In doppelter Hinsicht nachhaltig: Holzpavillions auf der Bundesgartenschau in Koblenz

Mitte Oktober ging die Bundesgartenschau in Koblenz zu Ende. Die Veranstalter zogen eine positive Bilanz: Drei Millionen Besucher konnten gezählt werde und positiv ist auch das Veranstaltungskonzept aus Holzbauhinsicht: Alle Holz-Pavillons werden nach der großen Garten- und Landschaftsbau-Schau weitergenutzt.

Anders als in den vorangegangenen Gartenschauen, ging man in diesem Jahr von einem revitalisierenden Gestaltungskonzept aus. Für die Bundesgartenschau (BUGA) 2011 nutzte und sanierte man die schon lange bestehenden Grünanlagen dreier historisch, wie touristisch bedeutsamer Bauten: die des Koblenzer Stadtschlosses, die der Festung Ehrenbreitstein sowie das bauliche Umfeld des Deutschen Ecks, dem großen Denkmal unmittelbar am Zusammenfluss von Rhein und Mosel. Architektonisch beeindruckend war, wie diese einzelnen Bereiche miteinander verbunden und wie diese Gärten mit der angrenzenden Bebauung verzahnt wurden. Hervorzuheben ist die hierfür geschaffene Gondelseilbahn, die das Stadtzentrum direkt mit dem Hochplateau der Festung verbindet. Nach dem Ende der BUGA wird sie mindestens noch zwei weitere Jahre erhalten bleiben.

Neben dem historischen Bestand fielen den Besuchern die zahlreichen Pavillons ins Auge. Ausnahmslos erstellt aus heimischen Hölzern, vornehmlich aus Douglasien, überwiegend aus Rheinland-Pfalz.

Pavillon der Handwerkskammer an der Kastorkirche

Der Bau stammt von Holger Hoffmann, Professor für Digitales Entwerfen im Fachbereich Architektur an der Fachhochschule Trier.

Das Gebäude ist konzipiert als „treehugger“ und modular angelegt. Diese Bauweise hat sowohl den Aufbau unter den Bäumen erleichtert und gleichzeitig eine stimmige Umsetzung der komplexen Geometrie gestattet. Dabei bilden punktsymmetrische, fünfeckige Module das konstruktive Tragsystem sowie ein räumliches Ornament, das mit seinen baumartigen Stützen den Innenraum gliedert. Diese entwickeln sich wie Stalaktiten aus der Dachstruktur und verzahnen jenes homogen mit dem Fußboden.

Obwohl er in seiner Ausführung ungemein aufwändig und bedingt durch die maßgeschneiderten Aussparungen für den alten Baumbestand weniger mobil erscheint, stand seine weitere Nutzung nie in Frage. Tatsächlich soll es der aus natürlichem Material bestehende Gebäudeteil eines neuen Ensembles werden, welches gerade von de IHK in Koblenz im Stadtteil Moselweiß errichtet wird. Dort wird der Holzpavillon einmal das Zentrum für Ernährung und Gesundheit, kurz ZEG, bilden.


Haus der Landschaft, basierend auf dem Fincube

Das Haus der Landschaft ist eine Modifikation eines hölzernen Fertighauses, das von Werner Aisslinger entworfen wurde und von dem Südtiroler Unternehmer Josef Innerhofer angeboten wird. Das Objekt ist zum temporären Wohnen im Alpinen Raum ersonnen worden und erinnert wohl deshalb nicht von ungefähr an eine im Grünen abgestellte, hölzerne Seilbahngondel. Die formal sehr stark gliedernden Horizontallamellen dienen sowohl der Aussteifung der äußerlich angeordneten Tragkonstruktion wie auch dem passiven Sonnenschutz. Aufgrund seiner frei positionierbaren Innenwände ist der Pavillon in vielfältiger Weise nutzbar. Der Fincube wurde von den beiden Südtiroler Handwerksbetrieben Zimmerei Lobis und Möbeltischlerei Prast gefertigt.

Der temporäre Bau wird nach der BUGA nach Hamburg geschafft und auf der dort 2013 stattfindenden Internationalen Gartenschau (IGS) wieder das Haus der Landschaft sein.


„Echolot“-Pavillon der FH Koblenz

Der Fachbereich Bauwesen, der aus den Studienfächern Architektur und Bauingenieurwesen besteht, hat diesen temporären Bau auf Basis bionischer Prinzipien entwickelt. Besuchern wird er durch seinen optisch wie akustischen Verweis auf die Ortungsmethoden von Fledermäusen in Erinnerung bleiben. Die bemerkenswerte Form, dieses Iglu-artigen Bauwerkes beruht auf einem dreidimensionalen Modell der Schallwellenausbreitung eines Fledermausrufes.

Um die Konstruktion in Holz auszuführen, wurde die ermittelte Volumenhüllfläche in ein Gebilde aus Stäben zerlegt. Dabei wurde eine Konstruktion aus räumlich angeordneten Stäben gewählt. In der Natur kennt man solche räumlich stabilen Dreiecks- und Sechseckraster etwa von Bienenwaben, von Kieselalgen oder etwa von bestimmten Blütenformen. Nach der BUGA 2011 wird dieser Pavillon als konstruktives Lehr- und Anschauungsobjekt auf dem Gelände der Fachhochschule im Stadtteil Karthause wieder aufgebaut.


Aussichtsbauwerk und Pavillon

Nahe dem oberen Ausstieg der Seilbahn befindet sich das hölzerne Aussichtsbauwerk der Gartenausstellung. Errichtet auf einem leicht hervorragenden Sporn, hat man hier ein spektakuläres Stadtpwanorama. Entworfen wurde das Gebäude mit seinen geschosshohen Fachwerkträgern von dem Architekten Daniel Dethier aus Lüttich. Gebaut hat es Mohr Ingenieur-Holzbau aus Trier.

Im Gegensatz zu allen anderen temporären Bauwerken wird dieses Objekt nach der Schau nicht zerlegt, sondern bleibt in seiner Funktion erhalten.

Entsprechend ist das gesamte Objekt auf Langlebigkeit angelegt und seine Details wurden in Hinblick auf einen konstruktiven Holzschutz entwickelt. Alle konstruktiven Anschlüsse erfolgten grundsätzlich von Holz auf Stahl. Direkte Holzverbindungen wurden vermieden. Und, obwohl als Holzschutz nur eine wasserlösliche Lasur gegen Schimmel und Bläue aufgebracht wurde, geht Uwe Hallmann von der zuständigen Projektgruppe der Forstverwaltung hier von einer zehn bis 15-jährigen Lebenszeit aus. Lediglich bei den Dachflächen rechnet er mittelfristig mit einer gewissen Verwitterung, da diese ebenso direkt dem Wetter ausgesetzt sind.


Fazit

Nicht nur für Koblenz war die BUGA 2011 ein Gewinn. Sie war auch ein gelungener Ort zu zeigen, wie nachhaltig, wie hochflexibel und wie dauerhaft mit Holz gebaut werden kann.


Autor


Robert Mehl ist Architekturfotograf und Journalist. Er lebt und arbeitet in Aachen.




Die Pavillons wurden aus heimischen Hölzern erstellt

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