Editorial über Künstliche Intelligenz in der Baubranche

Superlative überschlagen sich: „Künstliche Intelligenz als Booster für die Bauwirtschaft“ oder „Mehr Erfolg im Handwerk durch KI“ lauten die Versprechungen. Übernimmt KI den Bau? Kommt der Mensch zu kurz? Mit diesen Fragen beschäftigt sich unser Top Thema zur Künstlichen Intelligenz in dieser Ausgabe der bauhandwerk. Unser Fazit: Realistisch bleiben. Fakt ist, dass Handwerksbetriebe derzeit noch andere Baustellen haben. Sie kämpfen gegen Personalengpässe, bürokratische Hürden, steigende Preise und stagnierende Auftragslagen im Neubau.  

Die Bauwirtschaft scheint auch zögerlich zu sein, die für sie noch recht neue Technologie einzuordnen und zu nutzen. Bei unserer Recherche sind wir aber doch auf sehr spannende KI-basierte Prozesse in der Baustoffindustrie gestoßen, die wir ab Seite 4 in dieser Ausgabe der bauhandwerk zeigen: Beispielsweise effizienter Kunden-Service mit Hilfe von Chatbots, die exakte Angebotserrechnung zur Entsorgung mineralischer Abfälle oder selbstlernende Videoanalytik zur besseren Überwachung von Baustellen.   

Künstliche Intelligenz ist insbesondere beim Recruiting auf dem Vormarsch. Personal-Agenturen versprechen, die richtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch schneller als bislang zu finden. Wir stellen das Unternehmen Brandmonks aus Mainz vor, das erläutert, wie sich Job-Interessierte auf eine virtuelle „Bewerbungsreise“ begeben. Laut einer Studie der Internationalen Hochschule in Erfurt sehen Jobsuchende den Einsatz von KI allerdings sehr kritisch (ab Seite 6).

Welche Potenziale in Künstlicher Intelligenz stecken, werden die nächsten Jahre zeigen. „KI wird vieles verändern: Prozesse, Kreativität, Planung, Betrieb. Gerade der Bau und vor allem auch die kleinen Betriebe sind durch Preisdruck und Fachkräftemangel mehr denn je herausgefordert“, sagt Thomas Kirmayr, Leiter des Mittelstand-Digital Zentrums Bau und Geschäftsführer des Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP. Das Mittelstand-Digital Zentrum Bau mit Sitz in Valley (Oberbayern) möchte KI verständlich erklären und lädt regelmäßig zu Infoveranstaltungen, Workshops und Praxisprojekten ein. Schauen Sie mal rein unter www.digitalzentrumbau.de . Gerade durch solche Weiterbildungs-Angebote kann KI tatsächlich vom Schreckgespenst zum Wirtschafts-Motor werden. 

Auch der Bauverlag setzt sich mit Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz auseinander. Wir erarbeiten derzeit unsere eigene Strategie und loten aus, wie uns KI bei unserer täglichen Arbeit unterstützen kann. Unser Anliegen ist, menschlich zu bleiben und Ihnen weiterhin seriöse Fachinformationen zu liefern.

Viel Freude bei Ihren (KI-) Projekten wünscht

Michaela Podschun

bauhandwerk-Redakteurin

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