Der leichte Nissan „Townstar“ im bauhandwerk-Praxistest

Nissan bietet den neuen „Townstar“ nur noch mit einer vollelektrischen Antriebsoption oder mit einem Benzin-Motor an. Fortschrittlich ist bei diesem leichten Nutzfahrzeug aber vor allem das umfassende Arsenal an Assistenzsystemen, mit dem der kompakte Transporter ausgestattet werden kann.

Der neue Nissan „Townstar“ ist das erste Modell, das im Rahmen von Nissans neuer Strategie für seine leichte Nutzfahrzeugsparte entstanden ist. Die Ziele, die Nissan damit verfolgt, sind durchaus ehrgeizig: Bis zum Jahr 2025 will die Marke eine Verdoppelung der Präsenz im Van-Markt erreichen.

Der Dritte im Bunde

Der „Townstar“ ist eine Gemeinschaftsentwicklung von Nissan, Renault (hier heißt der Transporter „Kangoo“) und Mercedes („Citan“). Auch wenn die drei Fahrzeuge eine gemeinsame Basis haben, so gibt es doch einige Unterschiede: An vorderster Stelle sind dabei die möglichen Antriebe: Denn Nissan bietet den Kastenwagen nur mit einem einzigen Verbrenner an – während es den „Kangoo“ und den „Citan“ sowohl mit Benzin- als auch mit Diesel-Motoren gibt, ist der „Townstar“ nur mit einem 1,3 Liter 4-Takt-Ottomotor erhältlich. Der Grund: Nissan verabschiedet sich langfristig mit seiner Nutzfahrzeugstrategie von Verbrennungsmotoren und will bis zum Jahr 2050 über den gesamten Lebenszyklus klimaneutrale Produkte anbieten. Der Fokus liegt daher auf der Elektrifizierung des Modellportfolios. Der „Townstar“ mit Elektroantrieb soll im Spätsommer auf den Markt kommen.

Drehmomentstarker Benziner

Daher wird unser Testfahrzeug von dem 96 kW starken Benziner angetrieben. Und das sehr überzeugend: Mit seinem Drehmoment von 240 Nm in einem für einen Benziner recht breiten Bereich von 1600 bis 3500 Umdrehungen pro Minute bietet der Verbrenner ausreichend Kraft, selbst wenn man das zulässige Gesamtgewicht von knapp zwei Tonnen ausnutzt. Absolut überzeugend – gerade im Vergleich zu den sonst in Nutzfahrzeugen üblichen Diesel-Motoren – ist die Ruhe, mit der der Motor seine Arbeit verrichtet. Viel leiser dürfte ein Elektromotor auch nicht sein. Erst auf der Autobahn macht sich der Antrieb etwas stärker sound-mäßig bemerkbar, aber auch hier noch mit einem sehr komfortablen Niveau. Natürlich liegt der Verbrauch mit 6,7 Litern auf 100 km (im WLTP-Testzyklus) höher als bei einem Diesel.

Praktisch und komfortabel

Auch der Innenraum des „Townstar“ unterstreicht den komfortablen Eindruck: Die Materialien sind hochwertig, die Sitze bequem. Zudem bieten zahlreiche Ablagen viel Platz für die unterschiedlichsten Dinge, die man so im Arbeitsalltag braucht: Das fängt beim über die gesamte Innenraumbreite verlaufenden Fach am Fahrzeughimmel an, reicht über die tiefe Ablage in der Mittelkonsole und endet noch lange nicht mit dem sehr praktischen Fach über dem Lenkrad. Es bietet mit zwei USB-Anschlüssen und einer 12-Volt-Steckdose optimalen Platz für Smartphone und Co. Praktisch ist auch die Smartphone-Halterung, die man sehr leicht von der linken Seite des Faches auf die rechte „umstecken“ kann.

Dominiert wird das Cockpit von einem 8-Zoll-Display, über das unser Testwagen in dem Ausstattungsniveau N-Connect verfügt. Über diesen zentralen Bildschirm lassen sich dank Smartphone-Einbindung via Apple CarPlay und Android Auto auch die persönlichen Apps direkt im Fahrzeug nutzen. Allerdings ist das Display bei der Bedienung, zum Beispiel bei der Eingabe neuer Ziele in die Navigation, recht träge. Hier könnte etwas mehr Rechenpower nicht schaden.

Zahlreiche Assistenten

Dafür verfügt der „Townstar“ an anderer Stelle über Rechenpower satt: Denn für ihn sind mehr als 20 teilweise neue Technologien für mehr Komfort und Sicherheit im Alltag verfügbar. So bietet unser mit dem Technologie-Paket ausgestatteter Testwagen unter anderem einen intelligenten 360-Grad-Flankenschutz, eine Rückfahrkamera, einen Seitenwind-Assistenten, ein intelligentes Notbremssystem mit Fußgänger- und Fahrradfahrer-Erkennung sowie integriertem Kreuzungsassistenten, einen Spurhalte- und Totwinkel-Assistent, eine Verkehrszeichenerkennung und einen intelligenten Einpark-Assistenten.

Leicht zu beladen

Das alles macht den Arbeitsalltag mit dem „Townstar“ deutlich komfortabler. Und arbeiten kann der Kastenwagen: In seinen knapp über 1800 mm langen Laderaum passen zwei Europaletten und rund 550 kg Ladung. Darüber hinaus lassen sich bis zu 1500 kg Anhängelast (gebremst) an den Haken nehmen. Bei unserem Testwagen ist der Frachtraum über sich um 180 Grad öffnende Flügeltüren am Heck sowie eine seitliche Schiebetür zugänglich. Die Schiebetür überzeugt durch ihre Leichtgängigkeit: Sie lässt sich wortwörtlich mit dem kleinen Finger öffnen und aufziehen. Dabei hilft auch der I-Key, mit dem das Öffnen und Starten des „Townstar“ möglich ist, ohne dass dazu der Schlüssel aus der Hosentasche genommen werden muss. In der Kombination kann man ohne Probleme den Laderaum öffnen, auch wenn keine Hand frei ist.

Gutes Gesamtpaket

Fazit: Der Nissan „Townstar“ bietet einiges für sein Geld. Er überzeugt mit seinem Benzin-Motor, mit vielen praktischen Details und seiner guten Ausstattung mit Assistenzsystemen. Der Einstiegspreis für den „Townstar“-Kastenwagen mit dem Benziner beträgt 19 250 Euro, unser Testwagen mit seiner umfangreichen Ausstattung kostet 25 620 Euro (jeweils zuzüglich Mehrwertsteuer). Im Preis enthalten ist auch eine Fünf-Jahres-Garantie bis 160 000 km Laufleistung. Sie umfasst eine Lackgarantie, Originalteile und -zubehör sowie eine Pannenhilfe.

Autor

Dipl.-Ing. Olaf Meier studierte Maschinenbau und arbeitet als freier Fachjournalist. Er lebt in Mönchengladbach und schreibt unter anderem als Autor für die Zeitschrift bauhandwerk.

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