Schwebender Leichtbau

Der zentrale Omnibusbahnhof in Pforzheim ist ein architektonisches Highlight in Leichtbauweise. Klar, dass es bei einem Trockenbau im Freien sowohl einer korrosionsgeschützten Unterkonstruktion als auch einer feuchteresistenten Beplankung mit zementgebundenen Bauplatten bedurfte.

In Pforzheim musste der zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) östlich vom Bahnhofsgebäude neu gestaltet werden. Aus einem 2011 veranstalteten Architekturwettbewerb ging das Büro Metaraum aus Stuttgart als Sieger hervor. 2014 konnte das Projekt realisiert werden. Rein praktisch gesehen sind damit 29 Abfahrtspositionen für den Stadt- und Regionalbusverkehr entstanden, städtebaulich ergänzt der neue ZOB das historische Gebäude des Hauptbahnhofs um einen markanten Neubau, bei dem Dach und Wand organisch geschwungenen in einander übergehen.

Trockenbau im Freien

Die Gesamtkonstruktion des neuen ZOB besteht aus einem tragenden Stahlskelett, das die Form vorgibt.

Darüber liegt eine weiße Trapezblechbedachung, von der die Mitarbeiter der Firma Jaeger Ausbau die Unterdeckenebene aus einer korrosionsgeschützten Unterkonstruktion abhängten und mit zementgebundenen Platten beplankten – eine Herausforderung, bei der die Trockenbauer mit den Technikern der Firma Protektor Hand in Hand arbeiteten, um die verschiedenen Anforderungen der Geometrie, der Statik und des Korrosionsschutz angemessen zu berücksichtigen.

Beim Trockenbau im Freien ist Korrosionsschutz ein wichtiges Thema. Daher wurden hier ausschließlich Profile und Zubehörteile in C3-beschichteter korro­sionsgeschützter Qualität eingesetzt. So ist die Kon­struktion dauerhaft und zuverlässig geschützt.

Besonders die statischen Belastungen waren bei dieser Konstruktion eine Herausforderung. Denn einer-seits sind geneigte oder geformte Konstruktionen statisch anders belastet als einfache, horizontale Decken­konstruktionen. Zusätzlich sind Flächen im Außenbereich im Gegensatz zu Konstruktionen in geschlossenen Räumen großen Zug- oder Druckbelastungen durch Windsog und Winddruck ausgesetzt. In diesem Fall betrug der statisch berücksichtigte Windsog 1,53 kN/m² und der Winddruck 0,51 kN/m². Eine so außergewöhnliche Konstruktion muss daher statisch einzeln nachgewiesen und konstruktiv individuell ausgebildet werden.

Anforderungen an den Korrosionsschutz

Die Korrosionsanforderungen erfüllten die Trockenbauer indem sie für die Unterkonstruktion auschließlich Komponenten aus dem Defendo-System von Protektor verwendeten. Die Defendo-Komponenten stehen alternativ in der Korrosivitätskategorie „C3 Schutz­klasse hoch“ oder „C5-M -Schutzklasse hoch“ zur Verfügung. Am ZOB Pforzheim setzten die Hand­wer­ker ausschließlich C3-beschichtete Komponenten ein.

Bei der Decken-Unterkonstruktion verwendeten die Mitarbeiter der Firma Jaeger Trockenbau wie gewohnt C-Deckenprofile mit Längsverbindern, Kreuzschnellverbindern und Noniusabhängern mit Sicherungsklammern. Die Befestigung der Abhänger an der Decke erfolgte mit U-Hängern, um eine symmetrische Belastung der Sicken der Trapezblechdecke zu erreichen.

Die Abstände der Grundprofile, der Tragprofile und der Hänger sowie die Befestigungspunkte mussten bei dieser Sonderkonstruktion auch gesondert statisch nachgewiesen werden. Hier war die technische Beratung von Protektor wichtig. Aber auch die Detailausbildung war bei diesem Projekt besonders. Die geschwungenen Ränder, Öffnungen und Übergänge wurden mit GR-Profilen des Herstellers ausgeführt, die sich verschiedenen Rundungen und Geometrien perfekt anpassen.

Beplankung mit zementgebundenen Bauplatten

Die Beplankung erfolgte mit den zementgebundenen Bauplatten „Aquapanel Cement Board Outdoor“. Um diese auf der Unterkonstruktion aus Grund- und Traglattung zu befestigten, verwendeten die Mitarbeiter der Firma Jaeger Ausbau die korrosionsgeschützten „Aquapanel Maxi“ Schrauben SN 25 im Verband mit einer Fugenbreite von 3 bis 5 mm. Eingesetzt wurden die Zementbauplatten im Maß 1250 x 2000 mm, bei Bedarf konnten sie ganz einfach mit einer Säge auf das gewünschtes Format gebracht werden. Nach vollständiger Montage wurden alle Fugen mit der zum System gehörenden Fugenspachtel-grau geschlossen und das 10 cm breite Fugenband in die Spachtelmasse eingearbeitet. Die Trockenbauer verspachtelten natürlich auch die Schraubenköpfe. Anschließend wurde die Decke komplett armiert, die Oberfläche verputzt, glatt gefilzt beziehungsweise gespachtelt. Offene Fugen an den Konstruktionsrändern konnten mit Kompriband oder Winkeln geschlossen werden.

Autorin

Dipl.-Ing. Doris Pfeffermann betreibt ein Büro für Technik, Marketing und Coaching in Berlin und ist als Fachjournalistin unter anderem für die Zeitschrift bauhandwerk tätig.
x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 09/2008

Anschlusspunkt VH-Fassaden aus zementgebundenen Platten

Sowohl eine Holzunterkonstruktion als auch eine Metallunterkonstruktion eignet sich für die Montage von einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade aus zementgebundenen Bauplatten (Aquapanel Cement...

mehr
Ausgabe 11/2011

Wellenhimmel

In der ursprünglichen Planung zur Sanierung der Schwimmhalle sollten die vorhandenen Unterzüge der Dachkonstruktion einfach umbaut werden. In Gesprächen kristallisierte sich jedoch eine optisch...

mehr
Ausgabe 1-2/2009

Alternative Fassaden in Trockenbau-Technologie

Die Platten bestehen im Kern aus Portlandzement mit Zuschlagstoffen, der beidseitig mit einem Glasgittergewebe armiert ist. Die Enden sind geschnitten und die Kanten verstärkt. Im Vergleich zur...

mehr
Ausgabe 03/2013

Aktivsport im Passivhaus Wände aus zementgebundenen Bauplatten beim Bau des Lippebades in Lünen

Das neue Sport- und Freizeitschwimmbad in Lünen umfasst zwei 25 m lange Sportbecken mit Sprungbereich, ein Lehrschwimmbecken mit Hubboden, ein Warmwasserbecken mit Spaß- und Erholungsbereich und ein...

mehr
Ausgabe 11/2010

Hochleistungssport im Mehrkampf

In modernen Turnhallen und Stadien, aber auch Fitnessstudios und Wellness-Oasen, gehört der Trockenbau heute zu den Schlüsselgewerken. Er muss dort allerdings eine Vielzahl an bauphysikalischen und...

mehr