Preis für Handwerk in der Denkmalpflege
Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege in Sachsen und Schleswig-Holstein verliehen
Der Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege ist eine Institution. Alljährlich wird er in zwei Bundesländern verliehen. Ende vergangenen Jahres waren Sachsen und Schleswig-Holstein an der Reihe. Die Bauherren erhalten je Bundesland insgesamt 15 000 Euro; die Handwerker werden mit einer Urkunde geehrt.
Der von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) zusammen mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) gestiftete Preis wird in jedem Jahr in zwei Bundesländern an private Denkmaleigentümer verliehen, die bei der Bewahrung ihres Denkmals in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Handwerk Herausragendes geleistet haben. Die an den Restaurierungsarbeiten beteiligten Handwerksbetriebe erhalten Ehrenurkunden, für die privaten Denkmaleigentümer gibt es je Bundesland insgesamt 15 000 Euro. In Schleswig-Holstein fand die Preisverleihung Mitte November vergangenen Jahres in Kiel statt. Dort erhielten sechs Denkmaleigentümer und 22 Handwerker ihre Auszeichnungen und Preise. In Sachsen wurden die Preisträger einen Monat später in Dresden geehrt. Dort gab es vier Denkmaleigentümer und 34 Handwerker, die sich über Preise und Auszeichnungen freuen konnten.
1. Preis: Dielenhaus in Lübeck
Mit persönlichem Mut haben die Eigentümer des historischen Dielenhauses in Lübeck das bedeutende, aber vom Verfall bedrohte Denkmal gerettet. Mit hochqualifizierten und engagierten Handwerkern haben sie für die Stadt einen besonderen kulturellen Veranstaltungsort geschaffen. Daher wurden die Eigentümer Ulrich Büning, Jörg Haufe und Nicola Petereit in Schleswig-Holstein mit einem ersten Preis ausgezeichnet.
1. Preis: Wasserturm in Flensburg
Einen weiteren ersten Preis gab es in Schleswig-Holstein für die Erhaltung des 1908 erbauten Wasserturms der Flensburger Marineschule. Das kurz vor dem Verfall stehende Denkmal fand im Ehepaar Sabine und Wolfgang Groß seine Retter. Sie führten die desolate Hülle des bereits seines Wassertanks beraubten Turms einer neuen Nutzung als Wohnung mit besonderer Aussicht zu. Kluge und handwerklich versierte Lösungen für Details und eine dem Objekt angemessene Zurückhaltung haben zu einer überzeugenden Lösung für dieses besondere Bauwerk geführt.
3. Preis: Mausoleum Noer
Das Mausoleum von Graf Friedrich Christian Carl August von Noer und seiner Frau, Gräfin Carmelita, entstand 1882/83 durch den Architekten Heinrich Moldenschardt. Es steht auf dem Gelände der heutigen Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Schloss Noer und wurde durch die engagierte Heimat Gemeinschaft Eckernförde betreut. Nachdem durch die undichte Dachdeckung über längere Zeit Wasser eingedrungen war, musste das völlig desolate Gebäude grundsaniert werden. Die Restaurierung im Inneren wurde von einem Restaurator durchgeführt, dem die Wiedergewinnung des für Schleswig-Holstein bedeutenden Innenraums aus der Zeit des 19. Jahrhunderts in großen Teilen zu danken ist. Für sein Engagement wird die Schleswig-Holsteinische Gesellschaft für Jugendeinrichtungen e.V. mit einem dritten Preis ausgezeichnet.
3. Preis: Hotel Anno 1216 in Lübeck
Einen weiteren dritten Preis gab es für die Umnutzung eines bereits in den 1990er Jahren grundlegend instand gesetzten Bürgerhauses in Lübeck zu einem kleinen, dem historischen Bau angemessenen Hotel, das dank der Eigentümerin Dagmar Simon behutsam und denkmalgerecht saniert wurde. Durch die sensibel ausgeführten Arbeiten und gelungenen Detaillösungen von qualifizierten Handwerkern hat das Gebäudeensemble nach längerem Leerstand eine Zukunft bekommen.
