Letzter Mohikaner

Als das Ehepaar Mucheyer südlich von Leipzig 2007 eine zum Verkauf stehende alte Mühle entdeckte – die letzte noch original erhaltene Eisenmühle Deutschlands – war ihm klar, dass die Instandsetzung nur mit einer wirtschaftlichen Nutzung möglich wäre. Knapp fünf Jahre später war ein Großteil schon umgenutzt.

Die Eisenmühle Oderwitz in Elstertrebnitz ist heute ein Unikat. 78 Jahre lang – von 1915 bis zur Stilllegung 1993 – wurde nach dem so genannten Reibeverfahren Eisenpulver hergestellt. Dabei werden Eisenstangen von etwa 1 m Länge so aneinander gerieben, dass Eisenpulver von besonderer Reinheit entsteht.

Als Anne-Sabine und Jost Mucheyer bei einer Internetrecherche auf das fabrikähnliche Gebäudeensemble aufmerksam wurden, war insbesondere das Produktionsgebäude bereits vom Verfall bedroht. Bei einer Gesamtfläche von etwa 500 m2 stellte sich für Interessenten die Frage, wie man die einzelnen, zum großen Teil denkmalgeschützten Gebäudeteile nutzen und im Ganzen wirtschaftlich betreiben könnte.

Kulturgut Technik soll erhalten bleiben

Nutzungskonzept: In der ehemaligen Eisenmühle soll ein Museum mit Instrumenten-Schauwerkstatt entstehen; der Westflügel des Ensembles soll ebenfalls als Ausstellungsort fungieren, für eine Sammlung mechanischer Musikinstrumente; zu guter Letzt ist die Einrichtung einer Frühstückspension in einem zur Mühle gehörenden Wohngebäude geplant. Die hiermit zusammenhängenden Umbauarbeiten sollen sukzessive erfolgen.

Ein wichtiger wirtschaftlicher Aspekt ist die Montage einer wirkungsvollen Innendämmung in den Teilen der Mühle, die ganzjährig beheizt werden sollen. Eine fassadenverändernde Außendämmung war für die geschichtsbewussten Bauherren nicht nur aus Denkmalschutzgründen keine Option. Auf den Tipp eines befreundeten Architekten hin besuchte man ein Fachseminar über zeitgemäße Möglichkeiten zur Innendämmung, das in Leipzig von Dr.-Ing. Rudolf Plagge vom Institut für Bauklimatik der TU Dresden abgehalten wurde. Dieses führte schließlich zur Entscheidung, die künftigen Wohnräume mit einer Innendämmung auszustatten. Die Wahl fiel auf die mineralische Innendämmung TecTem Insulation Board Indoor von Knauf Auqapanel.

Nach dem Umzug im August 2007 begannen erste Instandsetzungs- und Umbauarbeiten, die im Laufe dieses Jahres mit der Eröffnung des Museums vorerst abgeschlossen sein werden. Zu den Arbeiten zählen die Instandsetzung der Wasserkraftanlage und zweier Turbinen zur Stromerzeugung, der Abriss eines Nebengebäudes und an gleicher Stelle die Errichtung einer Fischtreppe, die Außensanierung der gesamten Eisenmühle, letztere in Teilen gefördert durch das Programm „Integrierte Ländliche Entwicklung“ des Landes Sachsen.

Der Altputz wurde entfernt und die Gebäude im Originalfarbton von 1914, der anhand alter Putzschichten rekonstruiert werden konnte, neu verputzt. Die überwiegend aus Holz gefertigten Fenster wurden aufbereitet und die Dächer erneuert. In jüngster Zeit wurden das zweigeschossige Mittelgebäude und der Südflügel mit den verbleibenden Eisenpulver-Reibeanlagen, der Sanitärtrakt und die Küche saniert.

Originalgetreue, nutzungsorientierte Sanierung

Die Dämmarbeiten richteten sich nach der jeweils vorgesehenen Nutzung. Der in den 1930er Jahren nachträglich errichtete, eingeschossige Westflügel, der die Musikinstrumentensammlung aufnehmen wird, soll nur auf etwa 14 bis 16 Grad temperiert werden. Daher verzichtet man hier auf eine energetische Sanierung. Ebenso verhält es sich mit der sich südlich an das Mittelgebäude anschließenden Produktionshalle, der eigentlichen Eisenmühle.

