Fußbodenheizung mit erhöhtem Trittschallschutz dank Waben-Dämmsystem
Beim Neubau von Fachwerkhäusern in Brock konnte mit dem Fußbodenheizsystem „fermacell Therm25“ trotz schwieriger Deckenstatik zeitgemäßer Wohnkomfort erreicht werden. In Kombination mit einem Wabendämmsystem wurde die Forderung nach erhöhtem Trittschallschutz erfüllt.
Der Bau von Fachwerkhäusern geht auf eine Jahrhunderte alte Tradition zurück. Aus der Mode gekommen sind diese Kunststücke des Zimmererhandwerks jedoch keineswegs. Vielmehr erlebt die Bauweise derzeit eine gewisse Renaissance. In Brock, einem Ortsteil der Gemeinde Ostbevern im Kreis Warendorf, entsteht derzeit eine Siedlung mit Fachwerkhäusern nach historischem Vorbild. Sechs Einfamilienhäuser sowie ein Doppelhaus mit je einer Einliegerwohnung pro Wohneinheit im Obergeschoss werden hier im traditionellen Baustil errichtet. In Bauweise und Proportion orientieren sie sich an erhaltenen, ursprünglich niederdeutschen Hallenhäusern in Zwei- oder Vierständerbauweise. „Es handelt sich um originale Fachwerkkonstruktionen, die in handwerklich traditioneller Qualität errichtet werden“, erläutert Ludger Olberding, Geschäftsführer der ausführenden Mühlenhaus Historische Wohnbau GmbH, die sich auf den Bau und die Restaurierung von Fachwerkhäusern spezialisiert hat. Eingesetzt werden ausschließlich gut abgelagerte, kammergetrocknete Eichenbalken, die im eigenen Werk der Firma einzeln und von Hand zugesägt werden. Im Inneren des Hauses sorgen Holzbalkendecken aus naturbelassenen Eichen-, Kiefern- oder Tannenhölzern für Gemütlichkeit. Rund 400 Häuser habe er auf diese Art und Weise in den vergangenen rund 20 Jahren gebaut, so der Firmeninhaber.
In Brock, einem Ortsteil der Gemeinde Ostbevern im Kreis Warendorf, entsteht eine Siedlung mit Fachwerkhäusern nach historischem Vorbild
Foto: James Hardie Europe
Die historische Bauweise wird kombiniert mit hoher Nachhaltigkeit. Nach Unternehmensangaben weisen die Fachwerkhäuser aus Brock im Vergleich zu einem konventionell gebauten Einfamilienhaus aus Stein und Beton eine CO2-Einsparung von 180 Tonnen auf. Mit moderner Haustechnik werden die aktuell gültigen Energiestandards erfüllt. Der Innenausbau erfolgt mit Gipsbauplatten.
Erhöhter Trittschallschutz bei begrenzter Belastbarkeit
Eine besondere Herausforderung war die Planung der Fußbodenheizung in den beiden Einliegerwohnungen im Dachgeschoss des Doppelhauses. Die Deckenkonstruktion sollte entsprechend dem gehobenen Anspruch des Objektes mit erhöhtem Trittschallschutz ausgestattet werden. Vom Bauherrn gefordert waren mindestens 50 db. Gleichzeitig musste die begrenzte Belastbarkeit der Deckenkonstruktion, die nach dem Vorbild historischer Fachwerkhäuser mit Holzbalken aus Fichte (18 x 26 cm) und einer 40 mm dicken Holzdielung ausgebildet wurde, berücksichtigt werden.
