Bauindustrie kein Inflationsgewinner

Das Statistische Bundesamt meldete für Oktober 2022 einen preisbereinigten Einbruch des Umsatzes im Bauhauptgewerbe im Vergleich zum Vorjahresmonat von real 9,6 Prozent. „Die Bauindustrie hatte damit leider keinen Rückenwind für das Schlussquartal. Im Gegenteil: Der Gegenwind wird immer stärker. Insbesondere der Wohnungsbau ist fast zum Erliegen gekommen. Hier wird ein reales Umsatzminus von 12,1 Prozent gemeldet.“

Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer der Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, die Konjunkturindikatoren für die Bauwirtschaft. Für die ersten zehn Monate 2022 wurde damit ein reales Minus von 5,3 Prozent ausgewiesen. „Unsere bisherige Umsatzprognose von minus 5 Prozent für das Jahr 2022 könnte somit obsolet sein. Eine neue Einschätzung für 2022 und einen Ausblick für 2023 werden wir im Januar bekanntgeben.“

„Schlag ins Gesicht für Bauunternehmen“

Die Bauindustrie hatte ein schwieriges Jahr 2022.
Foto: Ben Kerckx/Pixabay

Die Bauindustrie hatte ein schwieriges Jahr 2022.
Foto: Ben Kerckx/Pixabay
Anders als das ifo Institut kürzlich einschätzte, könne man die Branche nicht als Inflationsgewinner darstellen – auch wenn der Umsatz 2022 nominal noch im Plus war und das reale Minus auf überdurchschnittliche Preissteigerungen für Bauleistungen zurückzuführen ist. „Die Einschätzung ist ein Schlag ins Gesicht der Bauunternehmen, die aufgrund steigender Preise für Baumaterialien und Energie um ihre Existenz kämpfen. Schließlich konnten viele ihre gestiegenen Kosten – auch schon aufgrund langlaufender Verträge – nicht oder erst mit Zeitverzögerung an ihre Auftraggeber weitergeben.“

Dies belege eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages aus dem Frühsommer 2022, dem Höhepunkt der Baumaterialpreissteigerung. Demnach hatten nur 34 Prozent der befragten Bauunternehmen angegeben, gestiegene Kosten weitergeben zu können, 16 Prozent hatten gemeldet, dass eine Weitergabe wegen langfristiger Verträge oder fehlender Kundenakzeptanz nicht möglich sei, deutlich mehr als in der Industrie (8 Prozent).

„Angesichts der ausgesprochen schwachen Auftragslage und des starken Wettbewerbs in unserer Branche wird dies 2023 auch nicht besser werden“, fasst Müller die Situation zusammen. Demnach sei der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im Vorjahresvergleich preisbereinigt um 15,2 Prozent eingebrochen (kalenderbereinigt: - 12,9 Prozent). Da im Rahmen der ifo-Konjunkturumfrage Mitte Dezember aber 23 Prozent der befragten Bauunternehmen über Auftragsmangel geklagt hätten, dürfte es sich hierbei nicht um einen Turnaround, sondern um einen rein statistischen Bereinigungseffekt handeln. (bhw/ela)

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