Grundlage - Estriche in der Altbausanierung

In alten Gebäuden müssen zumeist die vorhandenen Holzbalkendecken den heutigen bautechnischen Anforderungen angepasst werden. In erster Linie wird dazu auf der Decke eine geeignete Lastverteilungsplatte benötigt, auf die jeder Bodenbelag aufgebracht werden kann. Dafür eignet sich am besten ein schwimmender Estrich, manchmal genügen auch Spanplatten oder Trockenestrich-
elemente auf einer Schüttung. Der Estrich muss zur Aufstellung von Möbeln geeignet sein, darf also keine Eindrücke von Möbelfüßen hinterzulassen. Außerdem wird ein hoher Anspruch an den Trittschallschutz, an die Wärmedämmung und den Brandschutz gestellt.

Auf die zuvor untersuchten und gegebenenfalls instandgesetzten Holzbalken der Decke muss der Handwerker zunächst anstelle der alten Fußbodendielen eine neue Verbretterung aus Rauspundbrettern aufbringen. Darauf kann ein Elektriker anschließend die benötigten Versorgungsleitungen fachgerecht verlegen. Die Hohlräume zwischen den Leitungen können mit Dämmplatten oder einer Perliteschüttung gefüllt werden. Die Dämmschichten müssen genauso wie der Estrich selbst zur Vermeidung der Schallübertragung von allen angrenzenden Bauteilen getrennt werden. Mit der Dämmschicht entsteht eine glatte, waagerechte, fugenlose Oberfläche, auf der zunächst eine Abdeckung aus Bitumenpapier, Ölpapier, Pappe oder Kunststofffolie verlegt wird, damit die Estrichmasse und eventuelle Feuchtigkeit nicht eindringen können. Auf dieser Abdeckung kann der Handwerker die folgenden Estriche einbauen.

Gussasphaltestrich

Lastverteilungsplatten aus Gussasphalt sind bei der Sanierung von Altbauten, bei denen eine geringe Aufbauhöhe gefordert wird, schon seit langem sehr beliebt. Gussasphaltestrich kann nach DIN 1996-13 „Prüfung von Asphalt; Eindringversuch mit ebenem Stempel“ in vier Härteklassen hergestellt werden: in GE 10, 15, 40 und 100. Normalerweise wird er gemäß VOB/C DIN 18354 in einer Dicke von 30 mm auf einer Perliteschüttung oder auf Trittschalldämmplatten schwimmend eingebaut. Die geringe Konstruktionshöhe ist ein besonderer Vorteil des Gussasphaltestrichs. Tatsächlich kann der Aufbau, allein auf den Estrich bezogen, auf etwa 20 mm reduziert werden, wobei dann das Gewicht pro Quadratmeter allerdings relativ gering ist. Bei Gussasphaltestrich von 20 mm Dicke darf die Trittschalldämmung darunter nur maximal 30 mm dick sein. Das ist natürlich hinfällig, wenn Unebenheiten auf dem Untergrund ausgeglichen werden müssen. Solch ausgleichendes Verziehen des Asphaltestrichs ist zudem sehr problematisch. Besser ist es, die Unebenheiten durch andere Materialien, beispielsweise durch Dämmstoffschichten, auszugleichen. Verlegt man Gussasphalt in einer Dicke von mehr als 40 mm, so muss er zweilagig eingebracht werden.

Gussasphalt reagiert bei Erwärmung an heißen Sommertagen und natürlich auch im Brandfall auf Punktlasten – hier kann es zu Eindrücken von Möbelfüßen kommen. Auch seine Dampfdichtheit muss man berücksichtigen: Besonders, wenn im letzten Stockwerk unter dem Dachgeschoss Bäder oder andere Nassräume liegen, sollte man besser auf Gussasphaltestrich im Dachgeschoss verzichten oder zumindest die ausreichende Belüftung der Nassräume sicherstellen.

