Hagelschutz für gedämmte Fassaden
Je nach Lage, Nutzung und Konstruktion eines Gebäudes kann es sinnvoll sein, ein WDVS mit erhöhter Stoß- und Schlagfestigkeit zu verarbeiten. Systemlösungen mit Carbontechnologie erfüllen die hohen Anforderungen der Hagelwiderstandsklasse HW 5 nach dem Schweizerischen Hagelschutzregister.
In vielen Regionen Deutschlands brachte der Sommer 2014 teilweise das Doppelte und sogar Dreifache der sonst üblichen Niederschlagsmengen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Nicht selten gingen die Unwetter mit kräftigen Hagelschlägen einher, die in der Natur, an Autos, auf Dächern und an Fassaden beträchtliche Schäden hinterließen. Auch wenn der Aufprall an der Fassade im Gegensatz zu flach geneigten Dächern nicht im Winkel von 90 Grad erfolgt, stellen Beanspruchungen durch große Hagelkörner auch Putzsysteme gedämmter Fassaden vor enorme Herausforderungen. Hohe Priorität hat deshalb die Schadenvermeidung durch vorbeugende Maßnahmen, denn Schäden sind nicht nur unansehnlich, sondern lassen Feuchtigkeit eindringen und können die Funktionalität des Systems beeinträchtigen.
Schlag- und Stoßfestigkeit erhöhen
Je nach Lage, Konstruktion und individueller Beanspruchung eines Gebäudes sollten Handwerker deshalb in Abstimmung mit dem Planer und dem Bauherr die Möglichkeit prüfen, ob für ihr Objekt die Verarbeitung eines Fassadendämmsystems mit erhöhter Stoß- und Schlagfestigkeit und hoher Widerstandskraft gegen Hagelschlag ratsam ist. Technisch lassen sich auch auf Fassadendämmsystemen problemlos Oberflächen realisieren, die nicht nur höheren mechanischen Belastungen im Bereich des Fassadensockels widerstehen, sondern auf der gesamten Fassadenfläche einen hohen und zuverlässigen Schutz vor Hagelschlag bieten. So erfüllt das organische Fassadendämmsystem Alprotect Carbon von Alsecco die Anforderungen der höchsten Hagelwiderstandsklasse HW 5 nach den Prüfbestimmungen des Schweizerischen Hagelschutzregisters (HSR) der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VKF). Als erstes WDVS mit Putzoberfläche wurde Alprotect Carbon in dieser Hagelwiderstandsklasse von einem unabhängigen Institut geprüft, eingestuft und zertifiziert.
Die hohe Stoß- und Schlagfestigkeit des Fassadendämmsystems basiert im Wesentlichen auf zwei Faktoren: Zum einen nutzten die Entwickler die spezifischen Eigenschaften des Werkstoffes Carbon, der aufgrund seiner hohen Zugfestigkeit, seines geringen Gewichts und seiner Beständigkeit gegen Hitze und Chemikalien ein vielseitig gefragter Werkstoff ist. Zum anderen kommt das Material als Bestandteil des hochwertigen Leichtarmierungsmörtels Armatop Carbon in Kombination mit einem abgestimmten Systemgewebe zum Einsatz. Bereits bei einer Ausführung mit einer 3 mm dicken Armierungsschicht ist das WDVS ballwurfsicher und erfüllt die Anforderungen der höchsten Hagelwiderstandsklasse (HW 5).
Systemsichere Verarbeitung
Nach der Verklebung der Dämmplatten werden die Fugen verschlossen und die erforderlichen Dübel gesetzt. Anschließend wird die erste Lage des Armierungsspachtels Armatop Carbon in einer Schichtdicke von 3 mm maschinell oder manuell aufgetragen. Zur Kontrolle der Mindestschichtdicke ist ein Durchkämmen mit einer 10-Millimeter-Zahntraufel empfehlenswert. Dann folgt die Einbettung des Armierungsgewebes Alsitex Carbon im oberen Drittel der Armierungsschicht. Das Gewebe wird 10 cm überlappend eingelegt und anschließend plan gespachtelt. Alle anderen Verarbeitungsschritte wie das Setzen von Schienen und die Einbettung von Diagonal-Armierungsstreifen in den Eckbereichen von Gebäudeöffnungen erfolgt entsprechend der normalen Systemverarbeitung. Bei extrem hohen Anforderungen an die Schlagfestigkeit des Fassadendämmsystems kann nach Trocknung der ersten Lage der Armierungsschicht in gleicher Abfolge die zweite Lage aufgezogen werden. Die Gesamtschichtdicke beider Armierungslagen beträgt dann etwa 5 mm. Nach Trocknung der Armierungsschicht erfolgt die Schlussbeschichtung mit dem organischen Siliconharz-Leichtputz Alsilite Sc Carbon und der Siliconharz-Fassadenfarbe Alsicolor Carbon.
Autor
Enrico Winter ist Leiter des Produktmanagements beim Fassadensystemanbieter Alsecco GmbH in Wildeck.