Passivhaushälfte
9000 Liter Heizöl benötigte die Doppelhaushälfte in Mannheim-Almendorf pro Jahr – bis der Architekt und Passivhaus-Planer Roland Matzig die Immobilie erwarb, um sie als Wohn- und Geschäftshaus selbst zu nutzen. Um aus der Doppelhaushälfte auch ein Passivhaus werden zu lassen, bedurfte es umfangreicher Dämmarbeiten.
Den neuen Hauseigentümer und Passivhaus-Planer Roland Matzig schreckte der energetische Zustand der Doppelhaushälfte in Mannheim-Almendorf keineswegs ab. Da energieeffizientes Bauen und Sanieren für ihn nicht nur ökonomische, sondern vor allem auch ökologische Aspekte hat, sieht der Architekt vom Planungsbüro „r-m-p-Architekten“ in Mannheim gerade in der Modernisierung von Bestandsbauten eine besondere Herausforderung. Denn hier ist das von ihm als nachhaltigste Art zu bauen favorisierte Passivhaus-Konzept ungleich schwieriger umzusetzen als im Neubau.
Die energetische Basis eines Passivhauses ist seine hoch gedämmte Gebäudehülle. Und hier setzte das Modernisierungskonzept Matzigs an. Es galt, aus den zugigen, schlecht gedämmten Außenbauteilen des Altbaus eine perfekt gedämmte Außenhülle ohne Wärmebrücken und Luftundichtigkeiten zu machen. Dabei spielen hocheffiziente Dämmstoffe, die Bauteilschichten in vertretbaren Grenzen halten, eine wichtige Rolle. So wurde beispielsweise im Dach der Mannheimer Doppelhaushälfte die neue Mineralwolle-Generation 032 von Isover verbaut, die neben besonders guter Wärmedämmung den für Mineralwolle typischen hohen Schallschutz sowie mehr Sicherheit durch Nichtbrennbarkeit und Diffusionsoffenheit bietet.
Voraussetzung: Eine gut gedämmte Außenhülle
Zur Dämmung des Sparrendachs wurde zunächst ein Klemmfilz der Mineralwolle-Generation 032 mit
140 mm Dicke zwischen den Sparren verlegt. Darunter verläuft eine weitere, nur 24 mm dünne Mineralwolledämmung zwischen den Traglatten. Sie dient in erster Linie als Installations-
ebene. Schadensträchtige Durchdringungen der darüber liegenden Dampfbremse durch Kabel oder Rohre konnten so vermieden werden. Die Hauptdämmschicht befindet sich über den Sparren. 200 mm dick, schaltet sie den Wärmebrückeneffekt der Sparren beinahe komplett aus und bildet den für ein Passivhaus wichtigen homogenen, hoch wirksamen Wärmeschutz des Daches (U-Wert-Verbesserung von 1,1 auf 0,15 W/m2K). Die sorgfältig abgedichtete Dampfbremse ist feuchtevariabel und ermöglicht daher in Verbindung mit dem diffusionsoffenen Dämmstoff ein Abtrocknen feuchter Sparren.
Nach dem Einbau der neuen Passivhausfenster mit Drei-Scheiben-Isolierverglasung (U-Wert-Verbesserung von 2,7 auf 0,73 W/m2K) in der Dämmebene erhielt die einschalige, verputzte Außenwand ein 260 mm dickes, ebenfalls mineralisches Wärmedämm-Verbundsystem, das den U-Wert von ehemals 1,9 W/(m2K) bis auf passivhaustaugliche 0,15 W/(m2K) absenkte. Es setzt sich als Sockeldämmung über die Flanken der Kellerdecke hinaus nach unten fort. Die Kellerdecke trennt den warmen Bereich vom unbeheizten Keller und musste daher entsprechend dick gedämmt werden: 120 mm dicke, an der Deckenunterseite verklebte Steinwolleplatten sorgen im Erdgeschoss für warme Füße. Unterstützt werden sie von einer 200 mm dicken Estrichdämmung im Erdgeschoss (U-Wert-Verbesserung Kellerdecke von 1,1 auf 0,17 W/m2K).
Haustechnik gehört zum Passivhauskonzept
Durch die hervorragend gedämmte Außenhülle wurde ein konventionelles Heizsystem überflüssig. Das Wohn- und Geschäftshaus in Mannheim erhielt stattdessen eine geregelte Zu- und Abluftanlage mit einer Wärmerückgewinnung von über 90 Prozent. Sie reduziert die Lüftungswärmeverluste auf ein Minimum und sorgt für eine zugluftfreie, saubere Raumluft. Die ergänzende Warmwasseraufbereitung und Nachheizung der Raumluft an sehr kalten Tagen erfolgt über eine Sole-Wasser-Wärmepumpe. Um die Leitungsverluste auf ein Minimum zu begrenzen, wurden alle Warmwasserrohre ebenfalls überdurchschnittlich gedämmt beziehungsweise im beheizten Wohnbereich verlegt.
Passivhauskonzept auch im Bestand
Auch im Bestand lässt sich das Passivhauskonzept mit vertretbarem Aufwand realisieren. Die hochgedämmte Außenhülle der Doppelhaushälfte in Mannheim sorgt für dauerhaft niedrige Energiekennwerte ohne aufwändige, störanfällige Technik und für ein gleichmäßiges Temperaturniveau von Raumluft und Wandoberflächen. Sie garantiert damit nicht nur eine hohe Wertbeständigkeit des Hauses, sondern auch eine hohe Wohnbehaglichkeit. Die eingesetzten mineralischen Dämmstoffe machen das Passivhaus zu einem „Multi-Komfort-Haus“ mit Mehrwert: Denn die Bewohner profitieren zusätzlich von den sehr guten bauakustischen Eigenschaften der Mineralwolle, die wirksam vor Lärmübertragungen schützt sowie von einem deutlichen Sicherheitsplus aufgrund ihrer Nichtbrennbarkeit und Diffusionsoffenheit.
Die Hauptdämmschicht befindet sich über den Sparren und schaltet damit deren Wärmebrückeneffekt beinahe komplett aus
Das WDVS senkt den U-Wert der Wand von ehemals 1,9 W/(m2K) bis auf passivhaustaugliche 0,15 W/(m2K)