Schwergewicht im Leichtbau
In vorgefertigter Holzelementbauweise entstanden in Bad Saarow zwei Wohnhäuser für die Mitarbeiter eines Hotels am Scharmützelsee in Brandenburg. Mit einem Wabendämmsystem unter dem Trockenestrich erfüllen die Vollholzdecken der Wohnungen alle Anforderungen an den erhöhten Schallschutz.
Herzstück der von Lukas Lang Building Technologies aus Österreich entwickelten Elementbauweise sind auf Punktfundamenten ruhende senkrechte Spindelsäulen in Rasterabständen bis 2,80 m beziehungsweise 5,60 m im Gebäudeinnern. Am Fuß und am Kopf besitzen diese Spindelsäulen stählerne Knotenelemente, in die unterschiedlich lange Holzträger in Längs- und in Querrichtung eingehängt werden. Die Gefache des dadurch ausgebildeten Trägerrostes werden mit Vollholzelementen gefüllt, so dass geschlossene Holzdecken entstehen.
Bis zu drei Geschosse mit frei wählbaren Grundrissen können auf diese Weise komplett mit vorgefertigten Teilen übereinander montiert werden. Auch das Dach und die Fassade sowie Fenster, Türen und auf Wunsch sogar die Haustechnik kommen als einbaufertige Elemente auf die Baustelle, so dass dort präzise planbare und vor allem schnelle Montageabläufe möglich werden.
Verbesserter Schallschutz der Decke
Mit dem Elementsystem von Lukas Lang wurden bereits mehrere Einfamilienhäuser, Bürogebäude und Sozialzentren gebaut – vor allem in Österreich und Südosteuropa. Die Errichtung von zwei Wohngebäuden für Hotelmitarbeiter im brandenburgischen Bad Saarow war im vergangenen Jahr das erste größere Projekt in Deutschland.
Die Beratung für die Anpassung an deutsche Bauvorschriften sowie die Ausführungsplanung übernahm Architekt Thomas Groß aus Caputh: „Der Grundgedanke der vorgefertigten Bauweise des Tragwerks funktioniert auch unter unseren Bedingungen sehr gut. Veränderungen haben wir hauptsächlich im Hinblick auf die Bauphysik vorgenommen, etwa beim Wärme- und Brandschutz, vor allem aber beim Schallschutz.“ So mussten sowohl der Luft- als auch der Trittschallschutz der Decke zwischen den beiden Geschossen verbessert werden, was mit dem speziell für Holzdecken entwickelten Fermacell Wabendämmsystem gelang. Direkt auf der Rohdecke werden dabei Kartonwaben mit integriertem Rieselschutz ausgelegt und anschließend mit einem extrem schweren, getrockneten Kalksteingranulat gefüllt.
Einfacher Einbau mit definierter Schütthöhe
„Viele Holzdecken erreichen wegen ihrer zu geringen Masse keine ausreichende Schalldämmung“, erklärt Jörg Geißler, der das Bauvorhaben in Bad Saarow als technischer Berater von Fermacell begleitet hat. „Das Granulat erhöht mit seiner Rohdichte von über
1500 kg/m³ die flächengezogene Masse der Decke deutlich und wirkt andererseits durch seine körnige Struktur als biegeweiche Schicht im Fußbodenaufbau. Die Waben verhindern das nachträgliche ,Wandern’ der Schüttung bei dynamischer Belastung.”
Zusätzlich vereinfachen und beschleunigen sie die Verarbeitung der Schüttung: Die vorgegebene Schütthöhe wird sicher erreicht. Falls erforderlich, können die Estrichwaben auch bis zu 3 mm überschüttet werden, so dass bei Unebenheiten in der Rohdecke ein Höhenausgleich möglich ist.
Auf dem wahlweise 30 oder 60 mm hohen Wabendämmsystem kann jedes beliebige Trockenestrichsystem verlegt werden. Der Fußbodenaufbau im Obergeschoss der Personalwohnhäuser des Hotels besteht aus
60 mm hohen Waben, einer 30 mm dicken Holzfaserdämmplatte und den abschließenden Gipsfaserestrich-Elementen von Fermacell.
