11. fischer Expertenforum

Zum 11. fischer Expertenforum waren am 6. und 7. Februar über 100 Teilnehmer gekommen. Das Forum ist eine Veranstaltung von Experten für Experten, wie sich an den Fragen der Zuhörer zeigte. Moderiert wurde das Forum in gewohnt routinierter Art von Prof. Dr. Dr. Dr. Konrad Bergmeister.

Gut besucht: das 11. fischer Expertenforum
Foto: Thomas Wieckhorst

Gut besucht: das 11. fischer Expertenforum
Foto: Thomas Wieckhorst
Prof. Dr. Dr. Dr. Konrad Bergmeister eröffnete das 11. fischer Expertenforum mit einem Zitat des chinesischen Philosophen Laotse: „Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg.“ Und irgendwie schwebe dieses Zitat über der ganzen Veranstaltung und wurde auch immer mal wieder von den Referenten aufgegriffen.

BIM in Deutschland

Der erste Vortrag von Prof. Dr. Reinhard Wimmer beschäftigte sich mit BIM in Deutschland – praxisnah und transparent: Einblick in die Digitalisierung der Bauprozesse. BIM (Building Information Modelling) ist eine Arbeitsmethode, die bis zu 50 Prozent Zeitersparnis bringen kann. Zurzeit wird BIM hauptsächlich in der Planung eingesetzt. 2015 wurde mit dem „Stufenplan digitales Planen und Bauen“ BIM in Deutschland eingeführt. Derzeit wenden allerdings nur etwa 30 Prozent der Unternehmen BIM an. Drei Hürden sind hierfür verantwortlich: die kulturelle, die organisatorische und die technologische. Prof. Wimmer stellte ein modellbasiertes Informationssystem als Forschungsprojekt vor, um der Komplexität von BIM Herr zu werden. Er plädiert dafür, vom Groben ins Feine zu gehen.

Photovoltaik in der Fassade

Im Vortrag von Norbert Betzl von der Firma Solarwatt und Jan Zimmermann von der Firma fischer ging es um sonnige Aussichten – Photovoltaik in der Fassade (BIPV). Sie wollen Gebäude erschaffen, die Energie gewinnen. Die Sonne liefere 10000-mal mehr Energie, als die Menschheit pro Jahr benötigt. Vorteile von BIPV (bauwerksintegrierte Photovoltaik) an der Fassade bestehen unter anderem darin, dass sie auch bei Schnee funktionieren. Zudem sind viele Flachdächer nicht für die zusätzliche Last einer Photovoltaikanlage ausgelegt. Solarwatt liefert Glas-Glas-Photovoltaik-Module für die Fassade und bietet darauf 30 Jahre Garantie. Fischer bietet modulare Aufbausysteme zur Befestigung der PV-Anlagen auf dem Dach und an der Fassade (zum Beispiel demontierbare Systeme wie den PV-Clip oder das PV-Agraffensystem).

Kleben im Bauwesen

Prof. Dr. Matthias Neuner beschäftigte sich mit Kleben im Bauwesen: Stand der Technik, computergestützte Modellierung und Ausblick. Kleben wird eingesetzt in der Bauwerksertüchtigung, im Stahlbau, für Holz-Stahl-Verbundkonstruktionen sowie im Fassaden- und Trockenbau. Konstruktives Kleben verschiedener Materialien, also Klebeverbindungen als tragendes Element, wird immer wichtiger. Kleben ist allgegenwärtig, auch im Bauwesen. Aber wie sieht es mit der Lebensdauer aus? Prof. Neuner stellte ein Anwendungsbeispiel vor: Verklebte PV-Module, statt diese über Anker zu verschrauben. Im Fokus stand die numerische Werkstoffmechanik, also wie sich ein Werkstoff unter Belastung verhält. Dies ist komplex und eine eigene Disziplin in der Wissenschaft, erlaubt aber präzise Vorhersagen über die Dauerhaftigkeit. Er plädiert dafür, dass Ingenieuren klar definierte Methoden und Werkzeuge (Software) zur Verfügung gestellt werden. Auch duktilere Verklebungen, also solche, die ihr Versagen ankündigen, sind möglich beziehungsweise werden möglich sein, wenn die Werkstoffmechanik weiter voranschreitet.

Verankerungen mit sehr geringer Verankerungstiefe

In Prof. Dr. Jan Hofmanns Vortag ging es um die Tragfähigkeit von Verankerungen mit sehr geringen Verankerungstiefen. Mit Bolzenschubnägeln darf man zwar bis 15 mm Verankerungstiefe in Beton runtergehen, in hochfesten Beton (C70 bis C90) bekommt man die Nägel aber nicht mehr rein. Daher hat er die klassische Befestigung mit 10 mm Tiefe untersucht. Das Ergebnis: Auch der oberflächennahe Bereich ist befestigbar. Die Hauptanwendung liegt vor allem in der Sanierung.

