Neues Element in funktionaler Einheit für den Gastronomie-Anbau der Rohmühle in Bonn

Einen Gastraum erweitern, Alt und Neu verbinden – das waren die zentralen Ansätze der Umgestaltung der Gastronomie in der Rohmühle Bonn. Eine Stahlkonstruktion mit beweglichen Senkrechtelementen als Wintergarten erhält den historischen Charakter des Gebäudes und verleiht ihm einen  modernen Kontrast.

Als eine der ältesten Portland-Zement-Fabriken in Deutschland und Europa, ist die 1858 erbaute Rohmühle in Bonn ein historisches und denkmalgeschütztes Gebäude. Zusammen mit der benachbarten Direktorenvilla und dem Wasserturm hat sie einen Symbolcharakter für die Standortentwicklung Bonner Bogen. Bereits 2006 wurde sie vom Architekt Karl-Heinz Schommer umgebaut, um einen gläsernen Riegel ergänzt und somit etwas moderner gestaltet. Heute beherbergt der Komplex Büros sowie eine Gastronomie im Erdgeschoss. Letztere sollte um einen wettergeschützten Außenbereich erweitert werden. 

Zunächst war seitens des Bauherren Bonn Visio Rohmühle GmbH ein reines Terrassendach geplant. Als dann Ausstattungsthemen, Komfort und Nutzbarkeit über das Jahr hinweg thematisiert wurden, entwickelte sich schnell der Wunsch nach einem voll nutzbaren und beheizten Anbau. Ziel des Projekts war es, das Flächenangebot des Restaurants zu erweitern. „Da die Rohmühle im Ensemble der ehemaligen Bonner Zementfabrik unter Denkmalschutz steht, galt es eine bauliche Lösung zu finden, die sich als neues Element klar vom Bestand durch seine Eigenständigkeit abgrenzt aber gleichzeitig eine funktionale Einheit mit dem Bestand bilden kann“, erklärt Dipl.-Ing. Architekt Ulrich Griebel von der GPG Ulrich Griebel Planungsgesellschaft mbH seinen Entwurf.

Innen und außen miteinander verbunden

Als Fläche für die Erweiterung bot sich die ehemalige Terrasse an, die von ihrer Exposition zum Rheinufer hin eine hohe Attraktivität besitzt. Durch den als Wintergarten geplanten Anbau konnten bauordnungsrechtliche und denkmalrechtliche Bedenken gegen eine Erweiterung ausgeräumt werden, die Planung wurde in enger Abstimmung mit den beteiligten Ämtern durchgeführt. Die Terrasse wurde Richtung Rhein vergrößert und mit einer Sichtbetonstützwand und Ziegelpflasterbelag im Fischgrätverband komplett neugestaltet. Der Belag wurde auch im Wintergarten verbaut, so dass der Eindruck entsteht, es handelt sich mehr um einen Außenraum als um die Gastronomiefläche im Inneren des Gebäudes. Unterstützt wird dies auch durch die Möglichkeit, den Wintergarten durch eine Glas-Faltwand zum Gebäude hin komplett abzutrennen und zum Außenbereich zu öffnen. „Die Wahl fiel auf den Spezialisten für bewegliche Glasfassaden Solarlux, weil die Glas-Faltwand ohne komplizierte Handhabung vollständig zu öffnen ist. Das System bietet gestalterisch ansprechende Profilbreiten und es sind ebenfalls hohe sowie breite Elemente lieferbar“, erläutert Architekt Ulrich Griebel.

Die verbauten Glas-Faltwand-Systeme „Highline“ und „Ecoline“ bieten mit einer schlanken Ansichtsbreite von 99 mm im Flügelstoß maximale Glasflächen und eine nahezu transparente Durchsicht. Das Herzstück der Glasfassade ist ein multifunktionaler Isoliersteg, der verschiedene technische Details ineinander vereint und so schlanke Profile bei großen Elementen, hohen Gewichten und besten Wärmedämmwerten ermöglicht. Aufgrund der leichtgängigen und verschleißarmen Edelstahllaufwagentechnik sowie der barrierefreien Bodenschiene, eignet sich die Glas-Faltwand von Solarlux optimal für die Gastronomie in der Rohmühle. Im Ziehharmonika-Prinzip lassen sich die Glaselemente auf einer Gesamtbreite von etwa 12 m auffalten und als schmales Paket an der Seite parken. So verbinden sie nahtlos den Innenraum mit dem Wintergarten. Zusätzlich öffnen die Fassaden den Wintergarten auf allen drei Seiten und ermöglichen so die Vergrößerung der vorgelagerten Terrasse. Doch auch im geschlossenen Zustand lassen sie großzügige Ausblicke vom Gastraum auf den Rhein zu.

„Wenn die innenliegende Glas-Faltwand geöffnet ist – und das ist sie fast immer – dann ist der Übergang in den Wintergarten fließend. Sie nehmen ihn natürlich wahr, weil sich der Raum vor allem nach oben öffnet, der Bodenbelag wechselt und alles sehr hell ist. Funktional eine Einheit, formal zwei verschiedene Welten,“ beschreibt Architekt Ulrich Griebel die Funktion der Glas-Faltwand, die zum Entwurfsgedanken der Raumerweiterung passt. Der Stahlbau besteht im Wesentlichen aus einem Schmetterlingsdach, wobei der kurze Schenkel als Kaltkonstruktion Richtung Rhein hin auskragt, der lange Schenkel als Warmkonstruktion am Gebäude auf Konsolen aufliegt. Die Haupttragachse besteht aus einem geschweißten U-Profil, das auf vier Stützen aufgelegt das Rückgrat der Konstruktion bildet und vor der Längsfassade des Wintergartens steht. Es übernimmt gleichzeitig die Entwässerung der gesamten Dachkonstruktion.

Der komplette Wintergarten ist als thermische Hülle ausgebildet, da aus Behaglichkeitsgründen die Beheizung des Wintergartens gewünscht war. Diese erfolgt über eine Fußbodenheizung unterhalb des Pflasterbelages, der im Wintergarten extra auf ein Maß von etwa 20 mm kalibriert und auf einen Heizestrich wie eine Fliese geklebt wurde.

Autorin

Kristina Bleischwitz ist Architektenberaterin bei der Solarlux GmbH in Melle.

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