeiten bestmöglich zu elektrifizieren.
AutorinKatharina Schmidt ist bei Arval Deutschland als Head of Consulting, Energy Transition, Arval Mobility Observatory und Leitung Fuhrpark tätig. Unter ihrer Leitung wurde ein „Center of Mobility Competence“ geschaffen, welches das Fachwissen aus Elektromobilität, Lade- und Tankmanagement sowie neue Mobilitätsthemen mit dem Arval Mobility Consulting Ansatz vereint.