Spannende Impulse beim Allgäuer Baufachkongress 2024 in Oberstdorf
Zum 30-jährigen Jubiläum hat Baumit mit dem Allgäuer Baufachkongress eine rundum gelungene Veranstaltung in Oberstdorf geboten. Rund 1250 Besucherinnen und Besucher erlebten Mitte Januar hochkarätige Referenten, einen aktuellen Themen-Mix und detailreiche Praxisvorführungen.
Hochkarätige Referenten, ein erstklassiger Themen-Mix, detailreiche Praxisvorführungen: Zum 30-jährigen Jubiläum hat Baumit mit dem Allgäuer Baufachkongress in Oberstdorf eine gelungene Veranstaltung auf die Beine gestellt. Viele Vorträge waren so gut gebucht, dass es rappelvoll war und die Referenten in größere Säle wechselten. Allein beim Auftakt sowie zum Abschluss des 15. Kongresses kamen rund 600 Zuhörerinnen und Zuhörern in den großen Saal des Oberstdorf-Hauses. Insgesamt waren Mitte Januar 1250 Gäste angereist, darunter Handwerker, Architektinnen, Wissenschaftler, Vertreterinnen aus dem Fachhandel, der Wohnungswirtschaft und von Verbänden.
Zu den Themen gehörten: Aktuelles aus der Bauwirtschaft, Wohngesundheit, neue Technologien bei Rohstoffen, Sanierungskonzepte, Vermeidung von Bauschäden, Digitalisierung, Recht sowie spannende Impulse für Recruiting und aus der Psychologie. Der Bauverlag sowie weitere Partnerfirmen unterstützten den Kongress. Wir stellen unsere Highlights vor.
Top-Speaker: Weltraum, Wirtschaft und Wetter
Wetterexperte Karsten Schwanke sprach über Klimawandel und die Herausforderungen für die Baubranche
Foto: Michaela Podschun
Spannende Impulse gab es von den Top-Speakern aus den Bereichen Weltraum, Wirtschaft und Wetter. Frank M. Salzgeber, ehemaliger Leiter Innovation und Venture Abteilung der Europäische Weltraumorganisation ESA, nahm das Publikum mit auf eine spannende Reise in den Weltraum. „We need more Space“, also „Wir brauchen mehr Raum für Mut und Kreativität!“ Das war seine Kernaussage. Er verdeutlichte sehr unterhaltsam, was Unternehmen von der Raumfahrt lernen können: Herausforderungen annehmen und langfristig denken.
Professor Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), lotete wirtschaftliche Chancen und Risiken für Deutschland und die Bauwirtschaft aus. „Die Wirtschaft ist verunsichert! Es gibt viele Krisen gleichzeitig. Es herrschen Angst und Depression. Das ist Gift für die Wirtschaft“, sagte er. Die Bundesregierung dürfe sich nicht von einzelnen Ländern wie Russland oder China abhängig machen und brauche mehrere Standbeine. Fehlendes Fachpersonal bezeichnete Fratzscher als größtes Problem. In der Erwerbstätigkeit der Frau sieht er das größte Potenzial und forderte eine attraktive Bezahlung und flexible Arbeitszeitmodelle.
Wetterexperte Karsten Schwanke erklärte mit einfachen Worten den Klimawandel und leitete Herausforderungen für die Baubranche ab. „Es wird heißer. In den nächsten Jahren bis zu 45 Grad. Darauf sind wir nicht vorbereitet. Im Städtebau werden Verschattung und Dämmung der Gebäudehülle zu großen Themen werden.“ Mehr Stadtgrün, mehr Wassertalsperren und Wasserspeicher werden ebenso nötig sein.
Nach vier Jahren Pause fand der Allgäuer Baufachkongress Mitte Januar zum 15. Mal in Oberstdorf statt
Foto: Michaela Podschun
Bauwirtschaft
Martin Langen, Geschäftsführer der B+L Marktdaten GmbH aus Bonn, stellte Zahlen und Fakten zur Bauwirtschaft vor. Politische Rahmenbedingungen sollten seiner Meinung nach die Sanierung fördern und fordern und nicht den privaten Neubau. Möglicherweise wird es in diesem Jahr sogar zu einem Abrissverbot kommen. Er geht davon aus, dass der Bestandsimmobilienmarkt in diesem Jahr anspringen wird. Das hätte Investitionen in Renovierungen zur Folge, da es zu Eigentümerwechseln kommt.
Denkmalschutz
Olaf Janotte, Bauberater bei Baumit, zeigte, wie man mit dem Sanierungskonzept „SANOVA“ Bausubstanz erhalten kann – angefangen mit der Analyse, über die Ausführung bis hin zum fertig sanierten Objekt. Baumit-Bauberaterin Constance Brade stellte eine ganze Reihe bedeutender Gebäude vor, die durch eine behutsame Restaurierung erhalten geblieben sind. Darunter die Magdalenen Burg auf der Festung Königstein, der Paulaner Keller in München und das Dresdner Schloss.
