Der „Wobby“ wuppt das!
Zimmerermeister Peter Ristau hat einen Transportwagen für Langholz erfunden

Ein Zimmerermeister aus Dörverden hat einen Transportwagen für lange Gegenstände entwickelt, der leicht von einer Person allein zu bedienen ist. Der patentierte Prototyp steht in den Startlöchern; die Kleinserienfertigung soll mit dem Erreichen von 30 Vorbestellungen starten.

Peter Ristau hat aus seiner Not eine Tugend gemacht. Weil der Zimmerermeister, der seit 2002 selbständig ist, als Ein-Mann-Unternehmen arbeitet, fehlt ihm oft ein Helfer. Besonders wenn lange Balken, Latten oder Bretter verarbeitet oder transportiert werden müssen, tut man sich als Einzelner schwer. So entstand die Idee für einen Transportwagen mit einem klaren Anforderungsprofil: Er darf beim Beladen weder wegrollen noch umfallen, die unterschiedlichen Funktionen müssen mit den Füßen zu bedienen sein, und das Gefährt muss zusammenklappbar und dabei so leicht sein, dass es von einer Person allein verladen werden kann. Da es ein solches Hilfsmittel nicht als fertiges Produkt zu kaufen gab, entwickelte Ristau es kurzerhand selbst.

Keine Angst vor technischen Herausforderungen

„Ich arbeite gerne allein. Es vereinfacht die Kalkulation, weil ich keine Lohnkosten oder Sozialversicherungsbeiträge von Mitarbeitern einrechnen oder auf Urlaubswünsche oder Krankmeldungen Rücksicht nehmen muss. Außerdem kann ich so flexibler auf Schwankungen beim Auftragsbestand reagieren“, beantwortet Peter Ristau die naheliegende Frage, weshalb er nicht einen menschlichen Helfer einstellt. Sein Betrieb im niedersächsischen Dörverden ist spezialisiert auf die Herstellung von individuellen Carports und die Restaurierung von Fachwerk. Außerdem stellt er Mobiliar für den Außenbereich wie Tische, Bänke und Infotafeln her. Auch Zäune und Dachgauben stehen im Auftragsbuch.

Ganz offensichtlich ist der Zimmerer, der 1991 seine Meisterprüfung ablegte, ein Mensch, der nach der Devise „Wenn Du willst, dass es gelingt, mach es selbst!“ lebt. Sogar das Fachwerkhaus, in dem er wohnt, hat er – zusammen mit seinem Bruder, einem gelernten Elektroinstallateur – nicht nur komplett in Eigenleistung gebaut, sondern auch selber entworfen, geplant und beantragt. Und während er vor dem Aufwand und der Verantwortung zurückschreckt, die die Einstellung eines Mitarbeiters mit sich bringen würde, nimmt er selbst kniffeligste technische Herausforderungen gerne an, auch dann, wenn die für die Umsetzung erforderlichen handwerklichen Fähigkeiten nichts mit dem erlernten Beruf zu tun haben. Ganz zu schweigen davon, dass die ausgeklügelte Mechanik seines Vehikels so geschmeidig funktioniert, als sei sie von einem professionellen Konstrukteur entworfen worden.

Tüftlerwerkstatt im Keller

Ist sie aber nicht! Das tadellos handhabbare Gefährt ist vielmehr das Ergebnis sorgfältigen Nachdenkens auf der einen Seite und ausdauernden Ausprobierens auf der anderen Seite. Lediglich für die Dimensionierung der Zugfedern, die die Lastarme antreiben, wollte sich Peter Ristau lieber auf genaue Kalkulationen verlassen – und nutzte dafür die Zimmermannssoftware, mit der normalerweise Tragwerke berechnet werden.

