Messe denkmal feiert 30. Jubiläum in Leipzig

Zum Jubiläum bietet die Messe denkmal vom 7. bis 9. November 2024 fünf Schwerpunkte in Leipzig. Marokko bringt als Ehrengast seine Expertise für den Erhalt von Kulturerbe mit und zeigt alte Techniken im Lehmbau. Mehr als 200 Fachvorträge ergänzen das Programm. 

Die denkmal hat sich als Leitmesse für den Denkmalschutz etabliert. 351 Aussteller aus 12 Ländern sind im Jubiläumsjahr vertreten  
Foto: Leipziger Messe / Uwe Frauendorf

Die denkmal hat sich als Leitmesse für den Denkmalschutz etabliert. 351 Aussteller aus 12 Ländern sind im Jubiläumsjahr vertreten  
Foto: Leipziger Messe / Uwe Frauendorf
Als Europäische Leitmesse für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung ist die denkmal seit  30 Jahren ein fest gesetzter Termin. Vom 7. bis 9. November 2024 gibt es zum Jubiläum eine umfangreiche Ausstellung, Handwerk zum Anfassen sowie ein ausgewähltes Fachprogramm. 

„Mit 30 Jahren denkmal blicken wir stolz auf eine erfolgreiche Entwicklung zurück, die wir selbstverständlich fortschreiben wollen“, sagt Markus Geisenberger, Geschäftsführer der Leipziger Messe. Bereits die erste Auflage der denkmal 1994 wusste zu überzeugen: „Die erste Messe, die die Themen Denkmalpflege und Stadterneuerung in ihrer gesamten Komplexität mit Ausstellung und Kongressprogramm erfasst“, hieß es in der damaligen Abschlussmeldung der Messe.

Hochspezialisiert, innovativ und breitgefächert

Die Ausstellung der denkmal bildet traditionell die gesamte Bandbreite der Denkmalpflege, Restau­rierung und Altbausanierung ab. Sowohl nationale und internationale Marktführer als auch Restauratoren und hochspezialisierte Handwerksbetriebe präsentieren ihre Arbeit. Mithilfe von „Lebenden Werkstätten“ wird das Handwerk und die Restaurierung hautnah ­vermittelt und erlebbar gemacht. Hersteller zeigen ­besondere Materialien und Werkzeuge, an­gesehene ­Institutionen stellen ihre Projekte und Forschungsergebnisse vor und freuen sich auf den ­direkten Austausch. Bereichert wird das Programm durch die Fachmesse Lehmbau, die bereits zum 20. Mal im Rahmen der denkmal stattfinden wird.

Zahlreiche Aussteller haben sich zur Jubiläums­ausgabe angemeldet, darunter Bennert, Creaton, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Europäisches ­Zentrum der Backsteinbaukunst, Glashütte Lamberts, Golem Kunst und Baukeramik, Hasit Trockenmörtel, Hiss Reet, IBIX, IsoHemp, Kramp & Kramp, Kremer Pigmente, Paul Lorenz, Nüthen Restaurierungen, Rathscheck Schiefer und Dachsysteme, Roberto ­Weigel, Thomas Hoof, Udi Dämmsysteme, Zahna ­Fliesen und Keimfarben.  

Am Stand von Keimfarben gibt es Live-Vorführungen, beispielsweise entstehen beim Marmorieren besondere Effekte
Foto: Michaela ­Podschun

Am Stand von Keimfarben gibt es Live-Vorführungen, beispielsweise entstehen beim Marmorieren besondere Effekte
Foto: Michaela ­Podschun
Im Mittelpunkt der Keim-Präsentation (Halle 2, Stand D03) stehen die bewährten Produkte „Purkristalat“ sowie die titan­dioxidfreie Fassadenfarbe „Unikristalat“. Mit diesem Produkt sei es erstmals gelungen, eine rein silikatisch gebundene Fassadenfarbe zu formulieren, die ohne Zusatz von Dispersionsbindemitteln deutlich spannungsärmer abbindet als dies bei den klassischen Zweikomponentensystemen der Fall ist. Da in der Denkmalpflege zunehmend Produkte gefragt sind, die das Weißpigment Titandioxid nicht enthalten, wurde mit „Tisenza“ eine neue titandioxidfreie Sol-Silikatinnenfarbe entwickelt.  Für die Betonsanierung- und Betonkosmetik steht mit „Concretal“ ein komplettes System zur Verfügung, um optisch mangelhaften Oberflächen und Schäden zur ursprünglich angestrebten Betonoptik zu verhelfen.