Gussasphalt wird mit einer Verarbeitungstemperatur von bis zu 250C eingebaut. Dadurch können übermäßig hohe Raumtemperaturen entstehen. Deshalb müssen die Räume während des Einbaus gewissenhaft belüftet werden, damit es nicht zu Wärmespannungen, beispielsweise am Fensterglas, kommt. Die Oberfläche des Gussasphalt-
estrichs muss der Handwerker unmittelbar nach der Verlegung mit so viel Sand abreiben, dass nach dem Erkalten des Estrichs ein Überschuss an nicht gebundenem Sand auf der Oberfläche verbleibt. Bei fachgerechter Abstreuung des Gussasphaltestrichs mit feinem Sand und bei Einbau einer schalldämmenden Randleiste an den Wänden können etwa vier Stunden nach der Abkühlung alle Standardbodenbeläge aufgebracht werden. Der Estrich kann bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit verlegt werden. Außerdem ist er unempfindlich gegenüber Wasser und aufsteigender Feuchtigkeit, weil er wasserundurchlässig ist. Ein gewissenhafter Fußbodenverleger wird vor dem Einbau seines Fußbodens auf einem Gussasphaltestrich grundsätzlich eine Temperaturmessung der Estrichoberfläche durchführen, um so zum Beispiel verschiedene Temperaturzonen infolge von nicht fachgerecht unter dem Estrich verlegten Heizungsrohre zu erkennen und daraus resultierende Schäden zu vermeiden.

Durch sein plastisches Verhalten verbessert Gussasphalt-estrich den Trittschall einer Decke deutlich. Um jedoch erhöhte Schallschutzanforderungen erfüllen zu können, fehlt ihm das erforderliche Flächengewicht. Deshalb sollte zuvor in die Balkenzwischen­räume einer Holzbalkendecke eine entsprechend schwere Sandschüttung oder Leicht­beton eingebracht werden.

Calciumsulfat-Fließestrich

Fließestriche aus Calciumsulfat nach DIN EN 13454-1 werden immer häufiger im Altbau und auf Holzbalkendecken schwimmend eingebaut. Gegenüber konventionellen Estricharten, wie Zementestrich, kann man in günstigen Fällen eine um etwa 5 mm geringere Aufbauhöhe erzielen. Nach erfolgter Oberflächenbearbeitung – Anschleifen, Grundieren und schließlich Spachteln – können alle Standardbodenbeläge aufgebracht werden. Das Brandverhalten des Fließestrichs ist vergleichbar mit dem von Zementestrich.

Das Anwendungsproblem auf Holzbalkendecken liegt aber darin, dass dieser Estrich fließend, also sehr nass eingebaut wird. Daher benötigt er beim Einbau eine dicht verschweißte Unterlagsbahn, um die Dämmschicht und die Holzbalken vor Durchfeuchtung zu schützen. Das verhindert, wie beim Gussasphaltestrich, die Dampfdiffusion und kann vor allem über nicht ausreichend belüfteten Bädern und Nassräumen im Geschoss darunter zu Schimmelbildung und anderen Feuchteschäden führen. Dazu kommt, dass dieser Estrich wie alle Gipsbaustoffe oder Anhydrite auf Feuchte stark reagiert, also nicht resistent genug ist. Wenn man Bäder in die Altbauwohnungen einbauen will, muss also eine wirksame Dichtungsschicht zwischen dem Fließestrich und den Bodenfliesen eingebaut werden.

Ein weiterer Schwachpunkt entsteht als Folge der verringerten Auflast beim Trittschallverhalten des schwimmend verlegten Fließestrichs. Er weist einen ungünstigeren Schalldämmwert auf als Zementestrich. In den meisten Fällen kommt man nicht umhin, stärker dimensionierte Schalldämmplatten unter dem Estrich zu verlegen als sie bei einem Zementestrich nötig wären. Der Vorteil der geringeren Aufbauhöhe wird dadurch meistens aufgehoben.

Der Einbau solch nassen Materials in den Altbau hat aber noch weitere unangenehme Folgen:

Das verdunstende Wasser des Fließestrichs wird als Wasserdampf in der Luft in alle angrenzende Bauteile wie Mauerwerk und Wärmedämmung transportiert und durchfeuchtet diese, zumal er nicht durch Zugluft, also bei geöffneten Fenstern, ausgetrocknet werden darf. Es können infolgedessen Salzschäden in den feucht gewordenen Mauern auftreten, während auf feuchten Hölzern das Risiko des Pilzwachstums besteht.

