Revitalisierung
Ertüchtigung der Holzbalkendecken im einem Münchner Baudenkmal

Bis auf die Außenwände und die Holzbalken der Decken wurde ein Baudenkmal in der Kirchenstraße in München Haidhausen im Zuge einer Sanierung entkernt. Der Ausbau und neue Aufbau der Fußböden erfolgte komplett in Trockenbauweise.

Das Bauen im Bestand gehört zu den spannendsten Aufgaben im Wohnungsbau. Umso mehr, wenn das Gebäude unter Denkmalschutz steht, wie der historische Altbau in der Kirchenstraße in München Haidhausen, mit dessen Umgestaltung das Architektenteam Project GmbH aus München im Zuge der Revitalisierung eines innerstädtischen Quartiers mit insgesamt 166 Wohneinheiten beauftragt wurde. Bevor jedoch die 21 gehobenen Eigentumswohnungen im Baudenkmal entstehen konnten, musste dieses erst einmal bis auf die Balkenlagen der Holzdecken komplett entkernt werden. Die Wände wurden vom Putz befreit und das Dach in historischer Form von den Zimmerleuten nachgebaut. Der Wiederaufbau und Ausbau erfolgte mit Ausnahme von zwei hinzugefügten Treppenhäusern zu 100 Prozent in Trockenbauweise. Dementsprechend mussten die Architekten und Trockenbauer alle Herausforderungen in puncto Wärmeschutz, Schallschutz und Brandschutz auch in dieser Bauweise erfüllten.

 

Schall- und Brandschutzanforderungen an die Trennwände

So etwa bei den Trennwänden, die die neu geschaffenen Einheiten zur jeweiligen Nachbarwohnung abschließen: Wie für die Decken und Dachbekleidung galt für sie die Vorgabe der Brandwiderstandsdauer F90. Gleichzeitig war eine Schallschutzanforderung von mindestens 55 dB zu erfüllen. Die Planer erreichten dies mit Hilfe der Knauf W 142 Wandkonstruktion, welche die Monteure der mit dem Ausbau beauftragten Trockenbaugesellschaft R & M Ausbau GmbH aus München jeweils doppelt mit 12,5 mm Diamantplatten beplankten – und in diesem Zuge sogar auf Schallschutzwerte von bis zu 60 dB kamen. Dort wo Haustechnikinstallationen wie Steckdosen oder Wasseranschlüsse vorgesehen waren, garantieren Vorsatzschalen nach dem Knauf System W 623, dass die eigentliche Trennwand unversehrt bleibt und somit keine Schallbrücken entstehen.

Sämtliche Wohnungstrennwände stehen grundsätzlich auf einer Holzschalung, die die Holzbalken abdeckt. Zudem führten die Trockenbauer die mit Diamantplatten zweifach beplankten Konstruktionen in die Deckenkonstruktion bis unter die Fehlböden. Mit diesem verzahnten System konnte eine Schallübertragung zwischen den Wohnungen ausgeschlossen werden. An den Fehlböden schließen die Wände, entsprechend dem nach dem System W 12 vorgesehenen Anschluss, gleitend an die Deckenkonstruktion an. Diese Lösung garantiert sowohl die Brandschutzanforderung F90, als auch den erforderlichen erhöhten Schallschutz.

Weil die Wohnungen individuell geplant wurden und keine der anderen gleicht, stehen die Trennwände nie übereinander. In den Galeriewohnungen unter dem Dach erreichen sie zudem bis zu 6 m Höhe. In dieser Ebene enden die Konstruktionen ebenfalls nie unter dem Dach, sondern sind in die Dachkonstruktion hineingeführt und decken so die Schall- und Brandschutzanforderungen ab.

 

Verbindung von Wand- und Deckenkonstruktion

Die Deckenkonstruktionen wurden in Teilbereichen nach dem Knauf System Decke unter Decke ausgeführt. Dies war dann notwendig, wenn etwa Installationen unter der abgehängten Decke verzogen beziehungsweise Kabelstränge verlegt werden mussten. In diesem Fall garantiert eine direkt an den Balken montierte Lage aus 30 mm Fireboard mit zusätzlichen Fireboardstreifen entlang der Wände die Einhaltung der Brandschutzanforderungen gegenüber der Deckenkonstruktion. Darunter hängt mit Hilfe von Nonius-Abhängern eine zweite Decke aus zwei Lagen mit 20 mm Gipsfaserplatten. Dort, wo die Deckenkonstruktion an die Wandkonstruktion angrenzt, wurden Knauf Trenn-Fix-Streifen eingelegt, um eventuell zu erwartende Bauteilbewegungen zu ermöglichen.

