Warm und dunkel: WDVS an Haus aus den 1930er Jahren
Ein dunkelgraues Wärmedämmverbundsystem umhüllt seit dem Sommer vergangenen Jahres die Fassade eines Einfamilienhauses aus den 1930er Jahren in Hamburg-Eimsbüttel. Außerdem erhielt das Haus neue Holzfenster und das Dach über dem nun ausgebauten Dachboden wurde gedämmt und neu gedeckt.
Das 1935 errichtete Einfamilienhaus liegt im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel. Wie bei einem typischen eineinhalbgeschossigen Siedlungshaus erstreckt sich hinter dem Gebäude ein großer Garten, was in diesem am zweitdichtesten besiedelten Stadtteil Hamburgs eher eine Seltenheit ist. Aufgrund seiner Urbanität, der innenstadtnahen Lage und der guten Infrastruktur ist Eimsbüttel besonders bei jüngeren Menschen sehr beliebt.
Da Lage und Größe stimmten und das Haus über eine gute Bausubstanz verfügte, waren die offensichtlichen Nachteile beim Kauf für die Bauherren nicht entscheidend: So war das Gebäude komplett ungedämmt und die Vorbesitzer hatten die Fassade in den 1970er Jahren mit gelben Riemchenklinkern „verschönern“ lassen. Allerdings planten die neuen Eigentümer bereits beim Einzug, das Haus in den nächsten Jahren zu dämmen und sich in diesem Zuge auch der ungeliebten Klinkerfassade zu entledigen.
Um den hohen Energieverbrauch zu senken und vor allem während der Wintermonate ein behagliches Wohnklima in den Räumen zu schaffen wurden die Pläne zum Umbau schließlich Anfang 2010 konkret. Von außen sollte das Haus ein Wärmedämmverbundsystem mit dunklem Putz, neue Holzfenster sowie eine neue Dacheindeckung einschließlich Aufsparrendämmung erhalten. Im Innern sah die Planung neben Sanitär- und Elektroarbeiten, eine neue Treppe ins Dachgeschoss und dort die Verlegung eines Dielenbodens vor sowie das Einblasen einer Hohlraumdämmung in die Kellerdecke (KlimaTecFlock WLG 040). Planung, Ausschreibung und Vergabe erfolgten im Frühjahr 2010, so dass die Bauarbeiten Mitte Juli beginnen konnten. Die reine Bauzeit dauerte dann nur sechs Wochen und war, bis auf einige Restarbeiten, mit kurzer Unterbrechung bereits Anfang September abgeschlossen – und das Haus kaum mehr wiederzuerkennen.
Arbeiten an Dach und Terrasse
Zunächst rissen die Handwerker der Peters GmbH die alte Dacheindeckung ab und entfernten den Dachüberstand auf einer Seite des etwa 50° geneigten Satteldachs. Nachdem die neue Dämmung und Dampfsperre montiert waren, folgten der Abriss auf der anderen Dachseite sowie das Entfernen der Dachabdichtung auf dem Flachdach über dem Treppenhaus. Durch das offene Dach konnten nun bequem die Dielen für den neuen Fußboden im Dachgeschoss direkt an Ort und Stelle geliefert werden. Anschließend brachten die Handwerker auch hier Dämmung und Dampfsperre an. Auf beiden Dachseiten folgten dann die Dachlattung sowie der Einbau zweier Dachfenster.
Schließlich konnten die Dachdecker mit dem Verteilen der dunkelgrauen Tegalit Dachsteine beginnen und schlossen knapp einen Monat nach Beginn der Abrissarbeiten die Verlegung der Dachsteine ab.