Der Glashersteller Fineo by AGC zeigt historisierendes Vakuumglas. Am Stand D 19 in Halle 2 geht es um die „Heritage-Serie“. Speziell für die Fenstersanierung in denkmalgeschützten und kulturhistorisch bedeutenden Gebäude kann das schlanke „Fineo“-Basisprodukt mit traditionell hergestelltem Fourcault-Glas zu einem monolithischen Restaurationsglas kombiniert werden.  „Nach dem Aufarbeiten der historischen Rahmen und der Neuverglasung bleibt die Fassade originalgetreu erhalten, während ihre energetische Performance der eines Neubaus mit Dreifachverglasung entspricht“, erläutert Roland Skomda, Vertriebsleiter der DACH-Region für Fineo by AGC. So weisen klassische, einfachverglaste Fenster U-Werte von weit über 5 W/m²K auf, der U-Wert der Heritage-Vakuumgläser liege durchgehend bei 0,7 W/m²K.

Der Glashersteller Fineo by AGC zeigt historisierendes Vakuumglas. Das schlanke „Fineo“-Basisprodukt kann mit traditionell hergestelltem Fourcault-Glas zu einem monolithischen Restaurationsglas kombiniert werden
Foto: Fineo

Der Glashersteller Fineo by AGC zeigt historisierendes Vakuumglas. Das schlanke „Fineo“-Basisprodukt kann mit traditionell hergestelltem Fourcault-Glas zu einem monolithischen Restaurationsglas kombiniert werden
Foto: Fineo
„Unsere Heritage-Serie entstand in intensiver Zusammenarbeit mit führenden Anbietern von Restaurierungsgläsern, die im traditionellen Fourcault-Verfahren hergestellt werden", erklärt Jochen-Paul Hoffmann, Vertriebsleiter Nordwestdeutschland und Dänemark. Er ergänzt: „Mit Dicken zwischen 11,3 und 13 mm sind unsere ,Heritage‘-Vakuumisoliergläser deutlich schmaler als herkömmliche Isoliergläser und können in den allermeisten Fällen in die bestehenden Fensterrahmen eingepasst werden.“

Bauverlag als Medienpartner

Zum ersten Mal ist das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz ideeller Träger der denkmal. Das DNK ist mit der Leitmesse als langjähriger Partner eng verbunden und zählt die Präsenz in Leipzig zu den wichtigsten Aktivitäten, um das eigene Netzwerk aufzufrischen und zu stärken. Weitere ideelle Träger der denkmal sind der Verband der Restauratoren (VDR) e.V., der DRH - Dachverband der Restauratoren im Handwerk e.V. und die Vereinigung der Denkmalfachämter in den Ländern (VDL).

Medienpartner der denkmal sind der Bauverlag, die Fachzeitschrift Bausubstanz sowie das Online-Netzwerk für Restaurierung, Kunst und Denkmalpflege romoe. Thomas Wieckhorst und Michaela Podschun aus der Redaktion des Fachmagazins bauhandwerk werden im denkmal-Forum am Donnerstag und ­Freitag zu den Themen Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Bauen im Bestand moderieren.

Die 13. Auflage des bundesweiten, studentischen ­Architekturwettbewerbs Messeakademie schafft neue Perspektiven und bietet praktische Arbeit für die nächste Generation von Denkmalschützern. Der von der Leipziger Messe veranstaltete und von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz unterstützte Wett­bewerb richtet sich an Studierende der ­Fachrichtungen Architektur und Bauingenieurwesen. Mit vier spannenden und historischen Objekten beteiligen sich die Landesämter für Denkmalpflege aus Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Eine renommierte Fachjury wählt die zehn überzeugendsten ­Arbeiten für eine Präsentation auf der denkmal aus und kürt am zweiten Messetag die drei Gewinner.

Erhalt des Kulturerbes und Ehrengast Marokko

Mit der MUTEC findet vom 7. bis 8. November die internationale Fachmesse für Museums- und Ausstellungstechnik erstmalig in der benachbarten Halle statt. Zudem wurde mit einer Fokussierung auf eine zweitägige Laufzeit den Wünschen der Aussteller ­entsprochen.