Eine Zwangstrocknung nach Abbinden des Fließestrichs kann hingegen zu Schwindrissen führen. Es ist daher nicht empfehlenswert, im Altbau auf großen Flächen Fließestriche einzusetzen.

Steinholzestrich

Der Magnesia- oder Steinholzestrich wurde früher auf Holzbalkendecken am häufigsten verwendet. Steinholz-estrich ist ein aus Naturstoffen hergestellter Estrich. Er besteht überwiegend aus organischen Füllstoffen mit großem Holzanteil und eignet sich als Untergrund für Bodenbeläge jeder Art. Er ist der einzige Estrich, der mit Holz eine feste Verbindung eingeht. Das Prinzip der Erhärtung kaustischer Magnesia und Kalziumchlorid wurde 1867 durch Sorel entdeckt – man bezeichnet diese Verbindung daher als Sorelzement. Die hohe Festigkeit der Sorelzemente und ihre Fähigkeit, organische und anorganische Füllstoffe unterschiedlichster Beschaffenheit zu binden, führ­ten zu ihrer Verwendung im Fußbodenbau. Es entstand der Beruf des Steinholzlegers, der Ursprung des heutigen Ausbildungsberufes Estrichleger.

Die Bindemittel für Magnesiaestriche sind in der DIN EN 14016-1 geregelt. Bei der Verarbeitung des Steinholz-estrichs werden zunächst auf die Bretterböden über den Holzbalken Dachpappen aufgenagelt. Wenn mit Dampfdiffusion zu rechnen ist, muss die Dichtungsbahn die Qualität einer Dampfsperre, beispielsweise einer Bitumenabdichtungsbahn, aufweisen, denn Steinholzestrich ist nicht wasserresistent. Metallbauteile müssen vor Magnesiaestrichen geschützt werden. Das Brandverhalten des Steinholzestrichs ist ungefähr genauso günstig wie das des Zementestrichs.

Die schlechte Trittschalldämmung und die fehlende Wasserresistenz sind die Gründe, warum dieser Estrich heute kaum mehr angeboten wird, obwohl er im Vergleich mit den anderen Estricharten die geringste Aufbauhöhe zulässt.

 

Kunstharzestrich

 

Estriche aus Reaktionsharzen, Reaktionsmitteln und Reaktionsharzmassen nach DIN 16945 gehören zu den hoch beanspruchbaren Estrichen und bestehen aus lösungsmittelfreien Reaktionsharzen, Pigmenten, Füllstoffen und Zuschlägen.

Die Ausführung von Kunstharzestrichen erfolgt meist als Verbundestrich mit plastischen Mörteln in einer Schicht. Kunstharzestrich zeichnet sich durch eine hohe mechanische Widerstandsfähigkeit und eine gute chemische Beständigkeit aus. Diese Estriche werden hauptsächlich im Industriebau eingesetzt und spielen in der Altbausanierung lediglich eine untergeordnete Rolle.

Zementestrich

Der im Neubau am häufigsten eingesetzte, schwimmende Zementestrich ist zugleich der mit dem höchsten Flächengewicht und der größten Einbauhöhe. Bei der häufig verwendeten Festigkeitsklasse ZE 30 muss die Mindestdicke des Estrichs 45 mm erreichen. Das Gewicht beträgt dann 90 kg/m2. Auf Holzbalkendecken treten wegen der möglichen Durchbiegung häufig Spannungen im Estrich auf, die es notwendig machen, den Zementestrich mit Kunststoff- oder Stahlfasern zu bewehren. Beim Einbau des feuchten Materials genügen einfache Pappen oder Teerpapier als Trennschicht zur Trittschalldämmung. Eine Dampfsperre ist nicht erforderlich, da Zementestrich ausreichend feuchteresistent ist. Der Zementestrich darf wegen der Schalldämmung niemals mit angrenzenden Bauteilen verbunden werden. Er benö-tigt, wie übrigens alle schwimmend verlegten Estriche und Bodenplatten, Randstreifen aus Mineralfasermatten, die immer wesentlich höher sein müssen als die Estrichoberfläche. Sie werden nachträglich vorsichtig abgeschnitten. Bei unvorsichtigem Abschneiden werden die Randstreifen leicht ganz herausgerissen, – die jetzt leere Randfuge füllt sich dann mit Schmutz, womit die Schallbrücke geschaffen ist. Styroporplatten sind wegen ihrer geringen Elastizität und ebenso geringen Eindrückbarkeit in der Fläche als Randstreifen nicht zu empfehlen. Besser sind weiche Plattenstreifen. Gemeinsam mit dem Fließestrich und dem Steinholzestrich wird der Zementestrich der höchsten Feuerwiderstandsklasse F 90 A zugeordnet.

