Restaurierung historischer Türen
Haus- und Wohnungstüren für historische Bauten wurden oft mit viel Aufwand angefertigt und prägen das Außenbild eines solchen Hauses maßgeblich mit. Damit bei einer Restaurierung der gestalterische Gesamteindruck nicht verloren geht, sollte man nach besten Möglichkeiten die ursprüngliche Gestalt der Tür erhalten.
Für eine denkmalgerechte und nachhaltige Restaurierung von historischen Holztüren sind handwerkliches Können und Erfahrung vom ausführenden Handwerker Grundvoraussetzungen. Dafür ist die Kenntnis über die einzelnen Bestandteile und ihre Verarbeitung von großer Bedeutung.
Bestandteile und Arten der Türzargen und Gestelle
Um einer Holztür am Mauerwerk festen Halt zu geben, kamen unterschiedliche Varianten zur Anwendung: Eine Möglichkeit das Türfutter in der Wand zu verankern, war das Einsetzen von Holzdübeln in das Mauerwerk. Diese waren keilförmig zugeschnitten und gingen durch die gesamte Mauerdicke. Durch das Quellen und Schwinden der Dübel bestand jedoch die Gefahr, dass sich diese lockerten. Um ihnen besseren Halt zu geben, versah man die Dübel mit gebogenen Bandeisen und legte sie in den Stoßfugen des Mauerwerks ein. Zur Befestigung des oberen Futterbrettes diente die Überlagsbohle, die schwalbenschwanzförmig zugeschnitten wurde, um eine seitliche Verschiebung zu verhindern. Über diese Bohle wurde oft ein Entlastungsbogen gemauert.
Als weitere Befestigungsart gab es auch das so genannte Türgestell. Es bestand aus zwei Türpfosten von 12 x 12 cm Dicke. Die Pfosten wurden in die Schwelle oder den parallel liegenden Deckenbalken eingezapft; ein oberer Querriegel bildete den Türsturz. Bei dickeren Wänden wurde vor der Errichtung des Mauerwerks ein Türgerüst aus mehreren Rahmen aufgestellt. Diese bestehen aus Schwelle, Ständer und Holm. Die Rahmen wurden durch mehrere Riegel in Wandrichtung untereinander verbunden.
Häufig kam darüber hinaus auch die Bohlenzarge zum Einsatz. Die Seitenteile der Zarge bilden etwa 6 cm starke Bohlen, die mit Ankern aus Stahl im Mauerwerk befestigt wurden. Die obere und untere Bohle wurde mit den Seitenteilen verzapft. An ihren Enden hat sie so genannte „Ohren“, die schwalbenschwanzförmig zugeschnitten sind und in das Mauerwerk hineinragen.
Bestandteile des Türfutters und Türbegleitung
Das Türfutter besteht aus der Schwelle, den zwei Seitenstücken und dem Kopfstück. Bis zu einer Wanddicke von 25 cm wurde es glatt ausgeführt. Die Einzelteile verband der Handwerker mittels Verzinkung miteinander. Zwischen dem Türgestell und dem Futter wurde eine Hinterfütterung angebracht. Diese dünnen Holzbrettchen dienten zum lotgerechten Einpassen des Türfutters. Die Türbegleitung ist der seitliche und obere Abschluss. Sie überdeckt die Fuge zwischen Mauerwerk und Futter, ist rund 16 cm breit und wurde an den Türzagen oder Dübeln befestigt. Den unteren Abschluss bildet die Türschwelle. Sie besteht meist aus Hartholz, wurde in die senkrechten Rahmenschenkel verzinkt und auf dem Holzfußboden befestigt.
Türflügel
Der Türflügel besteht meistens aus einem Rahmen oder Friesen und der Füllung. Flügel mit diesen Bestandteilen nennt man auch „gestemmte Türen“. Der Rahmen besteht aus Höhen-, Quer- und Mittelrahmen, der etwa 15 cm breit ist. Die Rahmenteile werden durch Zapfenverbindungen zusammengehalten. In diese Holzteile wurde eine Nut zur Aufnahme der Füllung gefräst. Die Rahmenhölzer können sehr unterschiedliche Profilierungen aufweisen. Bei höherwertigen Türen wurden zusätzlich Profilleisten angebracht. Die Füllung besteht aus einzelnen Brettern und hat ringsum eine Federausbildung. Sie weist eine geringere Dicke als der Rahmen auf und liegt freibeweglich in der Nut der Rahmenhölzer. Die Füllbretter haben eine sichtbare Abplattung von etwa 3-4 cm auf beiden Seiten. Damit entsteht ein so genannter Spiegel.
