Ohne Ecken und Kanten: WDVS unter erschwerten Bedingungen

Beeindruckende Rundungen und lange Bossennuten prägen ein neues Wohn- und Geschäftsgebäude in Berlin-Mitte. Besonders die aufwendig gestaltete Rückseite setzt sich deutlich von der umliegenden Bebauung ab. An den freistehenden Fassaden sind kaum gerade Kanten zu finden. Das machte die Ausstattung mit einem Wärmedämm-Verbundsystem zu einer echten Herausforderung. Die Hausecken sind ebenso wie die vielen Balkone in sanften Rundungen ausgeführt. Neben diesen Rundungen erschweren umlaufende Bossennuten und Stuckprofile die Ausstattung der ca. 4.000 m² großen Fassade mit einem Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS).


Mit dem Bau wurde der Fassadenspezialist Tahiri Bau GmbH aus Berlin beauftragt. Das Unternehmen wählte passend zum Scheibenputz auch die restlichen Komponenten des WDVS aus dem quick-mix „Lobatherm System“ aus. Zunächst waren das die Polystyrol-Dämmplatten in den Stärken 140, 160 und 180 mm und entsprechende Mineralwolldämmplatten für die erforderlichen Brandriegel. Die Platten wurden auf dem Mauerwerk mit dem Armierungs- und Klebemörtel AKM verklebt. Die verschiedenen Stärken halfen dabei, die Profilbildung an der Fassade umzusetzen. Mit einem Heizdraht wurden auf der Rückseite der für die Rundungen bestimmten Platten kleine Keile herausgeschnitten. Dadurch ließen sie sich mit wesentlich weniger Widerstand beugen und mit weniger Spannungen auf die Wand kleben, als das mit nicht angepassten Dämmplatten möglich gewesen wäre. Zusätzlich wurden die EPS Platten vollflächig verklebt, um einen bestmöglichen Verbund zu erzielen. 

Handarbeit mit Oberfräse statt vorgefertigte Dämmplatten

Die vielen Bossennuten wurde anschließend – noch vor Aufbringen der Armierungsschicht – eingearbeitet. Dass die Platten schon an der Wand klebten, begünstigte eine gerade und durchgehende Linienführung. Mit einer kompakten Oberfräse wurden die Nuten im Erdgeschoß per Hand mit einem horizontalen Abstand von 63 cm angelegt. Hätte man hier mit vorgefertigten Dämmplatten gearbeitet, die es auch ab Werk mit mittig eingelassener Bossennut gibt, wäre die gewünschte Linienführung mit den definierten Abständen nicht zu erreichen gewesen. Zudem hätte sich diese Variante als wesentlich kostspieliger erwiesen.Gesichert wurden die Bossennuten mit einem speziellen, trapezförmigen Bossennutgewebe, dem quick-mix Gewebe-Bossen-Profil GBP-F2. Erst dann wurde auf die Dämmplatten eine Schicht aus Armierungsmörtel und -gewebe aufgebracht. Schließlich folgten der maschinell verarbeitete Leicht-Scheibenputz LSS in 2 mm Stärke und die Silikonharz-Fassadenfarbe. Der Edelputz LSS ist ein diffusionsoffener mineralischer Baustoff, der Wasser abweisend sowie witterungs- und UV-beständig ist. Entsprechend der Auftragsdicke wurde er hier mit einer Körnung von 0-2 mm eingesetzt. Passend dazu erfolgte der Anstrich mit der quick-mix Silikonharz-Fassadenfarbe LX 350. Sie zeichnet sich durch eine hohe Wasserdampfdiffusionsfähigkeit und Wetterbeständigkeit aus.

 

Keine Spannungen im Putz

An den Unterseiten der Balkone wurden unterschiedlich zugeschnittene Wärmedämmplatten verbaut, um so eine nur von unten sichtbare, umlaufende Profilierung zu schaffen. Zudem wurde sorgfältig darauf geachtet, aneinander angrenzende Balkone durch eine Trennfuge zu entkoppeln. So verursachen die Bewohner durch ihre Bewegungen keine unterschiedlichen Spannungen im Putz. Diese hätten bei den langen Flächen der Balkone eventuell zu Rissbildungen führen können. Umgesetzt wurde die Entkoppelung mit speziellen Abschlussprofilen.


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