Rund 2000 Aussteller zeigen sich optimistisch und kreativ auf der BAU in München
„Jetzt erst recht“ war das Motto auf der Weltleitmesse BAU in München. Trotz unklarer politischer Verhältnisse im In- und Ausland, Baukrise und langanhaltendem Fachkräftemangel zeigten sich die rund 2000 Aussteller aus 60 Ländern optimistisch und sehr kreativ.
Zwar waren langjährige Firmen diesmal nicht dabei, so glänzten die teilnehmenden Hersteller durch große und aufwändige Präsentationen und kleinere Betriebe durch informative Auftritte. Großflächige Monitore, hunderte Luftballons, mehrstöckige Messe-Bauten, große Bistrobereiche und auch ruhige Gesprächs-Kabinen, Wohnzimmer-Atmosphäre mit Sofa und Mitmach-Aktionen zogen die Besucherinnen und Besucher an. Insbesondere am Messe-Dienstag war es in etlichen Hallen ziemlich voll und wuselig.
Zu den großen Messe-Playern gehört die Hörmann-Gruppe. Die Markenkampagne lautet in diesem Jahr „Mit Sicherheit fürs ganze Leben“. Der emotionale Slogan lief, getragen von verschiedenen kurzen Filmsequenzen, auf mehreren großen Monitoren und bildete den Mittelpunkt des 1600 Quadratmeter großen Messestandes.
Hörmann-Gruppe mit 200 neuen Produkten
Die vergangenen beiden Jahre waren in Europa für Hersteller von Bauelementen nicht gut. Trotzdem ist man bei der Hörmann Gruppe mit dem Umsatz insgesamt zufrieden. Auf der BAU war die Gruppe mit ihren Marken Hörmann, Schörghuber, Huga, Lebo und Alucon vertreten. Alleine Hörmann präsentierte über 90 neue Produkte. Bei allen Marken zusammen waren es mehr als 200. So gibt es bei Hörmann neue Isolier- und Gefriertüren sowie ein neues Schnelllauftor („Zippertor“). Schörghuber bietet mit dem System „Super Secure“ einen Fingerklemmschutz an, den es jetzt auch für zwei-flügelige Türen gibt. Laubengangtüren für den überdachten Außenbereich und insbesondere die aufwändig gearbeitet Holztür für die indonesische Botschaft fielen auf. Die Intarsien wurden gelasert, um eine besonders makellose Optik zu erzielen.
Die Schiebetür im Industrie-Look von Huga setzt Akzente
Foto: Michaela Podschun
Bei Huga gibt es die neue Innentür „Quadro“ und mit „ProLock“ einen Drücker, den man sowohl links als auch rechts verbauen kann. Die puristischen Innentüren „Toca“ besitzen statt eines klassischen Drückers eine gefräste Griffleiste, die sich durch den Einleger aus Holz oder Glas in die Gesamtoptik des Türblattes integriert. Lebo bietet mit „Nero“ neue Innentüren in 40 Motiven, mit Furnierflächen, die von schwarzen V-Nutfräsungen gegliedert werden. Ziemlich stylisch kommt die Schiebetür „Corvara Nero“ im industriellen Look daher.
Viel Wert wird bei der Hörmann Gruppe auf Nachhaltigkeit gelegt. So werden Türen und Tore im Wohnungsbau CO2 neutral angeboten, ohne dass die Mehrkosten an die Kunden weitergegeben werden. In Ichtershausen eröffnete man zudem eine Photovoltaikanlage zur Erzeugung von grünem Wasserstoff, der zur Beheizung des Werks und der Büros genutzt werden soll.
Basys Bartels Systembeschläge: Clinchen statt Schweißen
Basys Bartels Systembeschläge brachte Neuheiten und Upgrades fürs Türdesign mit zur BAU. Mit dem „Pivota DXS 80 3-D ZA Close“ verbindet der Kalletaler Hersteller die Vorteile eines verdeckt liegenden Bandes mit integriertem Türschließer mit der Möglichkeit, Zargenaufdopplungen und damit das wandbündige Design von Tapetentüren zu realisieren. Das Band, das pro Paar für Türgewichte bis 80 Kilogramm ausgelegt ist, lässt sich dreidimensional justieren und bis 180 Grad öffnen.
Eine Möglichkeit, Wohnungstüren für ein höheres Gewicht, mehr Stabilität und eine verbesserte Sicherheit nachzurüsten, ist die „Combica“-Stahlbandaufnahme. „Hier sind die Gewindestiftaufnahmen nicht mit der Grundplatte verschweißt, sondern mittels Clinchen miteinander verbunden. Das Fügeverfahren spart Energie und reduziert so den CO2-Fußabdruck des Produktes“, erklärte Bianca Hannemann von der PR-Agentur bic.PR, die Basys bei der Pressearbeit unterstützt. Zudem zeigte Basys dezente Rollen für schwere Türen. Die Objektbandsysteme „Objecta 2029/160/56-4“ für stumpf einschlagende Türen und „Objecta 2039/160/56-4“ für gefälzte Türen haben einen Rollendurchmesser von nur 20 mm.
