Aus der Forschung: Dämmputz mit Aerogel
Die Schweizer Materialforschungsanstalt Empa und die Fixit AG haben im Rahmen einer Forschungspartnerschaft einen Putz auf Basis von Aerogel entwickelt, der doppelt so gut isoliert wie übliche Dämmputzsorten. Seine Wärmedämmeigenschaften lassen sich laut Hersteller mit denen von Polystyrolplatten vergleichen.
Mit dem Fixit 222 Aerogel Hochleistungsdämmputz auf Basis von Aerogel sind in der Altbausanierung unverändert aussehende, verputzte Fassaden möglich, während zugleich Dämmwerte erreicht werden, die bislang nur mit Polystyrolplatten realisiert werden konnten. Die Proben des Aerogel-Putzes ergaben eine Wärmeleitfähigkeit von 0,028 W/mK – doppelt so gut isolierend wie Dämmputz, den es heute zu kaufen gibt. Nachdem das Produkt alle Laborversuche, Bewitterungstests und auch den Einsatz an einer Reihe von Testgebäuden erfolgreich überstanden hatte, wird der Aerogelputz seit Anfang des Jahres in der Schweiz vertrieben – der Verkauf in weiteren europäischen Ländern ist für die nächsten Jahre geplant.
Empa-Bauphysiker Thomas Stahl und seine Kollegen wählten als entscheidendes Zuschlagsmaterial den wohl besten Dämmstoff, der industriell zurzeit hergestellt werden kann: Aerogel. Das verwendete Granulat besteht zu rund 5 Prozent aus Silikat – der Rest ist Luft. Aerogel wurde bereits in den 1960er Jahren zur Isolation von Raumanzügen eingesetzt und hält 15 Einträge im Guinness-Buch der Rekorde, darunter denjenigen als „bester Isolator“ und „leichtester Feststoff“. Im Baubereich wird Aerogel bereits eingesetzt, etwa als einblasbarer Isolierstoff für Mauerzwischenräume oder in Form von Dämmplatten aus Faservlies.
Fixit 222 kann innen ebenso wie an geschützen Außenflächen verarbeitet werden. Er wird mit einer speziell für Dämmputz ausgerüsteten Verputzmaschine auf den vorbereiteten Untergrund aufgebracht – möglichst ohne längere Unterbrechungszeiten. Bei einem mehrschichtigen Aufbau muss der Handwerker die aufgebrachte Putzschicht vor dem Erhärten gut aufrauen. Als Untergründe sind Backstein, Kalksandstein, Naturstein, Bruchsteinmauerwerke sowie rau geschalter Beton geeignet. Stark oder unterschiedlich saugende Untergründe benötigen vorbereitend einen Anwurf mit Vorspritzmörtel.
Vor dem Alltagseinsatz auf der Baustelle waren knifflige technische Probleme zu lösen: Aerogel-Kügelchen sind extrem leicht, fast gewichtslos und sie lassen sich leicht zerbröseln. Um den Putz für die maschinelle Verarbeitung tauglich zu machen, brauchte es einigen Forschungsaufwand. Die Vorteile, die das neue Produkt mit sich gebracht hat, gehen über die guten Dämmwerte hinaus, findet Thomas Stahl. Um die Optik einer alten Hauswand zu erhalten, eigne sich ein Verputz am besten. Und auch beim Auskleiden von verwinkelten Treppenhäusern, Rundbögen und Stützmauern sei das Zuschneiden von Dämmplatten ein mühseliges Geschäft: „Eine Innenverkleidung aus Dämmputz lässt sich wesentlich schneller aufbringen. Außerdem liegt der Putz direkt auf dem Mauerwerk auf und lässt keine Lücken, in denen Feuchtigkeit kondensieren kann.“
Hochdämmender Aerogel-Putz mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,028 W/mK