Büros aus altem Parkhaus

Das Hamburger Büro gmp-Architekten ist mehr durch Projekt in Fernost bekannt – so meint man zumindest. Nun baute Meinhard von Gerkan in seiner Geburtsstadt Riga auf einem alten Parkhaus Büros. Beim Innenausbau waren außergewöhnliche Brandschutzlösungen gefragt.

Der Umgang mit Bestandsbauten ist selten besonders einfach. Der Bestand stellt zusätzliche Aufgaben an die Planung und Ausführung der Arbeiten. Oft braucht es eine mutige Idee. So eine, wie sie Meinhard von Gerkan bei der Umwandlung eines Parkhauses in ein Bürogebäude für die lettische Staatsbank gehabt hat. Die „Citadeles Moduli“ in seiner Geburtsstadt Riga prägt heute mit ihren vier markanten Kuben das rechte Ufer der Düna.


Farbige Lamellen und Granit in Riga

Schon seit 1994 versuchten Investoren in Riga wiederholt an dieser Stelle ein Bürogebäude zu errichten. Nach diversen Vorschlägen, die allesamt von der Baubehörde abgelehnt wurden, hat Meinhard von Gerkan mit seinem Büro gmp-Architetken einen an die Markthallen der Stadt angelehnten, sehr modernen Entwurf für die Umplanung des bestehenden Parkhauses eingereicht. Die kubistischen Module, die dem Gebäudekomplex den Namen geben, fanden Gefallen und wurden zügig von der Baubehörde genehmigt. Abstimmen mussten sich die Bauherren darüber hinaus allerdings noch mit der Unesco, denn die Innenstadt von Riga gehört zum Wertkulturerbe.

Das bestehende Parkhaus blieb vor allem aus funktionellen Gründen erhalten, dessen oberstes Decke wurde sogar mit einem Konferenzsaal versehen. Über die alte Stahlbetonkonstruktion des Parkhauses setzten die Mitarbeiter des Hamburger Architekturbüros vier neue Gebäudeeinheiten. Außen sind diese mit einer Lamellenfassade in Herbsttönen gestaltet, die im Kontrast zur streng geometrischen Granitverkleidung stehen, die den Gebäuden eine quadratische Kubatur zuteilt. Unterbrochen werden die gradlinigen Formen nur durch die runden Außenaufzüge.


Farbe schafft Ordnung im Inneren

Im Inneren haben die Designer vom Büro M+ Design aus Hamburg alles konsequent durch Farben kodiert: Die Flure sowie die öffentliche Bereiche werden zum Beispiel von der dominanten Farbe Rot gekennzeichnet. Alle Flure sind mit geradlinigen Wandverkleidungen belegt, in die für das Auge angenehme Beleuchtung eingearbeitet wurde. Ein roter Teppich im wörtlichen und übertragenen Sinn begleitet die Klienten der Bank bis zum Platz des Beraters. Hochwertige Materialien, wie Holz, Leder und Chrom schaffen ein dezentes Umfeld.

Anspruchsvoller Brandschutz bei der Raumgestaltung

Bemerkenswert gelöst ist die Integration des Brandschutzes in die Eingangsbereiche zwischen den einzelnen Modulen des Gebäudes. Da das hohe Eingangsfoyer über das erste Geschoss ragt, entsteht hier eine Balustrade. Das Foyer als eigener Brandabschnitt musste über die gesamte Höhe des Raumes gegen den Durchtritt von Flammen und Rauch abgesichert werden. Doch nicht allein die Höhe, auch die nahtlose Integration der Brandschutzelemente in die Innenraumgestaltung musste gelöst werden.

Im Erdgeschoss gliedern zwei Säulen die Öffnung zu Fahrstuhl und Treppenhaus in drei Durchgänge. Die Firma Hörmann lieferte für die Situation eine den funktionellen und gestalterischen Anforderungen gleichermaßen entsprechende Lösung. Den mittleren Durchgang verschließt eine T 30-Feuerschutztür aus einer schmalen Aluminium-Rohrrahmenkonstruktion. Die benachbarten Räume werden durch eine Festverglasung abgesichert, die aus derselben Profilkonstruktion wie die Tür besteht und zugleich geschickt abgestimmt die Taktung der Holzverschalung an den benachbarten Wänden aufnimmt und optisch fortsetzt. Oberhalb der Geschossdecke setzen die Aluminiumrahmen mit dem Funktionsglas das Erscheinungsbild fort. So fügt sich der Brandschutz beinahe naturwüchsig in die Hallengestaltung ein. Nicht nur hier: Auf allen Etagen passen sich die vollflächig verglasten Rohrrahmentüren mit schmalen Profilen in Anthrazit in die Gesamtgestaltung ein.

Neben Aluminium-Brandschutztüren lieferte der Hersteller auch Stahl-Feuerschutztüren auf die Baustelle nach Riga. Die zu den Etagenverteiler-Räumen führenden Feuerschutztüren kann man hinter den in Holz gestalteten „Tapetentüren“ überhaupt nicht mehr erkennen. Eine Besonderheit stellen auch die Etagen-Zugangstüren in den hinteren Treppenhäusern dar. Die Türen sind Bestandteil der hochwertig gestalteten Wandverkleidung. Dazu wurden stumpf einschlagende STS-Türen von Hörmann bauseitig beplankt. Auf diese Weise verlaufen die horizontalen Linien der Beplankung über die Türen hinweg und machen sie praktisch unsichtbar.

Die Festverglasung ist geschickt auf die Taktung der Holzverschalung abgestimmt

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