Auf geschlossenen Holzbalkendecken mit Federclips erreichen solche Aufbauten einen Luftschallschutz von bis zu Rw,R = 60 dB und einen Trittschallschutz bis zu Ln,w,R = 43 dB. Beide Werte erfüllen nicht nur den Mindestschallschutz nach DIN 4109, sondern auch den erhöhten Schallschutz nach Beiblatt 2 der Norm, der inzwischen als anerkannte Regel der Technik gilt.
Die Unterseite der Decke zwischen EG und OG erhielt zusätzlich eine selbständige Unterdecke, die mit
F 30 von unten den erforderlichen Brandschutz für Wohnungstrenndecken sicherstellt. Auf der Oberseite wird der Feuerwiderstand durch die Estrich-Elemente erreicht.
Schlanke, aber stabile Trennwände in Trockenbauweise
Die beiden Häuser beinhalten zusammen 36 verschieden große Wohnungen für insgesamt 51 Mitarbeiter. Jedes Geschoss wird über drei von außen zu betretende Flure erschlossen, die Treppen zu den Obergeschossen befinden sich separat vor den Gebäuden. Für die Wohnungstrennwände und die Wände zu Fluren werden als erhöhter Schallschutz nach Beiblatt 2 zu DIN 4109 mindestens R’w = 55 dB verlangt. In Abstimmung mit dem Bauherrn plante Thomas Groß die Trennwände deshalb mit einem Luftschalldämm-Maß Rw,R von mindestens 60 dB. Gleichzeitig mussten sie den Feuerwiderstand von F30-B erfüllen.
Die Montagewände konnten diese doppelte Anforderung sicher erfüllen. Wo Stützen des Skelett-Tragwerks in die Wände integriert werden mussten, kamen Doppelständerwände mit Hohlraumdämmung zum Einsatz, die überwiegend einlagig beplankt sind und damit sehr wirtschaftlich ausgeführt werden konnten. Bei Trennwänden außerhalb des Stützenrasters wurden schlanke Einfachständerwände eingebaut. Durch die Verwendung raumhoher Platten von 2,60 m Länge ließen sich Querfugen in den Wänden und damit zusätzlicher Spachtelaufwand vermeiden.
Auf einen weiteren Aspekt bei der Wahl der Konstruktion weist der Architekt hin: „In Personalwohnungen muss man mit häufigem Mieterwechsel rechnen, was einerseits zu verstärkten Belastungen beim Ein- und Auszug führt und andererseits bedeutet, dass jeder Mieter immer wieder neue Einrichtungsgegenstände an die Wand hängen möchte. Auch deshalb haben wir uns für stabile Gipsfaserplatten entschieden.“
Trockenbau ohne Zeitverlust im Winter
Alle Außenwände und die prägnante Wölbung am Übergang von der Fassade zum Dach bestehen aus vorgefertigten Elementen des Systems Lukas Lang. Sie kamen mit ihrer integrierten Wärmedämmung komplett einbaufertig auf die Baustelle und wurden dort auf systemzugehörigen Aluminiumschienen am Tragwerk montiert. U-Werte von 0,21 beziehungsweise 0,22 W/(m²K) an der Fassade stellen zusammen mit dem Wärmeschutz am Dach und den Fenstern einen zeitgemäß niedrigen Primärenergiebedarf von
81 kWh/(m²a) sicher.
Für wohnlich warme Temperaturen im fertigen Gebäude ist also gesorgt. Ganz anders war dies in der Bauzeit, die in den gerade vergangenen strengen Winter fiel. Weil das Bausystem von Lukas Lang jedoch ein reines Montagesystem ist und für den Innenausbau ausschließlich Trockenbaulösungen verwendet wurden, konnten die Arbeiten auch in der langen Frostperiode fortgesetzt werden, in der Massivbaustellen überwiegend ruhten.
Die speziell für Holzdecken entwickelten Kartonwaben werden mit Kalksteingranulat gefüllt