Tragwerksverstärkung und Betoninstandsetzung

Dr. Máté Tóth von Fisco (fischer) beschäftigte sich in seinem Vortrag mit Lösungen für die Tragwerksverstärkung und Betoninstandsetzung. Tragwerksverstärkungen sind zum Beispiel bei Aufstockungen und Umnutzungen, bei Korrosion an der Bewehrung, bei Ausführungs- und Bemessungsfehlern und bei vielem mehr erforderlich. Er zeigte an zahlreichen Beispielen das Aufkleben von Stahllaschen, die Aufbetonverstärkung und Querschnittsergänzung mit konventioneller Stahlbewehrung sowie Kohlefaserlamellen (Klebelamelle, Schlitzlamelle und vorgespannte Lamelle). Bei C-Fiber Force handelt es sich um eine neue Produktfamilie bei fischer.

Künstliche Intelligenz in Unternehmen

Dr. Feiyu Xu erklärte in ihrem Vortrag zu künstlicher Intelligenz in Unternehmen: Ökosystem, Strategie, Skalierbarkeit und Governance eingangs, was es mit DeepSeek auf sich hat. Es gibt große KI-Vorhaben in den USA und in Europa. KI ist ein System, das Aufgaben ausführt, die sonst nur Menschen dank ihrer Intelligenz erledigen können. KI ermöglicht es Maschinen, sich wie Menschen zu verhalten. KI unterstützt die Mensch-Maschine-Interaktion. Voraussetzungen dafür sind Daten und Digitalisierung.

360-Grad-Service im Projektgeschäft

Dr. Ronald Mihala stellte in seinem Vortrag zum 360-Grad-Service im Projektgeschäft herausragende Projekte mit Ankern von fischer vor. 360-Grad ist ein ganzheitlicher Betreuungsansatz, von 3D-Scans inklusive Punktwolken, über BIM-Modelle mit umfangreichen BIM-Objekten bis hin zur Baustellendokumentation. Dazu gehören auch der BauBot, Sensor Disc, Sensor Bolt und vieles mehr.

Neue Bauproduktenverordnung

Andreas Kummerow, Abteilungsleiter konstruktiver Ingenieurbau beim Deutschen Institut für Bautechnik in Berlin, stellte in seinem Beitrag die neue Bauproduktenverordnung (BauPVO 2024) vor, die vor einem Monat in Kraft getreten ist. Die generelle Anwendung beginnt allerdings erst im Januar 2040. Bis dahin gibt es Übergangsregeln. Ergänzt wurden im Vergleich zur alten Verordnung die Emissionen von Bauwerken in die Außenumgebung und die nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen. Der Verbraucher ist deutlich mehr in den Fokus der Verordnung geraten.

Industrieller Holzbau

Thomas Meibert von der Firma Gropyus begeisterte seine Zuhörer zum Thema Holzsystembau im Zeitalter der Industrialisierung: Effizienz, Nachhaltigkeit und Zukunftspotentiale für den roboterbasierten Holzhausbau (Next Gen Housing-Ansatz). Die Smart Factory läuft jetzt an, in einer Halle mit 2500 Quadratmetern, 48 Robotern und etwa 185 Werkzeugen. Die Parallelen zur Automobilindustrie sind unübersehbar. Es handelt sich um eine Mischung aus industrieller Produktion und Vor-Ort-Montage. Es wird mit einem einzigen Datensatz vom Entwurf bis zur Produktion gearbeitet. Bis zu 80 Prozent der Produktion ist vollautomatisiert. Die Kosten für ein auf diese Weise produziertes Mehrfamilienhaus liegen bei 3000 Euro je Quadratmeter. Bei Gropyus wird in funktionsübergreifenden Teams gearbeitet.

Praxis und Ausklang

Danach ging es für die Teilnehmer in die Praxis mit einem Produktionsrundgang bei fischer, der Vorstellung der fischer Produkt- und Systemwelt sowie einer Vorführung des fischer BauBot samt Erklärung der Ausführung im Engelbergtunnel.

Beschlossen wurde das 11. fischer Expertenforum mit einem Vortrag von Prof. Dr. Benjamin Kromoser zu geklebten Holz-Beton-Verbunddecken und dem Resümee von Prof. Dr. Dr. Dr. Konrad Bergmeister.

Von Thomas Wieckhorst

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