Putz mit Besenzug

Unterschiedliche Strukturen werden unter dem Begriff Besenputze zusammengefasst. Die Gemein­samkeit dieser verschiedenen Putze und Strukturen besteht in der Verwendung eines Besens zur Oberflächengestaltung. Mit diesem Werkzeug wurde gezogen, gedrückt, gestupft und geschlagen.

Bei den Besenputzen entstehen durch die unterschiedli­che Handhabung des Besens unterschiedlichste Struk­turen. Nach Art der Ausführungen werden auch die Putze benannt: Besenschlagputz, Besenstrichputz, Besenzugputz. Während im Mittelalter nur entsprechend vorbereitete Reisigbunde zum flächigen Stupfen rauer Putzflächen benutzt wurden, experimentierte man in der Neuzeit mit der Wirkung verschiedenster Mörtelzusammensetzungen, Oberflächenstrukturen und Stupfinstrumente. Auch mit modernem Putz können heute Oberflächen wie den Besenzug hergestellt werden. Diese Mörtel sind sehr feinkörnig, gut kellengängig und haben ein gutes Stehvermögen. Diese Putzstrukturen wurden in einer zweilagigen Verarbeitung erstellt. Als Unterputz diente meist der vorhandene und zurückgearbeitete Altputz beziehungsweise Kellenwurf. In der heutigen Zeit werden diese Putze auf Kalk-Zementputze und auch auf der Armierungsspachtelung eines WDVS-Systems aufgebracht. Die Wirkung der Oberfläche ist abhängig von der Mörtelzusammensetzung (Sieblinie) und der Modellierung der Putzfläche. Der Oberputz wird angetragen und eingeebnet. Während der Ansteifungsphase werden die Flächen mit dem Rutenbesen abgezogen, waagerechte und senkrechte Strukturen sind üblich. Die Rutenbesen müssen so gebunden werden, dass eine möglichst breite und weitgehend ebene Zugfläche entsteht. Einen solchen Reisigbesen sollte man etwa 30 Minuten vor dem Zug wässern.

Bei der Verarbeitung als Besenzug sollte beachtet werden, dass nicht zu große Flächen angetragen und eingeebnet werden. Das Ansteifen des Mörtels und die möglich Verarbeitung hängen von der Zeit und dem Saugverhalten des Untergrunds ab. Daher sollte der Putz vorsichtig nachgenässt werden. Verarbeitungsmängel beziehungsweise Arbeitsunterbrechungen werden sonst durch deutliche Horizontal-/Vertikalabsätze in der Fassade sichtbar.

Autorin

Dipl.-Ing. Heike Pfaff ist Leiterin der Bauberatung von Rajasil und Handlungsbevollmächtigte der Heck Wall Systems GmbH in Marktredwitz.
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