Moderne leitete radikale Abkehr von tradierten Gestaltungsformen ein
die Moderne leitete in der Architektur eine radikale Abkehr von tradierten Gestaltungsformen ein. Die Freude am Schmuck in und am Gebäude wurde als überflüssige Last empfunden. Einer der wichtigsten Wegbereiter der Moderne war der österreichische Architekt Adolf Loos. In seiner berühmten Schrift „Ornament und Verbrechen“ heißt es: „Ornament ist vergeudete Arbeitskraft und dadurch vergeudete Gesundheit […] Heute bedeutet es auch vergeudetes Material, und beides bedeutet vergeudetes Kapital […] Der moderne Mensch, der Mensch mit den modernen Nerven, braucht das Ornament nicht, er verabscheut es“, schrieb Adolf Loos bereits 1908. In den Bauten der Wiener Werkbundsiedlung, die von 1930 bis 1932 im Westen der Innenstadt auf der grünen Wiese entstanden, sah Loos seine Vorstellungen von Gestaltung für den modernen Menschen verwirklicht. Nach Plänen von 32 Architekten und einer Architektin entstanden dort seinerzeit 70 Einfamilienhäuser. Einer dieser Architekten war Adolf Loos. Die beiden dort von ihm zusammen mit seinem Mitarbeiter Heinrich Kulka entworfenen Doppelhäuser wurden jüngst nach Planung des Wiener Büros p.good Praschl-Goodarzi Architekten saniert. Eines davon, bei dem die Restaurierung des historischen Linoleumfußbodens als mustergültig angesehen werden kann, stellen wir ab Seite 18 in dieser Ausgabe der bauhandwerk vor.
Mit nicht einmal 100 Quadratmetern Wohnfläche ist das Loos-Haus in Wien nicht gerade eine Villa. Auch das Haus Pungs, das 1932 nach Plänen des Bildhauers und Architekten Paul Rudolf Henning in Kleinmachnow nahe Berlin entstand, liegt von der Wohnfläche her bei rund 100 Quadratmetern. Beide Wohnhäuser zeigen, dass die Planer der Moderne zu allererst für den Menschen bauen wollten. Kein Luxus oder gar Prunk, sondern Wohnraum. Wie die Handwerker das Haus Pungs nach Planung der Berliner Architekten Müller-Stüler und Höll sanierten, zeigen wir ab Seite 13 in allen Einzelheiten.
Die beiden vor rund 90 Jahren entworfenen Wohnhäuser zeigen, wie gut die auf das Wesentliche reduzierten Gebäude auch heute noch funktionieren.
Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht