Vom Verfall bedrohte Villa in Leipzig wurde mit der Innendämmung "TecTem" saniert
Eine denkmalgeschützte Jugendstil-Villa in Leipzig drohte zu verfallen. Architektin Katja Czogalla erwarb das Haus und sanierte es unter anderem durch den Einbau der kapillaraktiven Innendämmung „TecTem“, die die Handwerker mit Rotkalk verputzten, sowie die Installation einer Flächenheizung.
Lange Zeit bot die über 125 Jahre alte Jugendstil-Villa in der Demmeringstraße im Leipziger Stadtteil Lindenau ein bedauernswertes Bild. Das ungenutzte Gebäude zerfiel zusehends, obwohl es wegen seiner schmucken Fassade unter Denkmalschutz stand. Zuletzt hatte man in den 1960er-Jahren versucht, das dreigeschossige Wohnhaus zu modernisieren, was jedoch aufgrund ungeeigneter Methoden und Baustoffe den Zustand des Hauses nur verschlimmert hatte. Inzwischen regnete es durch das undichte Dach, das Gebälk und die alten Dielenböden begannen zu verrotten, und vom feuchten Keller aus drohten Fäulnis und Schwammbefall das Mauerwerk und andere tragende Bauteile zu zersetzen.
Das Schicksal der Villa schien besiegelt, bis die Architektin Katja Czogalla das hinter dem Blockrand in zweiter Reihe versteckte Haus schließlich im Mai 2012 erwarb, um es umfassend stil- und fachgerecht instandzusetzen. Neben der sensiblen Anpassung der Grundrisse galt das besondere Augenmerk dem energetischen Konzept, das neben einer kapillaraktiven Innendämmung aus Perlite-Dämmplatten auch eine effiziente und substanzschonende Flächenheizung in Trockenbauweise an den Wand- und Deckenflächen vorsah.
Mineralisches, kapillaraktives
Innendämmsystem mit Rotkalkputz
Als Wärmeschutz der Außenwände kam aufgrund der strukturierten Fassade mit Friesen und den verbliebenen Gesimsen nur eine Innendämmung infrage. Um zugleich ein angenehmes Raumklima zu schaffen, entschied sich die Architektin für eine kapillaraktive Innendämmung aus Perlite-Dämmplatten, die anschließend verputzt werden sollte. Ausgeführt wurde das „TecTem“ System von Knauf Aquapanel in 50 mm Dicke. Als Oberputz wünschte sich die Bauherrin einen Kalkputz aus dem Rotkalk-System von Knauf, der wie der mineralische Dämmstoff aus natürlichem Perlite in der Lage ist, einen hohen Grad an Raumluftfeuchte aufzunehmen und zu puffern, was sowohl dem Klima als auch der Luftqualität im gesamten Wohnhaus zugute kommt. Alle in die Außenwände einbindenden Wände und Anschlüsse erhielten eine Wärmebrückendämmung, um der Schimmelgefahr aufgrund drastisch abfallender Oberflächentemperaturen zu begegnen.
Effizient gedämmt und schön verputzt
Vor dem Anbringen des Innendämmsystems befreiten die Handwerker die inzwischen ausreichend trockenen Wandoberflächen von Altputzen, Spachtelungen, Anstrichen, Ausblühungen und Staub. Unebene Stellen auf den Wänden wurden mit „Rotkalk Grund“ und „Rotkalk Fein“ egalisiert. Ein an Fußboden und Decke angebrachter Entkoppelungsstreifen gewährleistet, dass es zu keinen Spannungen mit den schwingenden Holzdecken kommt.
Zum Ankleben der Dämmplatten – mit einem Mindestplattenversatz von mehr als 20 cm – trugen die Handwerker den Klebespachtel mit einem groben Zahnspachtel vollflächig mindestens 5 mm dick auf die Plattenrückseiten auf. Passstücke und individuelle Plattenmaße schnitten die Monteure mit einem feinzahnigen Fuchsschwanz auf das passende Maß zurecht. Für einen sauberen und luftdichten Anschluss der Dämmplatten an Fenster und Türen wurden zuvor systemgerechte Profile auf die Rahmen aufgeklebt und Fugenbänder eingepasst. Abschließend egalisierten sie Versatzstellen mit einem Schleifbrett und behandelten offene Fugen, die größer als 2 mm sind, mit „TecTem“ Grundierung vor.
Anschließend verputzten die Handwerker die Innendämmung mit dem „Rotkalk-System“. Der erste Auftrag erfolgte in 5 mm Dicke mit „Rotkalk Fein“ mit vollflächiger Gewebearmierung. Den Abschluss bildet ein gefilzter Oberputz aus dem Rotkalk-System, das je nach Körnung und Farbton ganz unterschiedliche Oberflächenstrukturen ermöglicht.
