Neues Leben in alter Hülle
Im Zuge der energetischen Modernisierung erhielt eine Villa aus den 1930er Jahren eine Innendämmung mit einem diffusionsoffenem, kapillaraktiven System, das von den Handwerkern ohne Dampfsperre ausgeführt werden konnte. Auf diesem Weg erreichte der Altbau moderne energetische Standards.
In einem kleinen badischen Ort hatte eine junge vierköpfige Familie ihr Traumhaus in Halbhöhenlage mit weitem Blick über ein Schwarzwaldtal gefunden: Die Bausubstanz des seit einiger Zeit unbewohnten Gebäudes wirkte auf den ersten Blick solide und vertrauenswürdig. Mit einiger vorsichtigen Sanierung und einer talseitigen Erweiterung, sollte das entsprechend dem Geschmack der 1930er Jahre gebaute Haus an zeitgemäße Bedürfnisse angepasst werden.
Schlechter Stampfbeton im Keller
auf mangelhaften Fundamenten
Umfangreiche und zunächst nicht vorhersehbare Sanierungsarbeiten wurden jedoch notwendig. Denn auf den zweiten Blick entpuppte sich die Bausubstanz als ziemlich marode. Die Wände im Untergeschoss hatten Kalkablagerungen in verschiedenen Höhen. „Durch drückendes Hangwasser wurde der alte Stampfbeton der Kellergeschosswände über Jahre durchfeuchtet,“ so Architekt Thorsten Stepper vom Büro Ackermann Architekten aus Lahr.
Außerdem stellte sich im Rahmen der Renovierungsarbeiten heraus, dass die mit Stampfbeton ausgeführten Außenwände des Kellergeschosses nur auf sehr mangelhaften Fundamenten gegründet waren. Die tragenden Innenwände hatte man sogar ohne Fundamente nur auf die festgestampfte Erde aufgemauert. „Erstaunlich, dass die Konstruktion so viele Jahre gehalten hat“, wundert sich Thorsten Stepper, „bevor wir den Umbau in Angriff nahmen, musste das Haus zunächst unterfangen werden, das heißt, es mussten abschnittsweise neue Fundamente unter das bestehende Haus betoniert werden.“
Weitgehende Entkernung mit energetischer Sanierung
Da das Gebäude ursprünglich als Zweifamilienhaus genutzt und nur die oberen beiden Geschosse bewohnt wurden, nicht aber das bergseitig eingegrabene Kellergeschoss, waren auch im Inneren umfangreiche Umbauarbeiten notwendig. Dabei wurde das Haus weitgehend entkernt. Das alte Treppenhaus musste einer großzügigeren Treppe an anderer Stelle weichen. Die Aufteilung der zuvor sehr kleinen Räume wurde neu arrangiert, ohne die Struktur des Grundrisses komplett zu verändern. Ein moderner talseitig sich öffnender Anbau optimierte das Raumangebot.
Zeitgemäßer Wohnkomfort konnte aber auch durch die energetische Sanierung des alten Mauerwerks erreicht werden. Nach einer Innendämmung mit dem kapillaraktiven Innendämmsystem Ytong Multipor, das ohne Dampfsperre auskommt, konnten die Vorgaben der gültigen EnEV (Energie-Einsparverordnung) erfüllt werden.
Diffusionsoffenes Innendämmsystem
für das alte Ziegelmauerwerk
Zwar stand die alte Villa nicht unter Denkmalschutz, aber eine Fassade mit Mauerwerksornamenten rechts und links der Haustür, Schmuckelementen, Kunststeinen und alten Verzierungen sorgten für ein historisches Erscheinungsbild, das auf keinen Fall verloren gehen sollte. „Der Bauherr,“ erinnert sich Thorsten Stepper, „wollte nicht riskieren, dass das alte Haus seinen Charakter verliert und wie ein historisierter Neubau aussieht. Eine Außendämmung kam daher nicht in Frage. Dann hätte man von all dem charakteristischen Ornament nichts mehr gesehen.“
Verschiedene Produkte standen zur Wahl. Die Entscheidung fiel schließlich zugunsten von Ytong Mulitpor Mineraldämmplatten. „Der mineralische Baustoff,“ erklärt der Planer, „bot sich als Ergänzung zu den historischen Baumaterialien des Altbaus (Beton, Ziegel und Bimsstein) an und passte auch zum Erweiterungsbau, der ebenfalls mit mineralischen Baustoffen erstellt wurde. Andererseits konnten wir so den Wunsch des Bauherrn nach Erhalt der alten Außenfassade berücksichtigen.“ Besonders in Anbetracht der sehr unterschiedlichen und zum Teil schadhaften Außenwandkonstruktionen erwiesen sich die diffusionsoffenen Mineraldämmplatten mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,042 W/(mK) als günstig. Während der Keller 45 cm dicke Stampfbetonwände hatte, bestanden die Außenwände des Erdgeschosses aus 24 cm dickem Ziegelmauerwerk, das Obergeschoss hatte man mit 11,5 cm dicken Holzständerwänden, die mit Bimssteinen ausgemauert waren, erstellt. „Bei den dünnen Wänden vor allem im Obergeschoss,“ so die Überlegungen des Architekten, „mussten wir einfach etwas qualitativ Hochwertiges einbringen, das bauphysikalisch einwandfrei ist.“ Bei so manchen denkbaren Lösungen, berichtete Stepper über den Entscheidungsprozess, sei absehbar gewesen, dass es innerhalb der nächsten Jahre zu Bauschäden kommen könnte. „Das wollten wir natürlich nicht. Wir brauchten hier auf jeden Fall etwas, das klimaregulierend wirkt. Einen Dämmstoff, der Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben kann.“
Bereits mit einer Dämmung aus den 100 mm dicken Mineraldämmplatten, so hatten Berechnungen zum Wärmeschutznachweis ergeben, wird der Mindeststandard der EnEV erreicht. „Wir sind,“ so Thorsten Stepper, „darüber hinausgegangen, und haben mit Dicken von 120 mm gearbeitet.“
Untergrundvorbereitung: Altputz entfernen und
Ausgleichsputz auftragen
Auch hinsichtlich der Verarbeitung waren die aus verschiedenen Baustoffen erstellten Außenwandkonstruktionen kein Problem. Einzige Voraussetzung: Der Untergrund musste klebefähig, das heißt sauber von haftmindernden Rückständen und trocken sein. Nicht tragfähiger Putz, Sperrschichten oder dichte Anstriche mussten vor Aufbringen der Platten entfernt, Schadstellen ausgebessert werden.