Da Firmenchef Ludger Olberding außerdem auf einen schnellen Baufortschritt drängte, standen von Anfang an ausschließlich Trockenestrich-Systeme im Fokus der Planer. Sie punkten erstens durch ein niedriges Flächengewicht. Je nach Fabrikat, Aufbau und System sind in Trockenbauweise Flächengewichte ab 23 kg/m² möglich. Bei herkömmlichen Nass-Estrichen dagegen muss mit einem Gewicht von 100 bis 120 kg/m² gerechnet werden. Das entspricht etwa dem Unterschied zwischen einem Kleinwagen und einem Transporter oder – bezogen auf eine Fläche von 25 m² - einer Mehrbelastung von 1800 kg. Dabei ist die Belastbarkeit von Trockenestrichen durchaus mit herkömmlichen, massiven Estrichsystemen vergleichbar.
Zweitens wird beim Einsatz von Trockenestrichen keine zusätzliche Feuchtigkeit in den Bau eingebracht. Das bedeutet: Während es rund vier Wochen dauert, bis ein Nassestrich ausreichend getrocknet und durchgehärtet ist und der Boden in diesem Zeitraum nicht belastet werden darf, kann nach der Verlegung von Trockenestrichen beinahe ohne Zeitverzug weitergearbeitet werden. Denn die Estrichelemente sind unmittelbar nach der Verlegung begehbar und 24 Stunden später belegreif. Ein zusätzliches Plus ist Sicherheit im Brandschutz (nicht brennbar, Klasse A2-s1 d0 nach EN 13501).
Schnelle, trockene und nachhaltige Lösung
Anschließend wurde die Schüttung mit einem Richtscheit bündig abgezogen, sodass ein planebener Untergrund entstand
Foto: James Hardie Europe
Die Planer entschieden sich für das Fußbodenheizsystem „fermacell Therm25“ von James Hardie. In Kombination mit dem Wabendämmsystem konnten damit einerseits die hohen Anforderungen an den Bodenaufbau erfüllt und andererseits eine schnelle Fertigstellung gewährleistet werden. Denn das Fußbodenheizsystem kombiniert die Lastverteilschicht und Fußbodenheizung in einem System. Es besteht aus einer 25 mm dicken „fermacell“ Gipsfaserplatte. Die Oberseite ist mit einer speziellen Fräsung mit Umlenknuten für die Verlegung der Fußbodenheizungsrohre versehen. Für besondere Grundrisse oder Türdurchgänge steht ergänzend das Element „fermacell Therm25 rund“ zur Verfügung.
Das System wird komplettiert durch eine weitere 10 mm dicke Gipsfaserplatte, die als zusätzliche obere Lage auf den Fußbodenheizelementen verleimt und geschraubt beziehungsweise verklammert wird. Die Fußbodenheizung ist für die Verlegung von 16 mm dicken Verbund-Heizungsrohren geeignet und kann in allen Anwendungsbereichen eingesetzt werden. Das Rastermaß der Ausfräsung beträgt 167 mm. Die aus 100 Prozent natürlichen Materialien hergestellten Fußbodenheizelemente entsprechen zudem dem nachhaltigen Ansatz der Mühlenhaus Historische Wohnbau GmbH.
Klasse durch Masse
Danach füllten sie die Waben mit der „fermacell“ Wabenschüttung aus
Foto: James Hardie Europe
Wegen des geforderten erhöhten Trittschallschutzes wurde vor der Verlegung der Fußbodenheizelemente das Wabendämmsystem des Herstellers eingebaut, das speziell zur Verbesserung des Trittschallschutzes bei Holzbalkendecken entwickelt wurde. Es besteht aus umweltfreundlichen Karton-Waben in 30 oder 60 mm Höhe mit integriertem Rieselschutz, die mit der Wabenschüttung des Herstellers ausgefüllt und dann mit jedem beliebigen Estrich-System kombiniert werden können. Im vorliegenden Fall legten die Handwerker zunächst Estrichwaben in 60 mm Höhe vollflächig direkt auf der 40 mm dicken Holzdielung aus. Durch einen seitlich überstehenden Papierstreifen wurde dabei an der Längsseite eine Überlappung erzielt. Passelemente wurden mit einem Teppichmesser zugeschnitten.