In seiner mit Schweißgeräten und vielen anderen zur Metallbearbeitung ausgestatteten Kellerwerkstatt baute Ristau dann aus zwei Sackkarren den ersten Prototypen zusammen, dessen Lastarme noch von Hand hochgekurbelt werden mussten. Doch obwohl auch diese simple Konstruktion ihren Dienst tat, war Ristau nicht zufrieden: „Es war klar, dass der Wagen vier Räder haben muss, damit er allein steht, wie ein Holzbock. Damit man Kurven fahren kann, müssen die Räder einer Achse angehoben werden können, und außerdem braucht man beim Beladen beide Hände, deshalb müssen die Haltearme durch Pedalauslösung automatisch hochfahren“, beschreibt Ristau sein selbstgestecktes Ziel. Als er bei einem Auftrag, dem Bau eines Carports, Gaszugfedern verarbeiten musste, kam ihm die zündende Idee zur Lösung seines Problems. Statt eines Scherenwagenhebers sorgt jetzt ein hydraulischer Wagenheber für die Verwandlung vom standfesten Bock zum rollenden Wagen. Die für die Rückholkraft zuständige teure Gasdruckfeder ersetzte er später durch Spiralfedern. Der Clou: In der Beladeposition werden die Räder einer Achse automatisch blockiert, so dass der Wagen nicht wegrollt. Um lange Hölzer leichter auf den „Bock“ schieben zu können, brachte er in der Mitte eine leichtlaufende Walze an.  Beim Beladen legt man zunächst ein Ende des Balkens auf die Walze, hebt dann das hintere Ende an und schiebt das Holz so weit, dass der Schwerpunkt sich über dieser Walze befindet. Ein Tritt aufs Pedal lässt dann die Tragarme hoch und zugleich die Rolle herunter fahren, so dass das Transportgut sicher liegt. Jetzt lassen sich lange Lasten bis zu 270 kg mühelos bewegen. Wenn das Gelände holperig ist, wird die Ladung mit einem Gurt gesichert. Zum Transport von Rundhölzern oder Rohren gibt es aufsteckbare V-Profile, die das Wegrollen verhindern.

Von der Erfindung zum Produkt

Um die Konstruktion vermarkten zu können, musste ein passender Markenname her. Auch den hat sich Peter Ristau selber ausgedacht, genauso wie das dazu gehörende Logo: „Wobby!“ „Der Name durfte nicht schon für etwas anderes geschützt sein und sollte – ähnlich wie der Bully von VW – einerseits freundlich und sympathisch klingen, andererseits aber Kraft ausstrahlen“, beschreibt Ristau den Findungsprozess. Doch obwohl ihm mit „Wobby, der wuppt das!“ sogar schon ein passender Werbeslogan eingefallen ist, fand der niedersächsische Daniel Düsentrieb keinen Hersteller, der das 2014 anerkannte Patent kaufen oder den „Wobby“ in Exklusivlizenz bauen wollte. „Die zu erwartenden Stückzahlen sind für große Hersteller nicht interessant“, berichtet Peter Ristau. Er glaubt trotzdem an den Erfolg seiner Erfindung, in deren Entwicklung bisher rund 15 000 Euro geflossen sind, zum Teil aus Fördermitteln des Erfinderzentrums Norddeutschland, das ihn nicht nur mit Geld, sondern auch mit Ratschlägen unterstützt hat.

Interessenten gesucht

In Zusammenarbeit mit einer Metall verarbeitenden Firma will Ristau den „Wobby“ deshalb jetzt selber auf den Markt bringen. Dazu wird der Prototyp zunächst gezeichnet und gerechnet und für Details eine wirtschaftlichere Umsetzung entwickelt, so dass das fertige Produkt für einen Preis unter 1000 Euro verkauft werden kann. Der Startschuss dafür fällt aber erst, wenn mindestens 30 Käufer vorhanden sind. „Interessierte sollten mir möglichst über meine Homepage ein Feedback geben“, wünscht sich der Erfinder.

Im Internet unter www.zimmermann-ristau.de

Autor

Thomas Schwarzmann ist Redakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

Den „Wobby“ vorbestellen

Um mit der serienmäßigen Produktion starten zu können, benötigt Peter Ristau mindestens 30 Vorbestellungen. Weitere Informationen dazu gibt es im Internet unter www.zimmermann-ristau.de/innovation.html . Der Erfinder bittet Interessierte darum, unter „Feedback“ eine kurze Rückmeldung zu hinterlassen.

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