Zementestrich muss nach dem Einbau wenigstens sieben Tage lang feucht gehalten werden. Je länger er feucht gehalten wird, desto besser ist sein Schwindverhalten. Während dieser Zeit darf er keiner Zugluft ausgesetzt werden. Wenn der Zement-estrich auf Dämmstoffen niedriger dynamischer Steifigkeit, zum Beispiel auf zwei Lagen Mineralfaserplatten, aufgebracht wird, weist er einen guten Schallschutzwert auf. Es können alle Standard-Fußbodenbeläge ohne große Vorarbeiten aufgelegt werden.

Aufgrund der günstigen Kosten wird der Zementestrich auch beim nachträglichen Ausbau von Altbauten immer eine Rolle spielen, obwohl sein Einsatz fachgerecht durchdacht werden muss. Selbst beim Neubau ist Zement-
estrich zuweilen problematisch, neigt er doch bei zu starkem Wasserentzug infolge von zu raschem Austrocknen nach dem Einbau zum Schwinden und in den Raumecken zum Aufschüsseln. Dadurch entstehen Zonen mit einer zu dünnen Estrichschicht, die bei Auflast brechen werden. Die dadurch entstandenen Risse im Zementestrich gehen durch Beläge, die fest auf dem Estrich aufgeklebt wurden, beispielsweise Fliesen oder Ziegelplatten, ebenfalls hindurch.

Trockenestrichplatten
auf Schüttungen

Wenn die Durchbiegung gering ist, können als Fußbodenaufbau Trockenestrichplatten auf Schüttungen eingesetzt werden. Das dabei zusätzlich aufgebrachte Gewicht ist ebenfalls sehr gering. Diese Konstruktion kann im günstigsten Fall auf die alten Fußbodendielen etwa 6 cm auftragen. Werden die alten Dielen entfernt, wird die Konstruktionshöhe so gering ausfallen, dass man sogar vorhandene alte Dachraum-Eingangstüren erhalten kann.

Das Brandverhalten der Decke wird hierdurch jedoch nicht nennenswert verbessert. Die notwendige Diffusionsoffenheit ist dann gegeben, wenn geeignete Schütt- und Abdeckungsmaterialien mit niedrigen sd-Werten verwendet werden. Das Trittschallverhalten der Bodenkonstruktion aus Trockenestrichplatten ist problematisch, denn die geforderten Schalldämm-Werte der DIN 4109 sind nur schwer zu erreichen. Jedenfalls muss auch hier an der Wand immer ein schalldämmender Randstreifen eingesetzt werden. Es können alle Standardbeläge auf Trockenestrich verlegt werden. Auch für Fliesen ist dieser Untergrund gut geeignet. Allerdings müssen dann zuvor noch Abdichtungen aufgebracht werden. Fliesen, die auf Trockenestrichplatten verklebt wurden, sind als Nassraumfußboden schalltechnisch sehr problematisch. Um Körperschall zu vermeiden, empfiehlt es sich, die einzelnen Sanitärgegenstände auf zusätzlich gedämmte Podeste oder auf Gummiunterlagsscheiben zu stellen.       

Bei Verdichtung der Schüttmasse, etwa durch Erschütterung infolge des Straßenverkehrs, kann es zu Wanderungen der Schüttung kommen. Die Folge davon wird sein, dass die Ränder der Platten aufschüsseln, was sich durch eine Schiefstellung der Möbel bemerkbar macht.

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