Sobald die Verlegung der Estrichwaben abgeschlossen war, füllten die Handwerker die Waben mit der „fermacel“ Wabenschüttung aus. Die Befüllung begann von der Tür aus. Die Waben konnten dabei vorsichtig betreten werden. Anschließend wurde die Schüttung mit einem Richtscheit bündig abgezogen, so dass ein planebener Untergrund für die Verlegung der Estrichelemente entstand.
Die Fußbodenheizelemente konnten dank des handlichen Formats von 500 x 1000 mm schnell und einfach verlegt werden
Foto: James Hardie Europe
Durch diesen Aufbau wird die Rohdecke direkt beschwert und die Schallübertragung durch die zusätzlich eingebrachte Masse wesentlich gemindert. Das Granulat erhöht mit seiner Rohdichte von etwa 1500 kg/m³ einerseits die flächengezogene Masse der Decke deutlich und wirkt andererseits durch seine körnige Struktur als biegeweiche Schicht im Fußbodenaufbau. Die Biegeweichheit dieser Schicht kombiniert mit der hohen Dichte von etwa 90 kg/m² bei 6 cm Wabenschüttung bewirkt den sehr guten Schallschutz. Die Waben verhindern zudem das nachträgliche „Wandern“ der Schüttung bei dynamischer Belastung. Zusätzlich vereinfachen und beschleunigen die Estrichwaben die Verarbeitung der Schüttung, denn die vorgegebene Schütthöhe wird sicher erreicht. Direkt auf den Estrichwaben werden eine Lage 20 mm Mineralwolle sowie zur Lastverteilung eine Lage „fermacell“ Einmannplatte 10 mm angeordnet. Anschließend verlegten die Handwerker die Fußbodenheizelemente. Sie konnten dank des handlichen Formats von 500 x 1000 mm schnell und einfach verarbeitet werden. Hersteller James Hardie garantiert 53 db bei diesem System.
Brandschutz inklusive
Die Schablone verhindert, dass die Heizungsrohre durch die Befestigung verletzt werden
Foto: James Hardie Europe
Unmittelbar nach der Verlegung der Fußbodenheizelemente konnten die Heizungsbauer mit der Installation der Rohre beginnen. Nachdem abschließend die Dichtigkeit des Systems überprüft wurde, montierten die Handwerker eine Decklage aus 10 mm Gipsfaserplatten. Dazu trugen sie als erstes entlang der Fugenstöße sowie zwischen jeder Fräsnut eine etwa 5 mm breite Klebeschnur Estrichkleber auf, um die Fugenverklebung der Elemente zu gewährleisten. Um bis zur Aushärtung des Klebers den nötigen Anpressdruck zu erzielen, wird die Decklage mit Schnellbauschrauben, die im Raster von etwa 165 x 250 mm in die Plattenfläche eingebracht wurden, zusätzlich verschraubt. Hilfreich ist dabei die „fermacell Therm25-167“ Schablone, die verhindert, dass die Heizungsrohre durch die Befestigung verletzt werden. 24 Stunden später waren die Elemente begehbar und bereit für die Verlegung des Vinylbodens in Eichendekor. Entstanden ist ein Bodenaufbau, der sowohl dem geforderten erhöhten Trittschallschutz als auch den Anforderungen der Anwendungsbereiche 1 (zulässige Einzellast 1,0 kN) und 2 (zulässige Einzellast 2,0 kN) entspricht. Die Fußbodenkonstruktion erfüllt zudem die Voraussetzungen der Brandschutzklasse F 60.
Autorin
Rita Jacobs führt ein PR-Büro mit Schwerpunkt Bau und Architektur in Düsseldorf. Sie unterstützt die Firma James Hardie Europe GmbH bei der Pressearbeit für die Marken Fermacell, James Hardie und Aestuver und arbeitet als freie Journalistin unter anderem für die Zeitschrift bauhandwerk.