Austrotherm zeigte die Anwendungsbereiche der „XPS-Uniplatte“, die sich zum Verkleiden von Wand- und Bodenflächen im Trocken- und Nassbereich eignet. Es gibt sie auch als geschlitzte Bauplatte für runde Formen.
20 Jahre Farbgarantie bei Keim
Der Tonkalkputz „Janus“ von Keim mit goldenem Besenstrich
Foto: Michaela Podschun
Keimfarben präsentierte sein großes Repertoire an Farben, Lasuren und Putzen auf Silikatbasis. Neu ist laut Fachberater Johannes Baur der Tonkalkputz „Janus“ für den Innenbereich, der sich individuell gestalten lässt, beispielsweise als Besenstrich oder mit Kellenschlag. Zudem ist er reversibel, denn nach gründlicher Befeuchtung lässt er sich leicht ablösen und zerfällt dabei zu einem Granulat. In dieser Form wird er zu neuen „Janus“-Putzmischungen recycliert. Der Dämmputz „Porosil 75“ zeichne sich durch seine Leichtigkeit aus. Er könne als sehr spannungsarmer und wärmedämmender Unterputz zur Sanierung von historischen Gebäuden und Altbauten verwendet werden. Johannes Baur zeigte ein Muster in Gold, bei dem die Besenstrich-Technik besondere Akzente setzt. „Das ist ein Hingucker. Auch in Silber ergeben sich sehr schöne Farbreflexe“, so der Fachberater. Bezüglich der Farben gewährt Keim eine 20-jährige Garantie. Durch die rein mineralischen Pigmente seien die Produkte licht- und farbbeständig.
Infraleichtbeton von Franken Maxit
Symbol schwingt der Marketing-Leiter von Franken Maxit, Reinhard Tyrok, die Hantel. Der Infraleichtbeton „maxit ecoflow ILB“ enthält mikroskopisch kleine Hohlglaskugeln
Foto: Michaela Podschun
Franken Maxit präsentierte die „maxit ZeroCO2“-Tool-Box, aus dem sich Planer passende Produkte für die Bereiche Boden, Wand, Fassade und Decke heraussuchen können. Zu diesem Baukasten gehört auch der Infraleichtbeton „maxit ecoflow ILB“. Mikroskopisch kleine Hohlglaskugeln werden dem Bindemittelsystem als Leichtfüllstoff beigefügt, wie Marketing-Leiter Reinhard Tyrok erklärte. Auf Interesse stießen auch die Innen- und Außendämmung aus gepresstem Stroh mit Kalkbinder und die für Lehmbauten entwickelten Mörtelpads „clay“.
Roboter-Hund „Spot“ läuft durch die Halle
Die Bauhaus Uni Weimar ließ ihren Roboter-Hund „Spot“ durch die Messehalle laufen. „Spot“ ist als Kontroll-Unterstützung entwickelt worden. „Überall, wo Menschen aufgrund von einer gefährlichen Situation oder wegen beengter räumlicher Verhältnisse sich nicht aufhalten können, kann der Roboter-Hund geschickt werden“, erklärte Prof. Jürgen Melzner. Für die Handwerksbranche ergeben sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten, beispielsweise bei der Dokumentation von Baufortschritten, der Diebstahlüberwachung von Baustellen oder der Kontrolle von Maschinen. „,Spot´ kann so ausgestattet und programmiert werden, dass er hört, wenn eine Maschine nicht richtig funktioniert“, erläutert Prof. Melzner. Der Roboter-Hund wurde von Boston Dynamics gebaut.
„One Sika“ im kompletten Gelb
PCI-Produktmanager André Mark zeigte, wie der Sockelbereich mit der KSK-Abdichtungsbahn abgeklebt wird
Foto: Michaela Podschun
Nicht zu übersehen war der im kompletten Gelb gestaltet Messestand des Bauchemie-Anbieters Sika. Unter dem Slogan „One Sika“ machte das Unternehmen darauf aufmerksam, dass es Bau-Produkte vom Keller bis zum Dach hat, inklusive Absturzsicherungen durch die Kooperation mit dani alu. Die Marken PCI, Thomsit und Schönox hatten zudem eigene Stände. Sika stellte beispielsweise folgende Produkte vor: die fugenlose, glatte und tittschalldämmende Polyurethan-Bodenbeschichtung „Sika Comfort Floor,“ die Fugen- und Spaltabdichtung „Sika Backer Roadfire“ mit Feuerschutz und den schnell aushärtenden Fugendichtstoff „Pro-3 Purform“. PCI stellte unter anderem die KSK-Abdichtungsbahn vor, mit der auch bei -5 Grad Celsius gearbeitet werden kann. Die Bahn lasse sich gut zur Bauwerksabdichtung verlegen. Durch das angebrachte Klebemittel können Handwerker die Bahn direkt aufkleben und sie sei sofort witterungsbeständig, sagte Produktmanager André Mark.
