Temporäre Kunsthalle in Berlin ist selbst Kunstwerk
Das neue Ausstellungsgebäude für zeitgenössische Kunst steht mitten in Berlin, an einem der prominentesten Orte der Stadt: dem Schlossplatz. In diesem von Baulücken und Brachflächen geprägten Stadtraum, wo ganz unterschiedliche Elemente der Stadtgeschichte aufeinander treffen, ist das Provisorium der Kunsthalle ein attraktiver und lebendiger Anziehungspunkt.
Der österreichische Architekt Adolf Krischanitz hat den schlichten Riegel als Holzkonstruktion mit Fachwerkträgern konzipiert (siehe BAUHANDWERK 10/2008, Seite 8 bis 12). Die in nur vier Wochen aus vorgefertigten Elementen von der Zimmerei Sieveke errichtete Halle ist alles andere als ein museales Monument, denn der so genannte „White Cube“ darf nur zwei Jahre hier stehen, danach muss er dem Neubau des Humboldt-Forums mit der rekonstruierten Fassade des Stadtschlosses weichen. Die Hülle aus Faserzementplatten von Eternit wird ihr Äußeres immer wieder verändern – sie dient Künstlern als Bildhintergrund und erweitert den 600 m2 großen Ausstellungsraum im Inneren um die fast 2000 m2 große Fassadenfläche. Die erste Gestaltung der Außenfassade stammt von documenta-Künstler Gerwald Rockenschaub: Zwei weiße, wie aus riesigen Bildpixeln zusammengesetzte Formen auf blauem Grund legen sich um die Außenhaut der Kunsthalle und erinnern an Wolken. Umso größer ist die Überraschung beim Betreten des Innenraums. Das Entree mit Kasse und Buchladen ist in einen eleganten, warmgrauen Farbton getaucht. Am anderen Ende der Halle lockt ein Restaurant mit Wandflächen in sattem Rot. Sowohl die Außen- als auch die Innenbeschichtung erfolgte mit mineralischen Farben, gesponsert von der Firma Keimfarben aus Diedorf. Überzeugt vom Konzept, der Architektur und der künstlerischen Gestaltung durch Gerwald Rockenschaub, kam das Unternehmen der Anfrage der Kunsthalle entgegen und unterstützte das Projekt mit hochwertigen Silikatprodukten: Für den Anstrich der Fassadentafeln empfahl sich Keim Granital, innen verwendete man Keim Optil, eine Innenfarbe auf Sol-Silikat-Basis. Seit kurzem ist die Pixel-Wolke der Installation „Echo“ der Künstlerin Bettina Pousttchi gewichen. Ihr Kunstwerk besteht aus 970 Einzelplakaten, die an der Fassade zusammen das Motiv der Palastfassade bilden. Damit ist „Echo“ keine maßstabsgerechte oder wirklichkeitsgetreue Rekonstruktion des abgerissenen sozialistischen Baus, sondern eine Zusammensetzung aus umlaufenden Schwarzweiß-Fotografien.