Große Bandbreite
Entscheider in der Industrie, Teil 2: SAKRET in Berlin
Mit Peter Aping, dem Geschäftsführer der Sakret Trockenbaustoffe Europa GmbH & Co. KG, hat sich die BAUHANDWERK-Redaktion in Berlin auf der Baustelle des ehemaligen Hauses der Einheit getroffen, um über das Unternehmen in Zeiten der Wirtschaftskrise zu sprechen. Die anschließende Führung auf der Baustelle übernahm Bauleiter Uelver Sava von der Firma Figo aus Berlin.
Den widersprüchlichen Prog-nosen, die über den Fortgang der Weltwirtschaftskrise kursieren, schenke er nicht allzu viel Beachtung, erklärt Peter Aping: „Fakt ist, dass 2009 in Deutschland die Wirtschaftsleistung in Folge der Krise um etwa fünf Prozent schrumpfen wird. Das wird für alle Wirtschaftsbereiche weitreichende Folgen haben – natürlich auch für die Bauwirtschaft mit ihren 1,5 Millionen Beschäftigten.“
Allerdings habe die Bauwirtschaft, im Unterschied zu Branchen wie dem Anlagen- oder Automobilbau, im letzten Jahrzehnt unter einem unablässigen Anpassungs- und Bereinigungsdruck gestanden: „Salopp gesagt – die Baubranche ist quasi von Haus aus krisengewohnt. Jetzt also die Finanzkrise.“
Der weitaus größte Teil der Bestandsbauten sei allerdings im Zeitraum zwischen 1950 bis 1990 gebaut, habe also noch lange nicht seine Gebrauchsfähigkeitsgrenze erreicht, führt Peter Aping aus. Unter dem Vorzeichen des „Bauens im Bestand“ gewinne das Bauhandwerk zusätzlich an Bedeutung: „Wenn Umbau, Modernisierung, Renovierung und Sanierung die beherrschenden Themen im Markt werden, können wir als der führende Werktrockenmörtel-Spezialist dazu viel beitragen.“
Kostenreduktion ist für Peter Aping nicht der Königsweg aus der Krise, auf keinen Fall eine alleinig wirksame Maßnahme: „Die Überprüfung der Kostenstruktur ist eine permanente Managementaufgabe, in guten wie in schlechten Zeiten. Wenn man Kostenreduktion in einer Art Reflexhandlung auf die Krisensituation betreibt, dann wird schnell an den falschen Stellen gespart – das schädigt nicht zuletzt auch die Motivation in einem Unternehmen.“ Sakret habe daher schon vergleichsweise früh auf die Umbrüche des Marktes reagiert, vor allem im Verhältnis zu „einem unserer Marktpartner, dem Bauhandwerk“. Bereits 2007 hat das Unternehmen zum Beispiel die „Einer muss es können“-Kampagne gestartet, die nicht die Leistungen des Baustoffherstellers Sakret in den Vordergrund stellt, sondern die Leistungen des Bauhandwerks als die eigentlichen „Macher“ von Bauwerken. Peter Aping konkretisiert: Das qualifizierte Bauhandwerk mit seinem baupraktischen Erfahrungs- und Umsetzungswissen werde mehr und mehr zum gleichberechtigten Partner in der Vorbereitung eines Objektes. Für Sakret wiederum würden im Baubestand die Auftragsgrößen kleinvolumiger und vielteiliger. Gleichzeitig steige in der Objektabwicklung die Beratungs- und Abstimmungsintensität stark an. „Dieses veränderte Markt- und Kundenverständnis ist für die Sakret-Gruppe natürlich kein Ziel, das per Managementbeschluss schon durchgängig praktizierte Realität wäre. Wir sind selbst in einem Umformungsprozess, da wir davon überzeugt sind, dass sich künftig Hersteller, Handel und Handwerk zusammen mit Architekt und Fachplaner als Leistungsallianz verstehen müssen.“
