Fachärzte im Nobelhotel
Umbau des ehemaligen Nobelhotels Krebs in Donauwörth
Gezeichnet von Leerstand, Plünderungen und Feuer verfiel das ehemalige Nobelhotel Krebs in Donauwörth innerhalb von 17 Jahren zu einem Schandfleck. Die Rettung des kulturhistorisch bedeutsamen Gebäudes kam 2007 mit der Umnutzung zum Fachärztezentrum Maximilium, das 2009 eröffnet wurde.
In exponierter Lage am Ufer der Donau gelegen, bot das lang gestreckte, dreigeschossige Bauwerk mit imposanter klassizistischer Fassade einst ein ehrwürdiges Entree zur damals freien Reichsstadt. Zugleich genutzt als Bahnstation und als Anlegestelle für Donau-Dampfschiffe, bescherten Reisende und Prominenz der beliebten Luxusherberge im 18. und 19. Jahrhundert viel Glanz und ein volles Haus.
Als der Bahnhof der Stadt Donauwörth verlegt und wenig später die Dampfschifffahrt eingestellt wurde, nahm die Blütezeit des Hauses im Jahre 1877 ein jähes Ende. Lediglich als Gasthof blieb das Hotel Krebs im 19. und 20. Jahrhundert bestehen. Ab 1993 schlossen sich auch diese Türen. Das Bauwerk dämmerte fortan vor sich hin, und viel Wasser floss die Donau herunter, bis mit den Planungen für das Fachärztezentrum endlich Rettung in Sicht kam.
Moderne Nutzung für historisches Baudenkmal
Dank privatem Investor und der Unterstützung von Kommunal- und Landespolitik gelang es letztlich, ein zulässiges, modernes Nutzungskonzept für das historische Baudenkmal zu finden und die Finanzierung für die sehr umfangreichen Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten auf die Beine zu stellen.
Der erste Bauabschnitt umfasste die Instandsetzung der klassizistischen Fassade, außerdem die komplette Sanierung des Dachtragwerks und des erhaltenswerten Treppenhauses im Westflügel. Parallel dazu konzentrierte man sich im zweiten Bauabschnitt auf die gesamte Innensanierung, sprich die Umgestaltung und Anpassung der Innenräume an ihre neue Nutzung als fachärztliches Kompetenzzentrum. Es erfolgten der Anbau eines Treppenhauses mit behindertengerechter Aufzugsanlage auf der Nordseite des Gebäudes, der Abbruch eines Anbaus auf der Ostseite sowie die Gestaltung der Außenanlagen.
Enorme Schäden
Die Dokumentation der Schadensbilder an der Fassade ist lang. Der Beurteilung offensichtlicher Schäden folgten umfangreiche Probenahmen und Laboruntersuchungen. Ein Auszug: Auf den ersten Blick erkennbar, zeigten die meisten Fensterachsen senkrecht zum Teil über die gesamte Gebäudehöhe verlaufende baudynamische Risse. An den Glattputzflächen aus überwiegend kalkgebundenen, unterschiedlich dicken, weichen und sehr harten Putzlagen und einem sandenden Oberputz, traten an allen Gebäudeseiten, abhängig vom Durchfeuchtungsgrad der Fassadenflächen, Putzschäden bis hin zu Putzzerstörungen und Hohlstellen auf.
Hohllagigkeit, Spannungen sowie Abplatzungen als Ergebnis von Haftungsstörungen zwischen Oberputz und Untergrund waren typische Schadensbilder, auch an Fenstereinfassungen und -bekrönungen sowie an allen Putzanschlussstellen in Zusammenhang mit Einblechungen. Sehr in Mitleidenschaft gezogen waren auch die Trauf- und Gurtgesimse, in zwei Schichten bestehend aus gipshaltigem Kalkmörtel, der bei Wasserbeaufschlagung stark erweicht. Der Quaderputz im Erdgeschoss ließ an allen Seiten beträchtliche Feuchte- und Salzbelastungen vermuten. Die Analysen bestätigten das Vorhandensein erheblicher Mengen bauschädlicher Salze. Nur etwa 25 Prozent des Altputzes ließen sich erhalten, wobei die Nordseite ganz erneuert werden musste.
Die Sanierung des ehemaligen Hotels Krebs erforderte eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen den Planern, dem Architekturbüro Zimmermann und Keller aus Donauwörth, der ausführenden Firma Behrend & Petzold aus Glauchau, den Vertretern der Denkmalpflege und dem Spezialbaustoffhersteller BASF Wall Systems mit Sitz in Marktredwitz. BASF war von der Bauzustandsanalyse über das putztechnische Instandsetzungskonzept, die Auswahl der einzusetzenden Produkte und die Lösung technischer Probleme bis hin zur beratenden Betreuung von Planern und ausführenden Firmen maßgeblich an der Sanierung beteiligt.