Substanzschonende und effiziente
Flächenheizung in Trockenbauweise
Die Entscheidung, die Villa mit ihren insgesamt 235 m2 Wohnfläche über die Boden-, Wand- und Deckenflächen zu beheizen, basierte auf mehreren Überlegungen: Da die berechnete Norm-Heizlast in Höhe von 17,2 kW mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe erzeugt werden soll, ist eine möglichst niedrige Vorlauftemperatur und in der Folge ein Flächenheizsystem erforderlich. Diese Raumtemperierung wollte die Bauherrin mit den Vorzügen der Trockenbauweise kombinieren. Die Vorteile des Flächenheizungssystems von Uponor lagen nicht allein in der schnellen Montage und dem reduzierten Feuchteeintrag gegenüber einem Nassputzsystem, sondern auch im minimalen Aufwand für die Leitungsverteilung innerhalb der Geschosse: Während herkömmliche Radiatoren jeweils einzeln und unter Putz mit Heizrohren für Vor- und Rücklauf hätten angefahren werden müssen, gelang dies dank Trockenbau ganz ohne mühsames Schlitzeklopfen über die in den Gipsplatten integrierten und miteinander gekoppelten Rohre der Flächenheizungen an Wand und Decke. Alle vertikalen Stränge sind brandsicher in ausgedienten Kaminen untergebracht.
Die Beheizung der Räume im Erd- und Obergeschoss erfolgt über die Fußbodenheizung Uponor „Siccus“, die stellenweise zwischen den Holzbalken der Decke verlegt wurde, um schwellenlose Übergänge und einen gleichmäßig hohen Fußbodenaufbau zu ermöglichen. Da das Schlafzimmer im Obergeschoss 5 cm höher war, entschied sich die Bauherrin in diesem Raum für die Deckenheizung Uponor „Renovis“, um die Niveauunterschiede in dem Geschoss auszugleichen. Das System findet sich auch im Bad im Bereich der begehbaren Dusche, jedoch hier als Nasssystem sowie hinter den Schrägen im nun gedämmten Dachgeschoss.
Die einzelnen Panels des Renovierungssystems „Renovis“ bestehen aus einer 15 mm dicken Gipsplatte von Knauf, in die ein Uponor Kunststoffrohr PE-Xa 9,9 x 1,1 mm integriert ist. Die Elemente können – wie eine normale Trockenbauplatte – auf nahezu allen Untergründen an Decke oder Wand montiert werden.
In den Deckenelementen der 90 m2 großen Dachgeschosswohnung sind neben den Heizungsrohren auch noch LED-Spots eingebaut. Eine rückseitige Auflage aus Mineralwolle verbessert hier zusätzlich den Schall- und Brandschutz.
Wandheizung auf Innendämmung und auf Mauerwerk unter Rotkalk-Putz
Die Wandheizung wurde außerdem in zwei weiteren Varianten ausgeführt: auf der Innendämmung „TecTem“ sowie direkt auf dem Mauerwerk. Wird die Wandheizung auf der Innendämmung montiert, muss das Rohrregister aus Kunststoff vor dem Verputzen gefüllt und abgedrückt werden. Zur Befestigung dienen Halterungen mit Festpunkten im tragenden Untergrund sowie spezielle Befestigungsschienen. Danach müssen die Heizrohre mindestens 10 mm dick mit dem „Rotkalk Grund“ überputzt werden, wobei auch hier der Kalkputz die Kapillaraktivität der Dämmplatten am besten unterstützt. Nach etwa zwei Wochen Standzeit ließen die Moneure dann das Aufheizprogramm gemäß Herstellerangaben durchlaufen. Erst danach trugen sie „Rotkalk Fein“ als Armierungsmörtel in einer Putzdicke von rund 5 mm auf, in den auch ein Armiergewebe vollflächig eingearbeitet wurde. Den Abschluss bildete ein strukturierter Oberputz aus dem Rotkalk-System.
Ähnlich verlief auch die Montage der Wandheizung direkt auf dem Mauerwerk – hierbei wurde das Registersystem ausschließlich über Befestigungsschienen direkt auf der tragenden Wand fixiert. Alle weiteren Arbeitsschritte sind identisch mit der Montage auf einer Innendämmung.
Mineralische Innendämmung und Flächenheizung verbessern das Raumklima
Mit der Flächenheizung gelingt es, über die Strahlungswärme nicht nur den Raum gleichmäßig und ohne Zugerscheinungen aufzuheizen, sondern auch die feuchteanfälligen Balkenköpfe im Dachgeschoss vor Kondensat zu schützen und somit Wärmebrücken und das Schimmelrisiko zu minimieren. Die Flächentemperierung über Wand oder Decke schafft zudem eine thermische Behaglichkeit, die gegenüber der konvektiven Wärmeabgabe von Radiatoren als sehr angenehm empfunden wird und gerade in hohen Altbauräumen zum Tragen kommt. Es entstehen aufgrund der geringen Temperaturunterschiede zwischen Raumluft und Heizfläche kaum Luftbewegungen und damit auch nur minimale Staubverwirbelungen im Raum. Bei der Villa in Leipzig beschränkt sich die Vorlauftemperatur auf rund 42 °C, was eine gleichmäßige Wärmeabgabe bei niedrigen Oberflächentemperaturen garantiert – die oft als störend empfundene Kopferwärmung bei Deckenheizungen ist für Katja Czogalla, die die Räume im Dach- und Obergeschoss bewohnt, jedenfalls kein Thema.