Restaurierung der Türbestandteile
Ziel einer Restaurierung von historischen Holztüren ist, möglichst viel von der vorhandenen Substanz zu erhalten und nur soviel wie nötig durch neue Bestandteile zu ersetzen. Der Bauherr sollte sich vor Beginn von einen erfahrenem Restaurator beziehungsweise Tischler über das Ziel der Restaurierung beraten lassen. Der erfahrene Handwerker kann dem Bauherren die notwendigen Arbeiten für den Erhalt der Tür erklären. Insbesondere bei historisch wertvollen Haus- und Wohnungseingangstüren ist eine enge Abstimmung mit der zuständigen Denkmalschutzbehörde notwendig, da sie das künftige äußere Erscheinungsbild wesentlich mitbestimmt.
Vor Beginn der Restaurierungsarbeiten wird eine umfassende Dokumentation der Tür mit Fotos und Zeichnungen erstellt. Dabei werden die einzelnen Bestandteile, wie die Art der Beschläge, aufgesetzte Profile, verwendete Holzart sowie die Schäden am Türblatt oder Futterrahmen festgehalten. Dies ist insbesondere dann notwendig, wenn die Tür in ihre einzelnen Bestandteile in der Werkstatt zerlegt werden muss.
Nach dem Ausbau der Tür werden in der Werkstatt die alten Farbschichten entfernt. Dabei gibt es unterschiedliche Verfahren. Neben dem Abbeizen wird auch das Infrarotverfahren zur schonenden Entfernung vorhandener Farbschichten angewendet. Falls es sich um eine besonders wertvolle historische Holztür handelt, erstellt man eine so genannte Farbtreppe. Mit dieser lassen sich die einzelnen Farbschichten gut voneinander unterscheiden. Nun kann ein Fachmann der Denkmalschutzbehörde den künftigen Farbton für einzelne Profile sowie andere Bestandteile für die beabsichtigte farbige Gestaltung festlegen.
In der Werkstatt demontiert der Handwerker die originalen Beschläge. Diese werden entlackt und gebürstet; danach werden sie wieder gangbar gemacht, mit einem neuem Lack versehen und geölt.
Die geschädigten Holzteile müssen bis zum tragfähigen Bestandteil ausgesägt und durch Altholz ersetzt werden. Danach werden die wiederhergestellten Teile eingeleimt und verputzt. Fehlende Elemente muss man entweder ergänzen oder nachbauen. Wenn Füllungen beschädigt sind, baut man diese aus. Entweder man kann sie nach einer Aufarbeitung erneut verwenden oder stellt anhand des Originals neue Füllungen mit entsprechender Nut her. Die Nut im Rahmenholz wird gesäubert und eventuell nachgearbeitet. Nach dem Zusammenbau der Tür erfolgt der Anstrich nach den Festlegungen der Denkmalschutzbehörde. Bei Glastüren wird entweder das geschädigte Glas entfernt oder die erhaltenswerte Originalverglasung wird neu verkittet.
Das Türfutter bei Innentüren ist meist profiliert gestaltet. Oft kann dieses im Gebäude verbleiben und vor Ort ausgebessert und ergänzt werden. Bei der Umsetzung des Türstandortes können die vorgefundenen Futterbretter an der neuen Türöffnung wieder verwendet werden, oder sie werden in der Werkstatt mit entsprechender Profilierung neu hergestellt.
Autor
Dipl.-Ing. Lutz Reinboth ist Bauingenieur in Leipzig, Fachautor und freier Autor der Zeitschrift bauhandwerk.
Wenn die Tür zerlegt werden muss, ist eine Dokumentation der Bestandteile unbedingt notwendig