Zwischenzeitlich kümmerten sich die Dachdecker und Klempner noch um die gartenseitige Dachterrasse über einem Erker im Erdgeschoss, entfernten zunächst den alten Fliesenbelag und brachten eine neue Abdichtung auf. Anschließend flexten sie den Überstand des Flachdachs ab und verlegten auch hier eine neue Dämmung. Um den Zugang der Dachterrasse für die Arbeiten zu gewährleisten, musste unterdessen das Gerüst teilweise umgebaut werden. Nach Abschluss der eigentlichen Bauarbeiten verlegten die Handwerker noch einen neuen Plattenbelag auf der Terrasse und montierten das vorhandene Geländer aus Stahl
Einbau der neuen Holzfenster
Parallel zu den Arbeiten am Dach baute die J. Lantz Fenster und Türen GmbH die alten Fenster zunächst im Erdgeschoss samt den alten Rollladenkästen aus. Am gleichen Tag montierten sie die neuen dreifach verglasten Fenster aus Lärchenholz (Anstrich Kiefer), die so weit nach außen versetzt wurden, dass sie bündig mit der Oberfläche der alten Riemchenklinker abschließen. Einige Fensteröffnungen vergrößerten die Handwerker um einen Stein nach unten. „Auf diese Weise ist der Blick nun auch im Sitzen nach draußen besser und wir können die tieferen Fensterbänke gut nutzen“, erläutert der Bauherr diese kleinen aber wirkungsvollen Veränderungen. Am nächsten Tag waren die Fenster im Obergeschoss an der Reihe, bevor in der folgenden Woche ein Maurer der Fensterbaufirma die neuen Laibungen zumauerte und verputzte.
Dämmung der Fassade
Nachdem die Dachdecker die Oberkanten des zweischaligen Mauerwerks mit Dämmung und Dampfsperre abgedeckt, beziehungsweise an den Giebelseiten noch zusätzlich eine Dämmplatte als Verschluss des Wandhohlraums verlegt hatten, konnten die Mitarbeiter der HTH Hyperdämm & Bautechnik die Hohlraumdämmung (Rigibead WLG 033) in die Außenwände einblasen. „Trotz sorgfältig geplanter Abdichtung, kamen dann aber doch an einigen Stellen die Kügelchen herausgepustet. Dies war vor allem am Giebel und an anderen Punkten im Übergang zum Dach der Fall“, erinnert sich die Bauherrin.
Drei Tage später begann die Claus Hein KG mit dem Aufbringen des Wärmedämmverbundsystems StoTherm Classic, das als rein organisches WDVS unter Verwendung des sehr widerstandsfähigen, nicht brennbaren Rohstoffs Basalt eine hohe Gestaltungsvielfalt erlaubt. Im Gegensatz zu einigen anderen WDV-Systemen lassen sich hiermit auch sehr dunkle Fassaden mit einem Hellbezugswert unter 15 realisieren, bei denen entsprechend hohe Temperaturspannungen ausgeglichen werden müssen. Da die Bauherren die Fassade in einem ebenso eleganten wie schlichten Dunkelgrau geplant hatten (zur endgültigen Farbwahl waren zwei Musterflächen auf der Rückseite des Hauses angelegt worden), war StoTherm Classic das Produkt der Wahl. Nach zweieinhalb Wochen waren die Dämmplatten fertig montiert einschließlich der Laibungsausbildung an allen Fenstern.
In den folgenden Tagen wurde die Unterkonstruktion für das gläserne Vordach angebracht und der nun über die Dachdeckung hinausragende Giebel mit einem verzinkten Ortgangblech versehen.
Rund eine Woche nach Abschluss der Dämmarbeiten trugen die Handwerker eine weiße Armierungsschicht auf und verputzten die etwa 190 m2 des WDV-Systems mit einem gefärbten Oberputz (Stolit K2). Nach einer weiteren Woche schlossen sie die Fassadenarbeiten mit dem gewünschten dunkelgrauen Anstrich (StoColor Maxicryl, Hellbezugswert 14) ab.
Aus dem gewöhnlichen, gelb verklinkerten 30er-Jahre-Siedlungshaus ist nach der Fassaden- und Dachsanierung ein modernes Einfamilienhaus geworden, das nicht nur hinsichtlich des Wärmeschutzes, sondern auch in puncto Gestaltung den Vergleich mit einem gelungenen Neubau nicht scheuen muss. So verzichteten die Architekten und Bauherren auf alles Überflüssige, wie Dachüberstände oder vergitterte Fenster, und konzentrierten sich ganz auf eine zurückhaltend elegante Form- und Farbgebung.
Autorin
Dipl.-Ing. (FH) Gonni Engel studierte Architektur und arbeitet seit 2001 in der Öffentlichkeitsarbeit großer Architekturbüros in Hamburg und Dortmund. Sie lebt Bielefeld und schreibt als freie Autorin unter anderem für die Zeitschrift bauhandwerk.
Das WDV-System lässt sehr dunkle Fassaden mit einem Hellbezugswert unter 15 zu