Handwerkerpreise: Bohlenspeicher in Barsbek
und Wohnhaus in Ahrensbök
Die wenigen in Schleswig-Holstein noch erhaltenen Bohlenspeicher befinden sich in der Probstei, einer Landschaft im Kreis Plön. Einer der Speicher, der kleine Bohlenspeicher in Barsbek, musste 2011 saniert werden. Die Zimmerarbeiten wurden vom Zimmermeister Steen in alter Handwerkstechnik durchgeführt, der dafür mit einem der beiden Handwerkerpreise belohnt wurde. Einen weiteren Handwerkerpreis gab es für die Restaurierung zweier gusseiserner Veranden eines Wohnhauses in Ahrensbök. Der ausgezeichnete Schmiedemeister Lange zählt mit seiner Kenntnis der Bearbeitung historischer Eisenkonstruktionen zu den wenigen Fachleuten im Land, die derart filigrane Gusseisenkonstruktionen restaurieren können.
1. Preis: Zinzendorfschloss in Herrnhut-Berthelsdorf
In Sachsen gab es einen ersten Preis für die Rettung des desolaten und vom Verlust bedrohten Schlosses Zinzendorf in Berthelsdorf. Ausgezeichnet wurde der Freundeskreis „Zinzendorfschloss-Berthelsdorf“ e.V.. Mit viel Mut und außergewöhnlich fähigen Handwerkern wurde das für die Geschichte der Region und der Herrnhuter Gemeinde bedeutende Schloss für die nächsten Generationen gerettet. Der große Respekt vor der historischen Substanz ist im behutsamen Umgang mit dem Bau und seinen jahrhundertealten Spuren an vielen Details spürbar.
1. Preis: Peter-Ulrich-Haus in Pirna
Nach langem Leerstand hat das Peter-Ulrich-Haus in Pirna Dank Tom Pauls eine neue Zukunft. Dieser erhielt für seinen Einsatz ebenfalls einen ersten Preis. Unter Hinzuziehung eines erfahrenen Architekten, kompetenter Ingenieure und versierter Handwerker ist es dem neuen Eigentümer gelungen, die historische Substanz dieses für den Markt prägenden Gebäudes mit seiner neuen Nutzung zu einem kulturellen Anziehungspunkt zu entwickeln.
2. Preis: Villa Thomana in Leipzig
Hinter der noch durch schwere Kriegsschäden in Mitleidenschaft gezogenen Villa Thomana in Leipzig hat die Stiftung Chorherren zu St. Thomae das hochkarätige Denkmal erkannt und gerettet, wofür die Stiftung in Sachsen mit einem zweiten Preis ausgezeichnet wurde. Die behutsame Umnutzung der trotz äußerer Schäden im Inneren erstaunlich gut bis in die Details erhaltenen Villa ging einher mit der qualitätvollen und gründlichen Ertüchtigung der Grundstrukturen und der aufwendigen Restaurierung der Raumfassungen.
3. Preis in Sachsen: Neukirchner Villa in Thalheim
Trotz des desolaten Zustandes haben sich Ronny R. Kircheis und seine Ehefrau der Neukirchner Villa in Thalheim angenommen und die schrittweise Wiedergewinnung des Denkmals mit Leidenschaft verfolgt. Für die Wiederherstellung der Fassaden und insbesondere die Wiedergewinnung des prächtigen Foyers, des Treppenhauses und der Innenräume wurden sie in Sachsen mit dem dritten Preis ausgezeichnet. Die qualitätvolle handwerkliche Aufarbeitung der aufwendigen Gestaltungselemente lässt auf eine vollständige Wiederherstellung des Denkmals hoffen.
Einen Handwerkerpreis gab es in Sachsen für die Restaurierung des Adlertores im Keesschen Park in Markkleeberg, das zu einem barocken Herrenhaus aus dem Ende des 17. Jahrhunderts gehört.
Autor
Dipl.-Ing. Thomas Wieckhorst ist Chefredakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.
Liste der Preisträger
Hier finden Sie eine Liste der in Schleswig-Holstein und in Sachsten ausgezeichnent Gebäude und deren Preisträger als PDF zum Download.