Putzinstandsetzung mit Sonderrezepturen
Für die Instandsetzung der Fassaden entfernten die Handwerker dort, wo eine Ergänzung möglich war, die nicht tragfähigen Oberputzreste. Für den Neuverputz wurden die betroffenen Flächen bis zum tragfähigen Mauerwerk entfernt. Nach einer gründlichen aber schonenden Reinigung nahm man sich der baudynamischen Risse an. Hierzu erfolgte eine Untergrundabkopplung des Putzsystems auf einer Breite von etwa 20 cm zu beiden Seiten des Risses. Mit Trennvlies und Stauss Fassadenmatte wurden die Risse anschließend fachgerecht überbrückt. Der nachfolgende Putzaufbau erhielt zusätzlich im oberen Drittel der oberen Putzlage eine weitere Verstärkung mit Rajasil Armierungsgittergewebe.
Eine besondere Herausforderung war die Entwicklung von Putz-Sonderrezepturen: In Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege und insbesondere mit dem Stuckrestaurator und Bildhauer Thomas Salveter aus Oberbechingen tastete man sich schrittweise an eine dem historischen Vorbild weitestgehend entsprechende Oberputz-Sonderrezeptur heran. Der Anfertigung von Musterplatten folgte die Lieferung kleinerer Materialmengen. Erst nachdem sich die Probeachsen am Gebäude bewährt hatten, kamen die Sonderrezepturen Rajasil Spritzputz grob und Rajasil Spritzputz sockelgeeignet am Gebäude zum Einsatz.
Unerwartet starke Durchfeuchtung
Weniger erfreulich: Aufgrund der Analyseergebnisse waren die Sanierungsspezialisten davon ausgegangen, dass weite Teile des Trauf- und Gurtgesimses erhalten werden konnten und Ausbesserungen zur Instandsetzung ausreichend sein würden. „Stark eindringendes Niederschlagswasser führte jedoch zu deutlich stärker durchfeuchteten Teilbereichen und änderte im bereits fortgeschrittenen Stadium der Arbeiten das vorgesehene Instandsetzungskonzept für die Gesimse“, erklärt BASF-Bauberater Dieter Schaller. „Wir konnten“, so Schaller, „alle Beteiligten davon überzeugen, dass für die Gesimse in den feuchte- und salzgeschädigten Bereichen Rajasil Sanierputz SP3 das geeignete Material zur Sanierung ist, da es die bauschädlichen Salze speichert und so über einen sehr langen Zeitraum Ausblühungen an der Oberfläche verhindert“. Mit Rajasil Gesimsziehmörtel grob und fein, einem schnell erhärtenden, leicht zu verarbeitenden Werktrockenmörtel zur Herstellung von Fassadenstuck und zur Reprofilierung bestehender Stuckelemente, gingen die übrigen Arbeiten an den Gesimsen und weiteren Schmuckelementen der Fassade problemlos voran.
Aufgrund des hohen Durchfeuchtungsgrades und der hohen Konzentration bauschädlicher Salze einigte man sich auch beim Quaderputz im Erdgeschoss auf den Sanierputz SP3 als Unterputz. Auf der gesamten Nordseite des Bauwerks wurde ausschließlich SP3 verwendet. Im Erdgeschoss brachten die Handwerker schließlich die sockelgeeignete Sonderrezeptur Rajasil Spritzputz grob als Oberputz auf. Die Sonderrezeptur Spritzputz grob (nicht sockelgeeignet) kam als Oberputz an den Fenstereinfassungen und -bekrönungen, an den Gauben, Gesimsen und Bossen zum Einsatz.
Abgesehen von der Nordseite, entschied man sich auf allen anderen Fassadenseiten für eine Beschichtung der Glattputzflächen mit Rajasil Trasskalkputz mittel als Unterputz und Trasskalkputz fein als Oberputz. Aufgrund einer weitgehend spannungsfreien Erhärtung wurde die Gefahr von Rissbildungen dadurch deutlich reduziert. Ein Schlussanstrich gab dem Bauwerk am Donauufer seine historisch vorgegebene grünlich-graue Farbgestaltung zurück. Eine zusätzlich eingebaute Horizontalsperre, oberhalb des erdberührten Bereichs, im Rajasil Mehrstufen-Injektionsverfahren ausgeführt, verhindert fortan aufsteigende Feuchtigkeit.
Sanierung eines kulturhistorisch bedeutsamen Bauwerks mit klassizistischer Fassade