Wasserfeste Platte aus Magnesiumsulfat
Im Start-up-Bereich stellte Abosto aus Lingen die feuer-und wasserfeste Dämm- und Dekorationswand „Muxboard“ aus Magnesiumsulfat vor. „Sie ist eine Alternative zu Rigipswänden, da sie wasserresistent ist und sogar im Wasser schwimmt, ohne sich zu verformen“, sagte Verkaufsleiter Daniel Meister.
Eindrucksvolle Demonstration: Die Magnesiumsulfat-Platte „Muxboard“ ist wasserresistent, während sich eine Rigips-Platte auflöst
Foto: Michaela Podschun
Zudem entspreche das „Muxboard“ der Brandschutzklasse A1 und sei feuerfest für zwei bis drei Stunden. „Die sehr leichten Platten lassen sich einfach schneiden und entwickeln dabei kaum Staub“, so Meister. Das Aufbringen von strukturiertem oder glatten Putz oder auch die direkte Verwendung von Farben, Tapeten und Fliesen seien problemlos möglich.
Einfacher Nässeschutz aus Styropor
Einfacher und wirkungsvoller Nässeschutz: Die Hum-ID GmbH aus Berlin warb für ihre kabel- und batterielose Entwicklung. In einem Styropor-Block wird ein Nässesensor eingebaut. Mithilfe eines Lesegerätes wird der flache Chip ausgelesen und zeigt an, wo genau sich Nässe auf dem Dach, dem Balkon oder im Boden befindet. Zudem befindet sich ein aktives Monitoringsystem in der Entwicklung, bei dem Messepunkte per Kabel miteinander verbunden sind und eine dauerhafte Überwachung gewährleisten. Am gemeinsamen Stand mit Hirsch Porozell aus Rheda-Wiedenbrück informierten sich die Besucherinnen und Besucher über die Einblasdämmung „PoroBead 033“. Das Polystyrol-Partikelschaum-Granulat bietet laut Anwendungstechiker Klaus Köhler eine besonders günstige Wärmeleitfähigkeit, eine staubfreie Verarbeitung und sei unverottbar.
Autoren
Dipl.-Ing. Thomas Wieckhorst ist Chefredakteur der Zeitschrift bauhandwerk.
Michaela Podschun ist Redakteurin der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.
Kommentar zur BAU 2025: „Wechselhaft mit sonnige(re)n Aussichten"
War der Wohnungsbau in Deutschland zuletzt die „Todeszone“ der Industrie, mehren sich auf der BAU 2025 die Stimmen und Anzeichen dafür, dass die Talsohle durchschritten ist. Das sagt Dr. Stephan Hundertmark, Leiter Bau-/Bauzuliefererindustrie bei Dr. Wieselhuber & Partner (W&P). W&P ist eine branchenübergreifende Top-Management-Beratung für Familienunternehmen. „Immobilienpreise stabilisieren sich, Finanzierungen werden wieder günstiger und der Bedarf an Bauleistungen für Wohnungen und Infrastruktur bleibt enorm. Zugleich werden die Auswirkungen des Fachkräftemangels im Handwerk zunehmend für die Unternehmen spürbar“, so Dr. Stephan Hundertmark. Viele stellen sich die Frage, wer die notwendige Bauleistung eigentlich erbringt, wenn die Babyboomer gehen und Azubis fehlen. Günstige Arbeitskräfte aus anderen EU-Ländern seien es auf Dauer jedenfalls nicht, da es auch dort lokalen Bedarf und die Verrentung der Babyboomer gebe.
Industrielles Bauen und serielles Sanieren weiter Trends
DIE prominente Antwort auf den vorgenannten Fachkräftemangel und die hohen Baukosten bleibe die industrielle Vorfertigung am Bau. Das Thema wurde seitens der Messe mittlerweile als „Leitthema“ und durch eine eigene Halle (A2) geadelt.„Es macht sich aber auch Ernüchterung breit, da die bisherigen Angebote und Erfahrungen noch nicht für ein goldenes Zeitalter sprechen. Noch sind die Baukosten für modulare oder seriell gefertigte Bestandsgebäude nicht wirklich billiger. Im Ergebnis wird es also einen längeren Atem brauchen, bis der Markt sich etabliert und industrielle Produktivitätssteigerungen auch zu kosten- und margenvorteilen führen. In der oft referenzierten Autoindustrie hat dies schließlich auch Dekaden gedauert“, prognostiziert Hundertmark.
Kostendisziplin sei aktuell ein richtiges und wichtiges Thema in der Bauzulieferindustrie und sicher der Grund dafür, dass nicht wenige namhafte Unternehmen als „Stammkunden“ der Messe durch Abwesenheit glänzten. Es werde also spannend sein zu sehen, ob diese Unternehmen in zwei Jahren wieder dabei sind, größere Probleme haben oder es „nur“ eine abnehmende Relevanz der Messe als Marketingplattform sei.