Stoßfest und hagelsicher

Schläge, Stöße, Unwetter mit Schlagregen und mancherorts mit Hagelkörnern so groß wie Golf­bälle verlan­gen den Putz­oberflächen gedämmter Fassaden eine Menge ab. Insbe­sondere für die mechanisch noch weit stärker beanspruchten Sockel- und Ein­gangsflächen sind stoß- und schlagfes­te Dämmsysteme gefragt.

Die mechani­sche Belastbarkeit eines Dämmsystems sollte schon in der Planungsphase eine maßgebliche Rolle spielen, denn untaugliche Putzsysteme tragen bei Beanspruchungen durch Fahrradlenker, Van­dalismus oder Hagelschlag Schäden davon, die nicht nur unan­sehnlich sind: Eindringende Feuchtigkeit und als Folge daraus Frostschäden können mittelfristig sogar die Funktionali­tät des ganzen Systems beeinträchtigen.

Eine durchaus sinnvolle In­vestition ist deshalb die Verar­beitung von Fassadendämmsystemen, die bereits in der Herstellung mit einer erhöhten Stoß- und Schlagfestigkeit ausgestattet werden. Alternativ lassen sich konventio­nelle Systeme aber auch nachträglich verstärken, zum Beispiel durch eine zusätzliche Armierungs­schicht mit verstärk­tem Armierungsgewebe.

Gebäudekan­ten und -öffnungen werden mit Eckschutz­schienen aus Kunststoff oder Metall mit beidseitigen Gewebeflügeln, die mit dem Fassadengewebe über­lappt werden, besser geschützt.

Carbontechnologie für die Fassade

Beim Schutz vor mechani­schen Belastungen setzt Fassadensystemanbieter alsecco verstärkt auf die Car­bontechnologie. Bei der Entwicklung wurden gezielt die spezifi­schen Eigen­schaften von Carbon genutzt, der aufgrund seiner ho­hen Zugfestigkeit, seines gerin­gen Gewichts und seiner Beständigkeit gegen Tem­peratur und Chemikali­en unter anderem auch in der Luft- und Raum­fahrt, in der Medizintechnik und im Mo­torsport zum Einsatz kommt und an der Fassade in Kombi­nation mit einem speziel­len System­gewebe effektiven Schutz bietet. Je nach Ausfüh­rung sind die Oberflächen mit über 70 Joule be­lastbar.

Kugelfallversu­che und Ballwurfprüfung

Die Eu­ropäische Zulassungsbehörde ETAG sieht Kugelfallversuche zur Prü­fung der Stoß­festigkeit von Fassadendämmsys­temen mit Putzbe­schichtungen vor. Alprotect Car­bon wurde nach der Leit­linie ETAG Nr. 004 in die beste Nut­zungskategorie von dreien (höchste Be­anspruchbarkeit) einge­stuft. Durchge­führt werden diese Tests mit Stahlku­geln aus unter­schiedlicher Fall­höhe. Eine Kugel mit 1 kg Gewicht er­zeugt zum Beispiel bei ei­ner Fallhö­he von 1,02 m eine Belastung von 10 Joule. Nach dem Auf­schlag der Kugel messen die Prüfer den Durchmes­ser möglicher Verformun­gen und untersu­chen die Oberflächen auf Mikroris­se und Risse an der Stoß­stelle sowie in deren Umge­bung.

Eine anderer, inzwischen häufig durchgeführter Test ist die Prüfung der Ballwurfsicherheit.  Durch­geführt wer­den die Prü­fungen nach DIN 18 032-3 mit Hand- und Hockeybäl­len. Eine Prüf­wand für diesen Test mehrfach aus verschiede­nen Rich­tungen und wechselnden Auftreff­winkeln mit Hand­bällen und Hockeybällen beschos­sen. Die Prüfung beste­hen nur Systeme, bei denen die Oberflächen voll funktionsfä­hig bleiben und keiner­lei Rissbildungen aufweisen.

Ein neuer Aspekt: Hagelsicherheit

Angesichts deutlich vermehrter und grö­ßerer Schadensfälle, insbesondere in Süddeutschland,  muss mittlerweile auch die Hagelsicherheit von Fassa­dendämmsystemen bei der Planung in den Blickpunkt rücken. Als erstes Wärmedämmverbundsystem mit Put­zoberfläche wurde Alprotect Car­bon in die höchste Ha­gelwiderstandsklasse HW 5 nach den Prüfbestimmun­gen der Vereinigung Kantonaler Feuerversi­cherungen (VKF) eingestuft; die Klassifi­zierung erfolgte nach den Anforderungen des Schweizeri­schen Hagelschutzre­gisters. In der Schweiz macht sich eine Dämmung dieser Hagelwider­standsklasse in­zwischen sogar durch reduzierte Bei­träge für die Wohnge­bäudeversicherung be­zahlt. Das ist in Deutsch­land zwar noch nicht der Fall, liefert aber einen Beleg dafür, welchen Stellenwert die Ha­gelsicherheit für die dauer­hafte Funk­tionalität eines Fassadendämmsys­tems in­zwischen hat.

Autor

Heiko Stark ist Leiter Technisches Marketing beim Fassadensystemanbieter alsecco in Wildeck.

Mechanische Belastbarkeit von verputzten Fassadendämmungen wird immer wichtiger

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 09/2009

Traditionell? Montage von modernen Fassadenprofilen

Die Fassade ist das zentrale Element der Architektur – die technischen und ästhetischen Möglichkeiten der handwerklichen Gestaltung werden hier immer vielfäl­tiger. Das gilt in besonderem Maße...

mehr
Ausgabe 04/2010

Hart im Nehmen

Neben der Wärmedämmung, zahlreichen gestalterischen Aspekten und Verarbeitungseigenschaften ist die mechanische Belastbarkeit der Oberflächen ein wichtiges Kriterium, das bei der Wahl eines...

mehr
Ausgabe 11/2014

Hagelschutz für gedämmte Fassaden

In vielen Regionen Deutschlands brachte der Sommer 2014 teilweise das Doppelte und sogar Dreifache der sonst üblichen Niederschlagsmengen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Nicht selten gingen die...

mehr
Ausgabe 04/2010

„All-inclusive-Paket“ für die Fassade

Nach der Markteinführung von Alprotect Carbon vervollständigt alsecco sein Systemprogramm im Premiumsegment mit der Neuentwicklung Alprotect Nova. Als erstes Fassadendämmsystem mit pastösen...

mehr
Ausgabe 03/2013

Schluss mit schlicht

Putz ist in unterschiedlicher Körnungen und Struktur nach wie vor der Klassiker als Schlussbeschichtunge auf  Fassadendämmsystemen. Neben feinem Modellierputz für besonders glatte Oberflächen...

mehr