Klett ersetzt die dritte Hand

Die Befestigung einer Dampfbremse über Kopf kann – vor allem für Einzelhandwerker – eine ziemliche Fummelarbeit sein. Isover hat ein Klettbefestigungssystem entwickelt, das eine zerstörungsfreie Lagekorrektur ermöglicht. Die Redaktion der bauhandwerk hat die Montage ausprobiert.

„Jetzt bräuchte ich einen dritten Arm“, dieser Gedanke kommt wohl jedem Handwerker von Zeit zu Zeit. Besonders bei der Montage von sperrigen oder unhandlichen Bauteilen über Kopf verspottet die Schwerkraft die unzureichende Ausstattung des Menschen mit Gliedmaßen. Das gilt besonders für die Montage von Luftsperr- beziehungsweise Dampfbremsfolien an der Decke. Denn diese glatten und flexiblen Folien sollen nicht nur möglichst gerade und faltenfrei an der Lattung befestigt werden, sie dürfen – besonders bei hohen Dämmstandards – bei der Montage nicht beschädigt werden, sonst können gravierende bauphysikalische Probleme entstehen.

Idealerweise führt man diese Arbeit zu zweit aus, am besten auf einem durchgehenden Gerüst. Dann kann einer die Folie bequem anhalten, ausrichten, stramm ziehen und der  andere mit dem Tacker befestigen. In der Realität muss man auf der Baustelle jedoch häufig ohne einen Helfer auskommen. Also: Folie zuschneiden, mit der Folienbahn auf die Leiter klettern, Folie mit zwei Händen mit etwas Überstand zur Wand möglichst parallel zu dieser und im rechten Winkel zu den Sparren stramm anhalten. Dann wünscht man sich eine dritte Hand, die jetzt den Tacker aus der Hosentasche holt und einige Befestigungspunkte setzt. Stattdessen versucht man, die Folie mit dem Kopf zu fixieren, um eine Hand freizubekommen und flucht, weil dabei die Bahn verrutscht ist. Hat man es schließlich geschafft, die erste Tackernadel zu setzen, wird es leichter, da man fortan die Folienbahn mit einer Hand stramm ziehen und mit der anderen Hand tackern kann. Blöd nur, wenn man die nächste Bahn mit 10 cm Überlappung doch nicht richtig gerade angesetzt hat. Denn ein kleiner Fehler oder eine minimale Abweichung am Anfang der Bahn kann – besonders bei größeren Räumen – am Ende der Bahn eine Differenz von 10 bis 20 cm ausmachen und so dazu führen, dass sich die Folienbahnen zu viel, zu wenig oder gar nicht mehr überlappen. Dann muss man einige Befestigungspunkte lösen und die Bahn neu ausrichten, wobei die Folie zwangsläufig beschädigt wird. Selbst wenn die Bahn auf Anhieb richtig sitzt, stellen die Tackernadeln Verletzungen der Folie dar, die – besonders bei hohen Forderungen an die Luftdichtheit – mit Klebeband abgedichtet werden sollten.

Einfacher mit Klett

Einfacher soll die Montage – so die Aussage des Herstellers – mit dem „Vario XtraSafe“-System von Isover gehen. Der Clou dabei: Das Setzen der Befestigungspunkte und das Ausrichten und Befestigen der Bahn wurden als Arbeitsschritte voneinander entkoppelt. Das gelingt durch ein Klett-System, bei dem man zunächst selbstklebende Klettstreifen auf den Sparren verteilt. Im zweiten Schritt muss die Folie, die auf der Rückseite mit einem Vlies beschichtet ist, dann nur noch dagegen gedrückt werden. Ob das tatsächlich so einfach geht, wie es aussieht, hat die Redaktion der bauhandwerk auf einer Baustelle in Bad Lippspringe ausprobiert.

Wenn Stefan Bäumler, Leiter der Anwendungstechnik Nord der Firma Isover, die traditionelle Montage mit dem Tacker vorführt, sieht auch diese Methode spielerisch einfach aus. Ist sie aber nicht, weshalb wir uns beim Praxistest ganz auf die Verarbeitung des „Vario Xtra“-Klettsystems konzentrieren.

Im ersten Schritt werden die Klettbänder im Abstand von 30 bis 40 cm an die Sparren geklebt. Das geht einfach und ohne Werkzeug, da die selbstklebenden Patches in handlichen Stücken von 2 x 6 cm auf einer Rolle geliefert werden, sich leicht vom Trägermaterial ablösen und an die Holzlatten kleben lassen. An der so vorbereiteten Decke wird anschließend die Folie durch einfaches Andrücken befestigt. Zunächst schneidet man von der 1,5 m breiten Bahn ein passendes Stück ab. Dabei sollte man an beiden Enden etwas Überstand einkalkulieren. Einen Zollstock braucht man zum Ablängen aber nicht, da Isover die Folie mit einem praktischen 10 cm-Raster bedruckt hat und außerdem alle 50 cm Markierungen angebracht sind.

Die Schwierigkeit, die Bahn über Kopf gerade auszurichten und zu den Seiten etwas Überstand zu lassen, um genug Material für den luftdichten Anschluss an die Wände übrig zu haben, ist bei beiden Methoden die gleiche. Allerdings sorgt die Gewissheit, dass man Fehler notfalls leicht korrigieren kann, ohne Ausschuss zu produzieren, für eine entspannte Herangehensweise an die Arbeit. Die Befestigung selbst funktioniert dann tatsächlich sehr einfach. Leichtes Andrücken genügt und schon haftet die Folie an dem Klettband. Trotzdem kann man sie bei Bedarf leicht wieder abziehen, den Sitz korrigieren und wieder andrücken. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Klettverbindung sehr fest hält. Auf sehr rauen und/oder staubigen Latten lösen sich eher die Patches vom Holz ab, als dass die Klettverbindung nachgibt. Selbst ein Anfänger erzielt mit diesem System fast auf Anhieb ein gutes Ergebnis.

Unser Fazit

Die Klettbefestigung erleichtert die Montage der Klimamembran enorm. Seine Stärken kann das System vor allem dann ausspielen, wenn man allein arbeiten muss und wenn sich der Einsatz eines Gerüstes nicht lohnt. Gerade in kleinen Räumen, in Ecken, Schrägen oder bei anderen komplizierten Anschlussdetails vereinfacht die Korrigierbarkeit der Befestigung die Arbeit und hilft so, Fehler zu vermeiden. Die durchdringungsfreie Montage hat außerdem Vorteile in punkto Luftdichtheit.

Autor
Thomas Schwarzmann ist Redakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.
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