Fassadensanierung an Wohnhäusern des Berliner Septimer Viertels mit Aerogel-Dämmputz

Auf den Fassaden von fünfzehn Wohnbauten des Berliner Septimer Viertels wurde Dämmputz mit Aerogel auf einer Fläche von rund 28 000 m2 aufgebracht. Damit ist der Hochleistungsdämmputz aus der sprichwörtlichen Nische heraus.

Meist wird Dämmputz mit Aerogel auf kleinen Flächen aufgebracht. Dies liegt nicht zuletzt am zurzeit noch vergleichsweise hohen Preis für das Aerogel im Vergleich zu herkömmlichen Dämmstoffen. Dennoch handelt es sich aufgrund der geringen Schichtdicke und der Einsparung von Anschlüssen, um ein wirtschaftliches System. Cobot Industriepark Höchst Building, der in Deutschland derzeit größte Anbieter von Aerogel, arbeitet allerdings auch daran, den Superdämmstoff günstiger zu machen. Das ist jedoch nur bei einem kontinuierlichen Produktionsprozess möglich und lohnt sich auch nur dann, wenn eine entsprechend große Menge abgefragt wird. In Berlin wurden vor kurzem fünfzehn Wohngebäude des denkmalgeschützten Septimer Viertels mit dem AerogelDämmsystem „Histobran“ auf einer Fläche von insgesamt rund 28 000 m2 gedämmt. Damit ist der Hochleistungsdämmputz aus der sprichwörtlichen Nische heraus. Die „Weichen“ sind für eine großflächige Anwendung gestellt. Aber was macht das Aerogel im dort verwendeten Dämmsystem eigentlich so besonders?

Das Prinzip Dämmung … 

… beruht darauf, dass Luftmoleküle in Poren eingeschlossen und dadurch in ihrer Beweglichkeit und damit auch an der Mitführung von Wärme gehindert werden. Bei Dämmputzen wird der sonst im Putz enthaltene Sand gegen Dämmstoff getauscht. Herkömmliche Dämmputze leiten mit 0,07 bis 0,1 W/mK Wärme aber eigentlich immer noch ziemlich gut. Entgegen ihres Namens dämmen sie daher letztlich trotzdem nur wenig. Das liegt an den in diesen Putzen verwendeten Dämmstoffen, deren Poren so groß sind, dass sich Luftmoleküle darin immer noch gut bewegen können. Aerogel dämmt dagegen mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,019 W/mK sehr gut.

Aerogel ist kein bestimmter Werkstoff, sondern die Bezeichnung für eine nanoporöse Struktur. Man könnte also aus so ziemlich allem Aerogel machen, auch aus sehr teurem Material, nimmt aber lieber Sand, da Aerogel vom Herstellungsprozess her ohnehin schon teuer genug ist.

Winzig kleine Poren (Nanoporen) sind im Aerogel dafür verantwortlich, dass sich die wenigen davon eingeschlossenen Luftmoleküle schlecht bis gar nicht im Material bewegen und damit auch keine Wärme transportieren können.

Denkmalgerechte energetische Sanierung

Die fünfzehn Wohnblöcke im Berliner Stadtteil Reinickendorf entstanden in der Zeit von 1959 bis 1964 im Rahmen des „Demonstrativbauvorhabens“ Septimer Viertel. Mit mehr als 1000 Wohnungen verteilt auf insgesamt 26 Wohngebäuden wollte man damals der Wohnungsnot begegnen.

Sechs Jahrzehnte hatten dort an der Putzfassade ihre Spuren hinterlassen. Die Wohnungen waren zu Beginn der 1960er auf dem neuesten Stand der Technik. Davon konnte man aus energetischer Sicht beim verputzten Ziegelmauerwerk heute jedoch nicht mehr sprechen. Warum also nicht energetische Sanierung und Putzerneuerung miteinander verbinden?

Um die Anforderungen des Denkmalschutzes mit denen einer energetischen Ertüchtigung der Fassade zu verknüpfen, bot sich ein Hochleistungsdämmputz an. Dieser passt sich deutlich besser dem Untergrund an und kann so auch Unebenheiten besser ausgleichen als ein Plattendämmstoff der anschließend verputzt wird. Die Bauherrin und das mit der Planung beauftragte Büro GFP Real Estate Concepts GmbH aus Berlin entschieden sich für das „Histobran-System“ von cerabran. Kern des Systems ist der Hochleistungsdämmputz „Histobran Fixit 222 Aerogel“. Durch seine sehr niedrige Wärmeleitfähigkeit von 0,028 W/mK reichte für die Fassadenflächen der Wohnbauten eine Gesamtputzdicke von nur 2,5 cm für die energetische Ertüchtigung der Außenwände aus.

Dünnschichtputz für den Denkmalschutz

Zunächst legten die Handwerker einen Vorspritz als Zementmörtelanwurf auf dem Altputz vor. Auf dem zuvor zum Teil an die Fassade gedübelten Putzträger aus Rippenstreckmetall trugen sie dann direkt den Aerogel-Hochleistungsdämmputz mit der Maschine auf. Natürlich kann der Putz auch von Hand verarbeitet werden, was bei einer Fläche von mehreren tausend Quadratmetern aber keinen Sinn macht. Anschließend wurde der Dämmputz mit der Traufel geglättet und darauf ein Armierungmörtel mit Armierungsgewebeeinlage aufgebracht. In Anlehnung an das ursprüngliche Erscheinungsbild kam darauf ein eingefärbter Steinputz mit einem Anstrich mit „Histobran“ Silikatfarbe zur Ausführung.

Teufel im Detail

Bekanntlich steckt der Teufel aber häufig im Detail. Dies war auch bei den denkmalgeschützten Fassaden der Wohngebäude des Berliner Septimer Viertels nicht anders. Denn die eigentliche Herausforderung bestand für die mit der Sanierung beauftragten Handwerker nicht in der enormen Fläche der zu sanierenden Fassaden, sondern im Detail in Gestalt der die Gebäudeoptik prägenden Betonfensterrahmen. Diese sollten aus Sicht des Denkmalschutzes in ihrer Wirkung erhalten bleiben. Da die Betonfensterrahmen 11 cm aus der Altputzoberfläche herausragen, hätte ein Anputzen des 2,5 cm dicken Dämmputzsystems die Optik der Fassade verändert, was nicht im Sinne des Denkmalschutzes gewesen wäre. Daher haben die Handwerker den Dämmputz unmerklich konisch an die Fensterrahmen angeputzt, so dass sich die Rahmentiefe um lediglich 1 cm verringert. Dies war aus energetischer Sicht aber nur deshalb möglich, weil das Gestaltungselement der Betonfensterrahmen nur bei den ungeheizten Treppenhäusern auftritt. So können trotz der stark reduzierten Dämmputzdicke hier keine Wärmebrücken entstehen.

Autor

Dipl.-Ing. Thomas Wieckhorst ist Chefredakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

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