Wohngesundheit
Anwendungstechniker Willi Weng brachte den Haftmörtel „HM 50“ auf, der sich als Dünnschichtputz eignet
Foto: Michaela Podschun
Gesundes Wohnen ist nicht bloß ein Trend. Vielmehr habe sich die Einstellung der Verbraucher grundlegend geändert, hat Barbara Wiedemann, Baumit-Produktmanagerin Putz und Mörtel, festgestellt. Bei Sanierungen wie im Neubau sollten Schadstoffe in Produkten daher vermieden werden. Sie stellte wohngesunde Putze und Mörtel vor. Darunter den mineralischen Leichtputz „MP69 Speed“, der sich gut maschinell verarbeiten lasse und kreativ gestaltbar sei. Neu sind die Produkte „3 auf einen Streich“. Das System aus Innenfarben, Spachtelmassen und Grundierungen soll Wohngesundheit und Wirtschaftlichkeit vereinen.
Fassaden
Susanne Müller, Malermeisterin, staatlich geprüfte Gestalterin und Baumit-Produktmanagerin, referierte über glatte Fassaden. „Wann ist eine Fassade glatt? Dazu gibt es keine allgemeine Definition“, stellte sie fest. Es kann um Unebenheiten gehen oder um eine Verschmelzung von Innenraum und Fassade. Ihre Faustregel lautet: bis 0,5 mm sind Fassaden sehr fein. Durch Schleifen ergeben sich Putzdicken kleiner als 2 mm. „Wichtig ist der Kundenwunsch. Was versteht der Bauherr unter einer glatten Fassade?“ Von Baumit eignen sich pastöse Putze, zum Beispiel der „Creativ Top“, und mineralische Putze („Classico Creativ“) wegen ihrer dünnen Schichtdicke.
Praxisvorführungen
Der „Elastik-Schaum“ ist ein Polyurethan-Schaum für Abdichtungen und wird an Bauteilübergängen beim WDVS aufgesprüht, wie Anwendungstechniker Roberto Fallico zeigte
Foto: Michaela Podschun
Die Praxisvorführungen kamen gut an, insbesondere die Vielfältigkeit der Gestaltung von Putzfassaden mit einfachen Hilfsmitteln wie Dreieckskelle, Folie, Schwamm oder Besen. Auf großes Interesse stießen auch die WDVS-Tipps zur Einbindung wichtiger Details vom Sockel bis zum Dach. Der „Elastik-Schaum“ beispielsweise ist ein schnellreagierender Polyurethan-Schaum für Abdichtungen und wird an Bauteilübergängen beim WDVS aufgesprüht. Er lässt sich danach per Cuttermesser sauber schneiden. „Supradicht“ ist eine verarbeitungsfertige Abdichtung für die Herstellung einer zweiten Dichtungsebene unter der Fensterbank in Verbindung mit dem Fensterbank-Profil „W43“.
Neue Technologien
„Rohstoffe & Ressourcen neu gedacht“ hieß der Vortrag von Marius Reymann. Er ist Leiter der Abteilung Produkttechnologie und Qualitätssicherung bei Baumit und gab einen Überblick über Nachhaltigkeits-Bestrebungen. Er berichtete über das Projekt zur Recyclingkörnung und die Nutzbarmachung von Phosphor-Gips für die Bauindustrie. Außerdem möchte Baumit den Anteil an Mikroplastik reduzieren, der in EPS-haltigen oder kunststofffaserverstärkten Außenputzen steckt. EPS soll durch rein mineralische und formstabile Zuschläge ersetzt werden.
Bauschäden vermeiden
Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Gänßmantel ist Sachverständiger sowie bauhandwerk-Fachautor und führte äußerst detailliert wie humorig durch die doch ernstzunehmende Problematik der Bauschäden. Er listete typische Schadensfälle an den Schnittstellen verschiedener Bauphasen auf.
In René Achenbachs Vortrag ging es um die Befestigung im WDVS und welche Fehler man dabei machen kann. Als Senior-Produktmanager WDVS Montageelemente und Profile bei der Firma Ejot ist er hierfür ein ausgewiesener Experte. Er stellte unter anderem vor, wie sich Dübelabzeichnungen am WDVS vermeiden lassen und welche Lasten wie befestigt werden dürfen: Bis 5 kg kann in Abhängigkeit vom Dämmstoff im Dämmstoff selbst befestigt werden, bis 15 kg muss im Untergrund befestigt werden und über 15 kg bedarf es eines Lastabtragungssystems.
Betriebsführung und Psychologie
René Borbonus, Trainer für berufliche Kommunikation, Präsentation und Rhetorik, machte in seinem erfrischend lustigen Vortrag vor, wie gute Kommunikation geht. Sein Tipp: „Beginnen Sie den Vortrag mit: In den nächsten 30 Minuten erleben Sie …“
Tobias Kunert, Inhaber einer Hypnosepraxis, erklärte, wie Selbstbewusstsein in Abhängigkeit von Selbstwert, Selbstvertrauen und Selbstbild funktioniert. Dazu nahm er ein Stofftier – einen Hund namens Limbi – zur Hilfe, der das Unterbewusstsein beziehungsweise das Limbische System repräsentiert. Limbi würde gern 300-mal am Tag gelobt werden, damit es ihm richtig gut geht. Ein Anfang könnte sein, sich fünf Dinge aufzuschreiben, auf die man stolz ist.
Eine ausführliche Kongress-Berichterstattung mit weiteren Highlights finden Sie hier.
AutorenMichaela Podschun ist Redakteurin der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau. Dipl.-Ing. Thomas Wieckhorst ist Chefredakteur der Zeitschrift bauhandwerk.
Webservice
Auf dem Allgäuer Baufachkongress in Oberstdorf haben wir uns kreative Putztechniken zeigen lassen und für unseren Youtube-Kanal ein ausführliches Video gedreht.