Alles waagerecht

Beim Umbau des Amtsgerichts in Neu-Ulm waren maßgeschneiderte Bodenlösungen für einen extrem unebenen Alt-Untergrund mit begrenzter Tragfähigkeit und Aufbauhöhe gefragt. Für eine schnelle und leichte Fußbodenkonstruktion kam ein neues System aufeinander abgestimmter Verlegewerkstoffe von Uzin zum Einsatz.

Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude des Baye-
rischen Amtsgerichts Neu-Ulm wurde im Jahr 1899 errichtet. Die Institution ist auf mehrere Gebäude verteilt, die nun teils denkmalgerecht saniert werden mussten. Die vom staatlichen Bauamt Krumbach geplante Erweiterung, der Umbau sowie die Sanierung der Gebäude in der Schützenstraße sollten in kurzer Zeit durchgeführt werden, um einen reibungslosen Ablauf der Gerichtstätigkeit zu ermöglichen. Dazu gehörte auch der schnelle Aufbau eines verlegereifen Untergrunds. Während im Erdgeschoss der Zement-
estrich CT30 eingesetzt wurde, stellten die beiden Obergeschosse die Planer vor größere Herausforderungen. Denn hier bestand der Untergrund aus extrem unebenen verschraubten OSB-Platten und einer gleichzeitig sehr begrenzten Aufbauhöhe. Insgesamt galt es, auf einer Fläche von 500 m2 Unebenheiten zwischen 20 und 120 mm zügig auszugleichen und in allen Räumen Parkett schubfest und lösemittelfrei nach TRGS 610 zu verlegen.

Schneller und flexibler Bodenausgleich

Die Planer des staatlichen Bauamts Krumbach kontaktierten das Beratungsteam von Ufloor Systems, das nach einem Ortstermin detaillierte Vorschläge und maßgeschneiderte Bodenlösungen für das Projekt vorlegte. Für den Ausgleich der großen Unebenheiten im vorhandenen Untergrund schlugen die Fachleute Uzin-Turbolight vor, ein neues System aufeinander abgestimmter Verlegewerkstoffe zur Herstellung schnell belegreifer Untergründe. Das System ermöglicht einen flexiblen und großflächigen Niveauausgleich vom 5 bis 300 mm bei extrem geringem Flächengewicht und hoher Festigkeit. Gerade auch bei begrenzter Aufbauhöhe, Ausbrüchen oder durchhängenden Decken ist diese Fußbodenkonstruktion geeignet.

Aufbau des neuen Bodensystems

Den Unterbau des Turbolight-Systems bildet der schnelle Leichtausgleichsmörtel Uzin NC 194 Turbo, der sich flexibel an unebene Untergründe anpasst und die auftretenden Lasten auch bei Ausbrüchen gleichmäßig auf den tragenden Untergrund beziehungsweise die tragende Decke verteilt. Als zweite Komponente kommt das Renoviervlies RR 201 aus hochzugfesten Langglasfasern zum Einsatz. Diese sind mit einem wasserlöslichen Kleber fixiert, der sich auflöst, sobald der Dünnestrich NC 195 als dritte Komponente aufgespachtelt wird. Die Armierungsfasern bilden mit dem Dünnestrich einen hochfesten Faserverbundwerkstoff, der zu einem außergewöhnlich hohen Lastaufnahmevermögen des Gesamtsystems beiträgt. Nach DIN 1055 können damit alle Lastanforderungen der Klassen A für Wohnflächen sowie der von B1 und B2 für Büroflächen erfüllt werden. Die Verlegewerkstoffe sind erhärtungs- und trocknungsbeschleunigt, lassen sich mit gängiger Estrich- und Spachtelmassentechnik aufbringen und sind sehr schnell belegereif.

 

Ausführung im Amtsgericht

Im Amtsgericht wurde in einem halben Tag die OSB-Konstruktion abgeschliffen und mit einer Einkomponenten-PUR-Schnellgrundierung als Feuchtesperre grundiert. Anschließend brachten die Handwerker Randdämmstreifen auf allen aufgehenden Bauteilen an. So werden Schallbrücken und eine starre Verbindung der Schichten vermieden. Der Leichtausgleichsmörtel konnte innerhalb von zwei Tagen mit der Estrichpumpe auf 500 m² verlegt werden. Durch seine geschmeidige Konsistenz ist er verformungsfrei und spannungsarm. Die Trocknungszeit der 20 bis 120 mm dicken Schicht lag bei nur 24 Stunden. Auf dem grundierten Untergrund wurde dann das Renoviervlies aufgerollt, zugeschnitten und die Bahnen vollflächig und mit 2 cm Überlappung lose ausgelegt. Auf dieser Glasfaserarmierung konnte der Dünnestrich in einer Auftragsdicke von 20 kg/m² direkt verteilt werden. Er ist eingestuft als nicht brennbar in Brandklasse A1fl und somit auch problemlos in Gängen und Fluren einsetzbar. Nach dem Abbindeprozess schnitten die Handwerker in den Türdurchgängen schließlich die Schalltrennfugen ein. Generell vorteilhaft bei Renovierungen in Altbauten: Mit 10 dB besitzt das Turbolight-System auch eine bemerkenswerte Trittschalldämmung und ist hoch wärmedämmend.

Schließlich wurden die ausgehärteten Böden abgeschliffen, um eine griffige Oberfläche zu erhalten. Danach wurde eine Einkomponenten-PUR-Schnellgrundierung aufgebracht und ein Breitlamellen Stabparkett mit dem lösemittelfreien Zweikomponenten-PUR-Klebstoff Uzin MK 92S verklebt, abgeschliffen und grundiert. Nachdem die Fugen vollflächig verkittet waren, lackierten die Handwerker das Parkett in drei Schichten mit dem passenden Pallmann-Lacksystem.

Autor

Dr. Norbert Arnold ist Leiter Technischer Produktservice Uzin bei der Uzin Utz AG in Ulm.

Unebenheiten lassen sich mit dem Turbolight-System übergangslos von 5 mm bis 300 mm ausgleichen

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