Peter Aping sieht eine substantielle Änderung des Marktes: „Nun müssen auch seine Akteure mitziehen. Die Frage wird sein, inwieweit Bauen überhaupt – ob Neu- oder Bestandsbau – sich wieder stabil auf der Liste der erstrangigen Investitionen platzieren kann. Aus diesem realen Auftragsvolumen gilt es dann, dem Bauherren und Investor gemeinsam langfristige Produkt- und Bauqualität anzubieten. Diese Strategie ist ja auch, wenn ich das richtig sehe, die redaktionelle Intention Ihres Fachtitels BAUHANDWERK, der sich für ein verantwortungsvolles, selbstbewusstes und kooperationsfähiges Fachhandwerk stark macht.“
Die Konsequenz, mit der Sakret strategisch den Weg in Richtung Bauhandwerk geht, zeige auch der neue Internet-auftritt unter www.sakret.de:
„Auf den Online-Seiten findet der User einerseits alle wichtigen Informationen zum Unternehmen, den Systemen und den Produkten. Gleichzeitig wurde der Themenkreis aber auch um bedeutsame Fragen rund um das Bauhandwerk erweitert. Das Informationsspektrum deckt hier die gesamte Geschäftstätigkeit des Handwerks ab.“ Überhaupt ist man bei Sakret davon überzeugt, dass Kommunikation für die gesamte Bauwirtschaft die Schlüsselqualifikation schlechthin ist: „Jede Investition, Planung und Ausführung kann nur so gut sein, wie die Information, auf der sie beruht“, bringt Peter Aping es auf den Punkt. „Deshalb sehen wir im effizienten Informationsaustausch zwischen den Baubeteiligten ein absolutes Erfolgskriterium – nicht nur in den angesprochenen Krisenzeiten.“
Durch die Fokussierung auf das Thema Bestandsbau mit seiner eindeutig komplexeren Ausgangslage gegenüber dem Neubau verändert sich für Sakret das Pflichtenheft der Produktentwicklung ebenso wie das der Sortimentsgestaltung. Sakret biete einerseits das umfassendste Werktrockenmörtel-Programm des Marktes, mit den klassischen Grundbaustoffen wie Mauermörtel, Putzmörtel, Estriche oder Fliesenkleber an, andererseits die Systembaustoffe für das Sanieren, Renovieren und Modernisieren von Mauerwerk, Fassaden, Balkonen bis hin zur Betoninstandsetzung von Infrastrukturbauwerken wie Brücken, Wasserbauwerken, Abwasser- und Kläranlagen. Eine wesentliche Ursache für diese Bandbreite der angebotenen Lösungen sei das bundes- und europaweite Lizenznehmermodell der Marke Sakret: „Dessen dezentrale Produktions- und Lieferstruktur ermöglicht eine ausgeprägte Regionalisierung des Angebots, das gegebene Faktoren wie die Immobilienstruktur, Architekturstile, spezifische Bautechniken oder Gesetzesvorgaben besonders gut berücksichtigen kann.“
Sakret sei zwar eine internationale Marke, betreibe aber immer ein lokales Geschäft. „Unsere große Stärke ist es, überall direkt vor Ort und damit dicht am Kunden zu sein,“ sagt Peter Aping selbstbewusst. „Daher verfügt unser Außendienst auch über ein breites Kompetenzprofil, mit Spezialisten in den Bereichen des Fachhandels und der Verarbeitung ebenso wie auf dem Gebiet der Architektur und Planung. Kurz: Für gute Ergebnisse benötigt man immer auch gute Leute – so ist Sakret zur Marke geworden, und anders könnte man in diesem Geschäft auch gar nicht erfolgreich sein.“
Eine Prognose – wo wird das Unternehmen Sakret Ende des Jahres 2010 stehen – will Peter Aping nicht abgeben: „Wir sind nicht ausgerichtet auf kurzfristige Konjunkturprognosen im halb- oder gar vierteljährlichen Rhythmus. Die Fokussierung auf die Umsetzung mittel- und langfristiger Maßnahmen entspricht mehr unserer Firmenphilosophie. Für die nächsten drei bis fünf Jahre sind wir jedenfalls sehr gut aufgestellt. Zielsetzung ist es, die führende Trockenmörtel-Marke in Deutschland und Europa zu sein – mit einem wesentlich größeren Gewicht in den Märkten, die wir gerade ausbauen, besonders in Osteuropa.“