Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Derzeit treibt uns der heiße Sommer den Schweiß aus allen Poren. Auch wir Redakteure leiden unter der Hitze, wenngleich wir das Glück haben, den Acht-Stunden-Tag im schattigen Büro verbringen zu dürfen. Wer dieser Tage draußen in der stickigen Baugrube schippt, auf dem Gerüst mit Mineralwolle hantiert oder auf dem Flachdach bei glühender Hitze mit dem Gas-Anwärmbrenner eine neue Bitumenbahn aufschweißt, den hat es weitaus schlimmer erwischt. Ein Bauarbeiter muss einiges aushalten können, sowohl im Winter als auch im Sommer. Frieren ist zwar ebenfalls nicht angenehm, jedoch lässt sich der Kälte mit angepasster Bekleidung begegnen, während die stechenden Sonnenstrahlen kein Erbarmen kennen. Einerseits setzen die hohen Temperaturen dem Kreislauf zu, andererseits bergen die UV-Strahlen ein erhebliches Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. Die Gefahren sind nicht zu unterschätzen – wer bei praller Sonne arbeitet, sollte daher höllisch aufpassen: Viel Mineralwasser oder Fruchtsaft trinken, Kopfbedeckung und luftige Kleidung sind dem freien Oberkörper in jedem Fall vorzuziehen, zumal der Schweiß dann viel besser verdunsten kann. Wie wichtig Sonnenschutzmittel jetzt sind, zeigt sich daran, wie schnell sich Eincreme-Muffel einen schmerzhaften Sonnenbrand einfangen. Um dem vorzubeugen, hat die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt nun UV-Cards an Arbeiter verteilt, die unter freiem Himmel auf Baustellen und in Garten- oder Parkanlagen schuften müssen. Je nach Intensität der Sonnenstrahlung verfärbt sich die Karte. Schon nach 30 Sekunden wissen Bauarbeiter, Handwerker und Gärtner, welchen Lichtschutzfaktor ihre Sonnenmilch haben muss und wann sie sich neu eincremen sollten. Ein guter und unaufdringlicher Ratgeber.
Am besten hat es jedoch erwischt, wer an diesen glühenden Sommertagen innerhalb eines Gebäudes seiner Arbeit nachgehen kann. So wie zum Beispiel der Flechtkünstler Peter Sturm, der die Deckenschale der renovierten Aussegnungshalle in Aalen in zeitintensiver Handarbeit mit einem Weidengeflecht versehen hat – Rute für Rute, in traditionellem Zäunergeflecht „über eins unter eins“ geflochten. Seit seiner Lehre als Korbmacher im Jahr 1975 hat sich der Flechter den Naturmaterialien verschrieben und zahlreiche Projekte umgesetzt, darunter Kunstobjekte wie das größte Osternest in Lauingen (2006). Damit dieses traditionelle Handwerk nicht ausstirbt, versucht Peter Sturm sein Wissen und seine Begeisterung mit Lehraufträgen, Kursen und Aktionen weiterzugeben.Der ihn beauftragende Architekt und die Aalener Bürger haben sein Engagement und Können jedenfalls zu schätzen gelernt.
Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht:
Klaus Siegele
„36 Grad kein Ventilator, das Leben kommt mir gar nicht hart vor …“ (Refrain Songtext 2raumwohnung)