Stahlstützen
Durch große Dachflächen und schwere Natursteinwände wird bei Kirchen, Burgen und Schlössern ein enormer horizontaler Druck auf die Außenwände ausgeübt, der diese im Laufe von Jahrzehnten immer weiter auseinander schiebt. Das muss zwar nicht zwingend zum Einsturz führen, hat jedoch weitreichende Folgen.
Im Mauerwerk entstehen durch den fortwährenden Druck mit der Zeit Risse, durch die Feuchtigkeit eindringen kann. Damit ist dem Befall mit Flechten und Moosen ein Tor geöffnet, die dem Stein nach und nach Mineralien entziehen und ihn porös machen. Je instabiler die Wände dadurch werden, desto weniger Widerstand bieten sie den einwirkenden Druckkräften. Um diesen schädlichen Kreislauf zu unterbrechen, müssen die Außenwände langfristig gesichert werden.
M-Construct, ein Unternehmensbereich der Wilhelm Modersohn GmbH & Co. KG aus Spenge, bietet als Spezialist für die Herstellung von schweren Befestigungskonstruktionen verschiedene bewährte Lösungen, die dauerhaft stabilisieren und, besonders wichtig bei denkmalgeschützten Gebäuden, optisch unauffällig bleiben. Die Befestigungsprodukte aus rostfreiem Edelstahl, insbesondere aus LeanDuplex Stählen, umfassen unter anderem Rundstähle, Zugverankerungen, Windeisen, Paddel oder auch Nadelanker. Das Partner-Ingenieurbüro Astatec unterstützt das Unternehmen bei der Begutachtung der durch externe Planer vorgegebenen Sanierungsprodukte.
Anwendungsbeispiel: Stabilisierung einer Kirche
Die Christuskirche Bönnien wurde von M-Construct durch Zugverankerungen mit Andreaskreuzen stabilisiert. Dazu führten die Handwerker Zugstangen aus Rundstählen mit beidseitigen Gewindeenden als Querverstrebungen durch das Gebäude, Die Enden wurden durch die Außenwände geschoben und dann gespannt. Die außen unterlegten Andreaskreuze verteilen die auftretenden Kräfte auf eine größere Fläche. „Für solche Aufgaben haben wir schon Zugstäbe mit metrischem Teilgewinde M48 an den Enden und 14 m Stablänge konstruiert – das ist das Längste was man überhaupt noch vernünftig transportieren kann“, erläutert Firmeninhaber Wilhelm Modersohn. „Diese Zugstäbe werden dann mit Spannmuffen im Gebäude verbunden und außen am Mauerwerk über Halteplatten oder eben die unauffälligeren Andreaskreuze angespannt.“ Die Bauteile lassen sich optisch gut kaschieren. Durch die Verwendung von rostfreiem Edelstahl ist die Konstruktion langlebig und stabil.
Spezialanfertigungen in eigener Werkstatt
Neben den Rundstählen werden für die Zugverankerungen auch Gewindestangen bis 3000 mm Länge mit Verbindungsmuffen eingesetzt, die M-Construct mit Gewindedurchmessern von M6 bis M42 selbst herstellt. Darüber hinaus kommt Edelstahl auch an anderen Stellen, bei vielen kleinen und großen Bauteilen zum Einsatz: Der Kaiserstab in der Kuppel der Dresdener Frauenkirche zum Beispiel wurde als stabiles Quadratrohr konstruiert, das sich nach oben verjüngt und als zentraler Lastenträger dient. Die Spezialanfertigung ist mit dem Holzfachwerk des Gebäudes ebenso wie mit dem Kreuz an der Spitze der Kuppel verbunden. Weitere Projekte sind unter anderem die Verankerungen für Musterfassadenteile des Berliner Stadtschlosses und des Landtags Brandenburg. Die Unterkonstruktionen der Tierfiguren am Schauspielhaus Berlin stammen, wie das Edelstahlskelett, das den Dresdener Rathausmann fest in seiner Stellung hält, ebenso aus der M-Construct-Werkstatt.
„Für die Anfertigung unserer Befestigungskonstruktionen bekommen wir zum Teil die alten rostigen Bauteile als Muster, die wir dann maßgerecht nachbauen. Andere Auftraggeber liefern Schablonen, die sie von Originalteilen abgenommen haben, oder aber wir erstellen ganz neue Konstruktionspläne, „beschreibt Modersohn den Ablauf. „Für die Montage vor Ort stellen wir dann bei Bedarf auch Berater zur Verfügung, damit bis zum letzten Arbeitsschritt alles glatt läuft.“
Autor
Harald Rickenstorff ist Abteilungseiter des Unternehmensbereichs M-Construct bei der Firma W. Modersohn in Spenge.