Nachhaltiges Bauen liegt im Trend und damit erlebt Lehm als Baustoff eine Renaissance. Marokko hat eine lange Tradition im Lehmbau und bringt diese nun nach Leipzig – als erstes afrikanisches Land wird ­Marokko Ehrengast auf der denkmal sein. Feder­führend ist hierbei Zouhair Bennani, unter anderem stellvertretender Generalsekretär von Icomos Maroc: „Der Austausch mit den Ausstellern und gemeinsamen Freunden, die sich für das Kulturerbe und das Bauen mit Lehm begeistern, war sehr intensiv und die Kontakte sehr herzlich“, erinnert sich Bennani. Icomos mit Sitz in Berlin nimmt Aufgaben als Berater-Organisation der UNESCO wahr. 

Expertise im Lehmbau bringen marokanische Spezialisten mit. Zudem findet die Fachmesse Lehmbau wieder im Rahmen der denkmal statt
Foto: Leipziger Messe / Tom Schulze

Expertise im Lehmbau bringen marokanische Spezialisten mit. Zudem findet die Fachmesse Lehmbau wieder im Rahmen der denkmal statt
Foto: Leipziger Messe / Tom Schulze
Dieser Austausch ist für den Experten gerade jetzt besonders relevant, denn Marokko erlebte mit einem Erdbeben von der Stärke 6,9 in der Provinz Haouz im vergangenen Jahr eine Katastrophe, die ­weitreichende Schäden auch in der Infrastruktur anrichtete. Das Ziel ist nun der Wiederaufbau mit lokalen Materialien unter Wahrung der authentischen kulturellen ­Identität. Lehm spielt hier eine entscheidende Rolle.

Klimaheld Lehm

Expertise im Bereich Lehmbau bringen nicht nur ­marokkanische Spezialisten mit auf die denkmal. Die Fachmesse Lehmbau findet auch in diesem Jahr im Rahmen der denkmal statt und bietet damit Anlass, ein doppeltes Jubiläum zu feiern. Während die denkmal 30 Jahre zelebriert, ist die Fachmesse Lehmbau nun bereits seit 20 Jahren in Leipzig dabei. Der Dachverband Lehm e.V. nimmt dies zum Anlass, die bisher größte Fläche auf der Europäischen Leitmesse zu ­bespielen und weitere seiner Mitglieder als ­Aussteller zu präsentieren. Neben den Einsatzmöglichkeiten für Lehmbau auch im Neubau samt einer Perspektive für modulare Lösungen, die Serientauglichkeit haben, geht es auf der Fachmesse Lehmbau insbesondere um Nachhaltigkeitsaspekte und Bildung im Lehmbau.

Hier knüpft die Fachmesse an eine der fünf ­inhaltlichen Säulen an, die sich in diesem Jahr durch die denkmal ziehen. Diese sind Denkmalvermittlung und bau­kulturelle Bildung, Bauen im Bestand, Digitalisierung und Technologien, Schutz des kulturellen Erbes in Notfallsituationen und nicht zuletzt Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Im Fokus steht der Erhalt des Bestands und eine Neuausrichtung zugunsten von Sanierung und Restaurierung als gelebte Nachhaltigkeit.

Beispiele dafür will etwa die Vereinigung der Denkmalfachämter in den Ländern (VDL) mit einer großen Ausstellung auf der denkmal präsentieren. Ganz ­besonders die Umnutzung von Industriedenkmälern soll hier thematisiert werden als Beitrag zur Ressourcenschonung. Wie nachhaltiges Bauen funktioniert, zeigt derweil das Team vom „Naturdorf  Bärnau“ – ein Projekt, bei dem im Geschichtspark Bärnau-Tachov eine Reihe von Häusern möglichst ohne industriell verarbeitete Baumaterialien errichtet wird.

Brücken bauen mit der „Contact“-Börse

Für den internationalen Austausch bietet sich auch in diesem Jahr die „Contact“ an, die erneut im Rahmen der denkmal stattfindet. Die Networking- und Matchmaking-Börse wird organisiert von den Handwerkskammern aus Leipzig sowie Dresden und richtet sich an Handwerksbetriebe, die in der Denkmalpflege ­arbeiten. Das hybride Format bringt Delegationen aus verschiedenen europäischen Ländern nach Leipzig und baut Brücken, um fachlich passende Kontakte im Ausland zu finden. Betriebe können sich bei den Handwerkskammern bis zum 25. Oktober für die „Contact“ anmelden.

Weitere Infos unter www.denkmal-leipzig.de

Autoren

Michaela Podschun ist Redakteurin der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau. Carsten Lorenz ist Pressesprecher der Messe denkmal/MUTEC.

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