 

Aufrüstung der Holzbalkenlagen zu funktionstüchtigen Geschossdecken

Noch komplexer wurde der Ausbau für die Handwerker in Bezug auf die Sanierung der Fußböden, denn die alten Holzbalkenlagen mussten zu funktionstüchtigen Geschossdecken mit hochwertigem Parkett aufgerüstet werden. In den Bädern wurde eine Fußbodenwarmwasserheizung integriert. Auch die Geschossdecken mussten eine Feuerwiderstandsdauer von F90 leisten und zudem einen Trittschallschutz von > 51 dB erbringen sowie dynamische Lasten aufnehmen können. Die alte Holzbalkendecke mit schwerem Einschub 80 kg ließ sich von unten mit einer Knauf Unterdecke, System D 152 (2 x 20 mm und 80 mm Mineralwolle) und Schwingabhänger schall- und brandschutztechnisch aufrüsten. Von oben wird der Brandschutz mit einer Lage Knauf Brio 18 WF-Elementen sichergestellt, welche die Monteure im Falz verklebten und anschließend verschraubten.

Als Estrich wurde grundsätzlich mit Fertigteilestrichen eine leichte Konstruktion gewählt. In den Wohnräumen stellten die Handwerker auf einer 24 mm dicken Rohschalung den Ausgleich mit einer Trockenschüttung (Knauf Trockenschüttung PA) her. Zuvor wurde die Rohschalung mit Knauf Schrenzlage (diffusionsoffenes, PE-beschichtetes Natronkraftpapier) abgedeckt, die an den Stößen verklebt wurde. Die Trockenschüttung brachten die Handwerker in Schichtdicken von 30 bis 100 mm ein. Waagerecht abgezogen ergab sie einen planebenen Untergrund für die Verlegung des Fertigteilestrichs. Als Fertigteilestrich verlegten die Trockenbauer Knauf Brio 18 WF – ein Fertigteilestrichelement, das aus einer 18 mm dicken Gipsfaserplatte besteht, die an der Unterseite mit einer 10 mm dicken Holzfaserdämmplatte zum Trittschall- und Wärmeschutz ankaschiert ist. Die Elemente werden an dem Stufenfalz mit Brio Falzkleber (ein aufschäumender PU-Kleber) verklebt und mit Schrauben oder Klammern fixiert. Mit diesen Elementen wurde auch gleichzeitig die Anforderung des Brandschutzes mit einem Feuerwiderstand von F90 bei Brandbeanspruchungen von oben erfüllt. Als Oberbelag verlegten die Handwerker ein Fertigparkett.

 

Einbau der Fußbodenheizung in den Bädern

Für die Bäder wurde eine Fußbodenheizung der Bauart B gewählt, das für Fertigteilestriche aus Gipsfaserplatten geeignet und schnell zu montieren ist. In Verbindung mit dem Fertigteilestrich Brio entsteht ein sehr leichter Heizestrich mit einem Gewicht von nur etwa 23 kg/m². Das ist entscheidend bei alten Holzbalkendecken, die statisch nicht zusätzlich belastet werden sollten. Eine für Neubauten übliche Konstruktion mit Fließestrich würde etwa 110 kg/m², mit Zementestrich sogar 130 kg/m² wiegen.

Als Rohbodenausgleich verwendeten die Handwerker anstelle einer Trockenschüttung einen schnell erhärtenden, epoxidharzgebundenen Leichtausgleichmörtel (Knauf EPO-Leicht). Dieser ist ideal für den Ausgleich und Unterbau für Fertigteilestriche und lässt Nachfolgearbeiten bereits nach 24 Stunden zu. Mit einem Gewicht von nur 200 kg/m³ ist dieses Leichtgewicht zudem für Holzbalkendecken prädestiniert. Mit guter Wärmedämmung ist der begehbare, wasserfreie Ausgleich ein idealer Unterbau für trocken verlegte Heizsysteme, und mit möglichen Aufbauhöhen von 15 bis 800 mm lässt sich gut eine planebene Basis schaffen. Dabei entsteht ein fester, unnachgiebiger Untergrund, der auch unter dynamischen Beanspruchungen, wie sie bei Waschmaschinen auftreten können, stabil bleibt. Mit der anschließenden Verlegung einer 10 mm dicken Holzweichfaserplatte (> 200 kg/m³) wurden die Anforderungen des Trittschallschutzes erledigt. Als Fußbodenheizung verlegten die Handwerker das Uponor-System Siccus mit 25 mm Aufbauhöhe und darauf zwei Lagen Fertigteilestrich Brio 18 im Verband. Der Stufenfalz wurde anschließend verklebt und verschraubt. Auch dieser Aufbau ist bereits nach 24 Stunden belastbar und belegereif.

Für die Komfortwohnungen in München wählte man für die Bäder großformatige Fliesen mit Kreuzfugen. Die steife Unterkonstruktion gewährt einen verformungsstabilen Aufbau, der Großformate schadensfrei aufnimmt.

 

Autor


Dipl.-Ing. Andres Seifert ist Leiter des Marktmanagements Boden bei der Knauf Gips KG in Iphofen.

Die in Trockenbauweise errichteten Trennwände haben einen Brandschutz von F90 und einen Schallschutz von mindestens 55 dB

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