Da im vorliegenden Fall der Altputz schadhaft und teilweise nicht tragfähig war, entfernten die Handwerker zunächst den gesamten alten Wandbelag komplett bis auf die nackten Wände. Anschließend wurde das Mauerwerk mit einem Kalk-Zement-Ausgleichsputz begradigt, den die Handwerker bis zu 7 cm dick auftrugen. Mit großer Sorgfalt gelang es dabei dem ausführenden Stuckateurbetrieb Klaus Schwarzwälder aus Lahr, einen perfekten planebenen Untergrund herzustellen. So konnte die anschließende Verlegung der Mineraldämmplatten mit durchschnittlich zwei Mitarbeitern vor Ort deutlich beschleunigt werden.
Wirtschaftliche Verarbeitung der Mineraldämmplatten
Sobald der Ausgleichsputz ausgetrocknet war, begann die Verarbeitung der Mineraldämmplatten, die im Fugenverband auf den ebenen und trockenen Untergrund geklebt wurden. Zuvor wurde der speziell auf das Produkt abgestimmte und frisch angerührte Ytong Multipor Leichtmörtel vollflächig mit einer Zahntraufel (Zahnung 10-12 mm) auf der Plattenunterseite aufgetragen und anschließend mit den Zähnen der Glattkelle „durchgekämmt“. Idealerweise beträgt die Steghöhe, also die Dicke des aufgetragenen Leichtmörtels nach dem „Durchkämmen“, etwa 7 bis 8 mm.
Um eine möglichst dünne, kraftschlüssige Verbindung zwischen Kleber, Platte und Wand zu erzeugen, haben die Handwerker die Dämmplatten nach dem Auftragen des Klebers mit leichtem Druck auf der Wandoberfläche eingeschwommen und dann in die richtige Position gerückt. Geringes Gewicht, Druckfestigkeit und Formstabilität sowie das handliche Format von 600 x 390 mm sorgten für einfache Handhabung sowie einen schnellen Arbeitsfortschritt. Die Platten liegen im Stoß fugenlos nebeneinander, die Stoßfugen wurden nicht verklebt. Kleinere Eckausbrüche konnten mit Füllmörtel ausgebessert werden. Wichtig für den reibungslosen Arbeitsverlauf war vor allem die sorgfältig lot- und fluchtgerechte Ausführung der ersten Reihe. Ein Abstützen während des Abbindens war nicht nötig. Im Regelfall kann auch auf eine mechanische Befestigung verzichtet werden. Nur bei verminderter Tragfähigkeit des Untergrundes müssen die Dämmplatten mittig mit einem Tellerdübel Ø 60 mm je Platte gesichert werden.
Nach dem Verkleben wurde der Leichtmörtel mit Gewebeeinlage als Armierungsschicht aufgebracht. Die Schichtdicke betrug etwa 5 mm. Nach dem Erhärten der Armierung trugen die Stuckateure abschließend einen Deckputz mit Leichtmörtel auf, der abschließend mit diffusionsoffener Farbe teilweise farbig gestrichen wurde.
Die Verarbeitung der großen Flächen ging insgesamt zügig voran und war unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten effizient – nicht nur weil die Gerüstkosten entfielen. Daran änderten auch die zahlreichen Pass-Stücke nichts, die konstruktionsbedingt teilweise aufwendig zugeschnitten werden mussten. Die Zuschnitte konnten mit einer Handsäge sauber und präzise in den erforderlichen Abmessungen hergestellt werden. Dabei war von den Handwerkern eine sehr exakte Verarbeitung gefordert, um keinen Verlust der Dämmwirkung zu riskieren.
Autor
Dipl.-Wirt.-Ing Axel Karsch ist im Produktmanagement Ytong
Multipor bei der Xella Deutschland GmbH in Duisburg tätig.
„Erstaunlich, dass die Konstruktion so viele Jahre gehalten hat“
An der Wirtschaftlichkeit ändern auch die Pass-Stücke nichts, die zugeschnitten werden müssen