Zwei Schalen leise
Eine akustisch wirksame abgehängte Decke aus Heradesign Superfine plus in Kombination mit Knauf Silentboardplatten beantwortet die brand- und schalltechnischen Anforderungen in der Münchner Muffathalle mit Bravour – ohne dass sie statisch ins Gewicht fällt.
Die Müncher Muffathalle ist eine 1897 errichtete Generatorenhalle, die seit den 1990er-Jahren als Veranstaltungshalle genutzt wird. Im Industriedenkmal – zum Muffatwerk-Komplex gehören neben der großen Halle ein Café, Probe- und Backstageräume, ein Biergarten und der Club Ampere – finden Konzerte, Partys, Lesungen, Diskussionen und Performances statt. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an den Lärmschutz und an die akustische Qualität der Hallendecke.
Alte Rabitzdecke mit Schäden
Um die Sicherheit zu gewährleisten, finden in der Halle regelmäßig vorsorgliche Bestandsuntersuchungen des weitgespannten Tragwerks statt. Dabei wurden zuletzt Abplatzungen und Schäden an der abgehängten Rabitzdecke festgestellt. In Verbindung mit nachträglich installierten Akustikblechen an der Deckenunterseite deckte sie allerdings die schalltechnischen Anforderungen ab. Um die Schäden zu beheben, dachten die Verantwortlichen zunächst nur an eine Sanierung der Rabitzkonstruktion. Doch statische Untersuchungen ergaben, dass die Ursprungslösung die statisch erlaubte Belastung übertraf und durch eine leichtere Alternative ersetzt werden musste. Diese Reduzierung des Eigengewichts hat aber tendenziell eine Verschlechterung des Lärmschutzes nach außen zur Folge. Neben der Aufrechterhaltung der Qualität der Raumakustik war die Sicherstellung eines mindestens ebenso wirksamen Lärmschutzes eine weitere Forderung für den Ersatzneubau der Deckenkonstruktion.
Als Ersatz kam nur eine Lösung in Frage, die gleichzeitig überproportional gute bauphysikalische und gute akustische Eigenschaften aufweisen musste. Aus zeitlichen Gründen mussten zudem die deckenunterseitigen Akustikbleche entfallen. „Wenn man das Deckengewicht reduziert, verringert man dabei insbesondere die Lärmschutzqualität durch die nun fehlende Masse. Durch den Entfall der Akustikbleche musste ebenfalls eine Alternative gefunden werden. Entsprechend hochtechnisiert muss der Ersatz sein, der sowohl die Masse kompensiert als auch durch einen mehrschichtigen Aufbau die Anforderungen an die Raumakustik erfüllt“, erklärt Andreas Langer, Geschäftsführer der Suess Staller Schmitt Ingenieure GmbH, die den Auftrag erhielt, den Umbau in der Muffathalle federführend zu planen, zu steuern und zu überwachen.
Mehrteiliger Deckenaufbau für mehrere Aufgaben
Weil die neue Konstruktion nicht nur leicht sein sollte, sondern auch brandschutztechnische Anforderungen erfüllen musste, entschieden sich die Ingenieure für einen mehrteiligen Aufbau: zwei Lagen 12,5 mm Silentboardplatten, die nicht nur eine hohe Schalldämmung aufweisen, sondern auch der Feuerwiderstandsdauer F30 genügen und das mit F 0 brandschutztechnisch ungenügende Dachtragwerk ausgleichen, 35 mm Dämmung und eine weitere Lage Heradesign superfine plus 55 mm (15 WW + 40 MW) im Format 1200 x 600 mm S-SK04 plus, gerade verklebt mit Rieselschutz und aus optischen Gründen werkseitig blau eingefärbt.
„Hätten wir die Silentboardplatte nicht gewählt, so hätten wir drei Lagen Gipsfaser- oder vier Lagen Gipskartonplatten einbauen müssen, um dieselben akustischen Werte zu erzielen. Da wir aber für den Umbau von rund 700 m² Deckenfläche und sämtlicher davon betroffener Hallentechnik nur vier Monate Zeit hatten – schließlich musste dafür die Veranstaltungshalle geschlossen werden – wollten wir die Zahl der Bearbeitungsgänge soweit wie möglich reduzieren“, kommentiert Andreas Langer diese Entscheidung.
Für die Unterkonstruktion der Akustikdecke kombinierten die Planer IPE-Stahlprofile und UA-Weitspannprofile, um die Binderabstände zwischen der 4,50 bis 5,50 m weit gespannten Stahlkonstruktion der 17 m breiten und etwa 40 m langen Halle zu überbrücken. So entstand eine Unterkonstruktion, die in der Lage ist, die von der ausführenden Trockenbaufirma Baierl & Demmelhuber GmbH aus Pähl an CD-Profilen abgehängten Gipsplatten zu tragen. Bestandsträger, die ursprünglich schief in jeweils unterschiedlichen Schräglagen eingebaut worden waren, wurden bei diesen Arbeiten durch neue Stahlträger ersetzt. Darüber hinaus beließen die Handwerker das historische Stahlfachwerk in seiner Ursprünglichkeit.
Um die Anforderungen an den Schallschutz erfüllen zu können, wurde auf die tragende Unterkonstruktion eine möglichst schwere, 30 cm dicke Dämmung in drei jeweils zueinander versetzten Lagen aufgelegt. Die Masse der Deckenkonstruktion wurde damit auf den maximal möglichen Wert eingestellt.
Der für die akustische Optimierung gewählte Deckentyp D 112 schließt raumseitig mit in Profilschienen eingelegten Heradesignplatten ab, die oberseitig mit 35 mm Dämmung kaschiert sind. „Diese Platten absorbieren den Schall. Durchdringende Schallwellen werden von der dahinter montierten Silentboardlage reflektiert und nochmals von den Heradesignplatten bedämpft“, erklärt Michael Wahl, der als Bauphysiker der Müller-BBM GmbH die akustische und bauphysikalische Berechnung der Konstruktion übernommen hatte.
Beweissicherung ergibt rundum bessere akustische Werte
„Eine der größten Herausforderungen dieser Baustelle war die Zeit“, erinnert sich Andreas Langer. „Die ersten Veranstaltungen unmittelbar nach dem Umbau waren bereits vor Baubeginn verbindlich gebucht. Also durfte nichts passieren.“ Es hat aufgrund einer bis ins letzte Detail durchdachten Planung und Projektsteuerung in Verbindung mit durchweg kooperierenden ausführenden Handwerksbetrieben funktioniert. Doch nicht nur das: Messungen im Zuge eines akustischen Beweissicherungsverfahrens nach dem Umbau ergaben, dass der Raum seither – auch ohne die ursprünglich deckenunterseitig eingesetzten Akustikbleche – deutlich kürzere Nachhallzeiten aufweist. Durch den mit der mehrschaligen Deckenkonstruktion erreichten linearen Frequenzverlauf der Nachhallzeit ist die Einstellung der Beschallung für die hier arbeitenden Konzertveranstalter sehr viel einfacher geworden.
Und auch die Messung der nach außen dringen Geräusche hat insgesamt trotz der deutlichen Reduzierung des Deckeneigengewichts bessere Werte als im Bestand ergeben, da sämtliche Undichtigkeiten im Dach behoben wurden. Ein besseres Ergebnis hätte sich keiner wünschen können.
Autor
Bernhard Bredl ist Gebietsleiter Trockenbausysteme für das Verkaufsgebiet Süd bei der Knauf Gips KG in Iphofen.