Editorial zu Putz, Sanierung und Denkmalschutz

„Ihre Heizungserneuerung müssen wir leider zeitlich verschieben. Unsere Heizungsbauer sind erkrankt und fallen länger aus.“ Mit diesen Worten erklärte mir unsere Sanitärfirma ihr Dilemma. Den Fachkräftemangel spüren wir als Familie also hautnah. Handwerker sind begehrt und jeder Kunde muss sich auf Wartezeiten einstellen.  Zumindest hatten wir bei unseren Maurerarbeiten Glück. Wegen schlechten Wetters zog der Betrieb uns im Mai noch schnell vor.

Schnelligkeit ist das Stichwort. Viele Baustoffhersteller haben auf den Personalengpass reagiert und passen ihre Produkte den aktuellen Bedürfnissen der Handwerker an. Kürzere Trocknungszeiten, wetterunabhängige Verarbeitung und fixe Montage ermöglichen, dass Baustellen schneller beendet und dadurch mehr Aufträge abgearbeitet werden können.

Bei den Knauf Werktagen standen beispielsweise Sprint-Produkte zum Verputzen im Vordergrund, die wir ab Seite 34 in dieser Ausgabe der bauhandwerk vorstellen. Armierungsputz, Oberputz, Farbanstrich: Bei idealen Wetterbedingungen ist die Fassade in drei Tagen fertig, verspricht Knauf.

Auch Triflex hat an Rezepturen getüftelt und setzt bei Abdichtungen auf polymermodifizierte Produkte, die schnell härten. Wie eine Balkonsanierung in Hamburg damit zügig gelang, zeigen wir ab Seite 40. Abdichtungsmethoden müssen generell zum Objekt passen. Mechanische Verfahren zum nachträglichen Einbau von Horizontalsperren sind bewährt. Ab Seite 46 geben wir einen Überblick über Schneide- und Sägeverfahren.

Oftmals stellen Gebäude und Denkmalschutz alle Baubeteiligten aber vor so große Herausforderungen, dass einmal Geduld und ausführliche Expertise gefragt sind. Die KZ-Häftlingsbaracke an der Wewelsburg in Büren ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie eine Sanierung zu einer besonderen Spurensuche wird. Denn das Gebäude wurde in den vergangenen knapp 80 Jahren derart umgenutzt, dass es erstaunlich ist, wie viele Details aus Kriegszeiten noch gefunden wurden (ab Seite 10).

Auch die Kantgaragen in Berlin erforderten viel Fingerspitzengefühl. Erbaut in 1929/30 im Stil der neuen Sachlichkeit stand das historische Gebäude 2013 kurz vor dem Abriss. Ein Besitzerwechsel ermöglichte schließlich eine umfangreiche Sanierung, bei der viel Originalsubstanz erhalten geblieben ist. Unter anderem wurde eine 100-Seiten starke Statik angefertigt, um die Fassaden denkmalgerecht zu ertüchtigen (ab Seite 16).

Eine herausragende Fassaden-Optik hat das Kunsthaus Göttingen (ab Seite 30). Die lineare Struktur per Kammzug erinnert an Papierstapel und verweist damit auf die Exponate, die vor allem aus Druckgrafiken bestehen. Die handwerkliche Ausführung mit dem passenden Werkzeug und Führungsschienen erforderte eine ruhige Hand.

Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht

Michaela Podschun

 

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