Hier wie dort werden die alten Putzwände gereinigt und, soweit notwendig, instandgesetzt, jedoch nicht gedämmt. Die so erhalten gebliebene, ursprüngliche Raumanmutung der künftigen Ausstellungsräume entspricht dem Wunsch der neuen Eigentümer nach möglichst weitgehender Erhaltung der historischen Bausubstanz. Im Mittelgebäude jedoch geht man einen anderen Weg.

Energetische Sanierung des Mittelgebäudes

Die beiden Etagen des zentralen Mühlengebäudes sollen ganzjährig für Seminare und Veranstaltungen zur Verfügung stehen – und daher möglichst effizient von innen gedämmt werden. In Absprache mit dem technischen Support von Knauf Aquapanel beschloss man, das untere, etwa 50 m2 große Geschoss mit 160 mm dicken Innendämmplatten TecTem Insulation Board Indoor zu versehen, das Obergeschoss dagegen mit 140 mm dicken Platten. Die Materialdicken wurden im Hinblick auf die Dämmwirkung und den Wandaufbau vom Hersteller ermittelt.

Ausführung der Innendämmarbeiten

Zur Vorbereitung der Dämmung setzten die Handwerker zunächst eine Fräsmaschine ein, um einen alten, dampfdichten Anstrich abzutragen. Kleinere Löcher und verbliebene leichte Unebenheiten wurden ausgeglichen. Nachdem die Wände so fertig vorbereitet und durchgängig trocken, tragfähig und staubfrei waren, begannen die Handwerker mit dem Verkleben der Mineraldämmplatten an allen Außenwänden des Mittelgebäudes, im Obergeschoss rundum, im Untergeschoss an den Stirnseiten, zum Hof und zum Wasser hin sowie an denjenigen Abschnitten der Seitenwände, an die keine Bebauung angrenzt.

Die Verklebung der Platten erfolgte entsprechend der Verarbeitungsrichtlinien vollflächig, mit dem auf das System abgestimmten, diffusionsoffenen Klebespachtel, wobei der Spachtel auf die Platte aufgebracht wird. Auf dem Boden und an den Übergängen zur Decke kamen Entkopplungsstreifen zum Einsatz. Verlegt wurde waagerecht, im Verband, mit einem Mindestplattenversatz von 20 cm, dicht gestoßen, lot- und fluchtgerecht ausgerichtet. An Fenstern und Türen achteten die Handwerker darauf, dass die Stoßfugen der Platten nicht über den Eckpunkten lagen. Die Fensterlaibungen wurden mit 25 mm dicken Laibungsplatte ausgeführt. Die oberen Rundbögen mussten mit einer Schablone nachgebildet werden. Die Rundungen der vorgesetzten, mit den Laibungsplatten bündig abschließenden Wandplatten sägten die Handwerker nach Aufzeichnen der Schnittkante mit der Stichsäge aus. Entstandene Fugen und Feinarbeiten an den Rundungen schlossen sie mit TecTem Füllmörtel und arbeiteten diese nach.

Kabelkanäle und Wasserleitungen

Die Einbettung von Kabelkanälen und Wasserleitungen bereitete keinerlei Probleme. „Im Gegenteil, die Kabelkanäle ließen sich wunderbar verstecken“, so Jost Mucheyer. Mit einem einfachen Fuchsschwanz schnitten die Handwerker die erforderlichen Teilstücke mühelos aus den Dämmplatten heraus und passten diese entsprechend an. Vereinzelte Versatzstellen wurden nach Abschluss der Verlegung mit dem Schleifbrett egalisiert, anschließend die gesamte Fläche mit TecTem Grundierung vorbehandelt. Nach Trocknung erfolgte die Aufbringung des zum System gehörenden Flächenspachtels mit Armierung. Dafür brachten die Handwerker abschnittsweise (in Gewebebahnbreite) zunächst Flächenspachtel auf, kämmten diesen mit einer Zahntraufel durch, um anschließend das Armierungsgewebe oberflächennah einzubetten (in den Stoßbereichen 10 cm überlappend) und abermals dünn mit Flächenspachtel zu überarbeiten, bis die Gesamtdicke des Spachtels 4 bis 5 mm betrug. Nach Verfestigung, Glättung und Trocknung erfolgte der abschließende Farbanstrich mit diffusionsoffener, weißer Silikatfarbe.

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