Trockenbau-Konstruktionen herstellerunabhängig ermöglichen
Qualitativ hochwertige und besonders wirtschaftliche Bauweisen im Trockenbau sind möglich, wenn es unterstützende Normen gibt. Der Verein „WIR für Ausbau und Trockenbau“ mit Sitz in Berlin hat das Ziel, offene Systeme, also anerkannte Regeln, zu schaffen. Mittlerweile liegt das dritte Allgemeine bauaufsichtliche Prüfzeugnis (AbP) für eine F-30 freitragende Unterdecke vor.
In einem Pressegespräch stellten die Vereins-Vorsitzende Katharina Metzger, Geschäftsführer Michael Hölker und der stellvertretende Vorsitzende Thomas Schmid die Hintergründe vor. „Häufig verwendete Trockenbau-Konstruktionen sollen herstellerunabhängig gebaut werden können. Bei Vereinsgründung 2016 haben wir uns dieser Aufgabe gestellt“, so Katharina Metzger. Fachunternehmer und Händler sollen aus dem Komponenten-Angebot am Markt frei wählen und so noch wirtschaftlicher arbeiten können.
In Leipzig geprüft
Qualitativ hochwertige und besonders wirtschaftliche Bauweisen im Trockenbau sind möglich, wenn es unterstützende Normen gibt
Foto: Stefan Schweihofer / Pixabay
Für eine F-90 Wand sowie eine F-90 abgehängte Unterdecke hat der Verein bereits AbP bekommen und offene Systeme geschaffen. Ende Juli übermittelte die Gesellschaft für Materialforschung und Prüfungsanstalt für das Bauwesen Leipzig das AbP für eine F-30 freitragende Unterdecke, die in vielen Bereichen (Hotels, Flure) relevant ist. Sie muss so konstruiert sein, dass sie bei Feuer 30 Minuten lang einen sicheren Durchweg garantiert. Sie wird laut Prüfzeugnis mit 1 Plattenlage (18 mm) mit üblichen GKF-Platten (ohne zusätzliche Qualifizierung) errichtet. Laut „WIR“ garantiert diese offene Konstruktion Brandschutz von oben und von unten.
Hersteller bevorzugen meist geschlossene Systeme. Trockenbau-Elemente sollen vorwiegend mit ihren Komponenten nach speziellen Vorgaben errichtet werden. Was das bedeutet, zeigt Thomas Schmid am Beispiel einer F-90 Schachtwand. Hersteller A schreibt CW-75-Profile mit Dämmung vor. Die erste Länge der Schrauben wird mit 75 cm, die zweite Lage mit 25 cm angegeben. Hersteller B arbeitet hingegen mit CW-50-Profilen, ohne Dämmung und Schraubenlänge von 28 und 19 cm. Ein weiterer Hersteller hat nochmals andere Vorgaben.
Höhere Sicherheit und Wirtschaftlichkeit
Handwerker müssen sich also immer wieder neu einlesen. Fehler entstehen durch komplexe Vorgaben und es sei schwer zu überblicken, was eigentlich rechtliche Grundlagen sind. Systeme würden künstlich kompliziert werden. „Eine sichere Bauweise ist wirklich schwierig. Wir brauchen daher eine Vereinfachung!“ betonen die Vereinsmitglieder. Bei offenen Systemen erhöhe sich die Sicherheit. Und nicht zuletzt sei die Arbeit mit diesen offenen Systemen wirtschaftlicher und angesichts des Fachkräftemangels und gestörten Lieferketten vorteilhaft. Es werden nach anerkannten Regeln der Technik gebaut, Restmengen seien für andere Baustellen nutzbar und die Handwerker hätten eine hohe Flexibilität bei Nachlieferungen.
Fachunternehmer und Händler sollen aus dem Komponenten-Angebot am Markt frei wählen. Fehler im Trockenbau-Konstruktionen lassen sich dadurch reduzieren
Foto: Sebbi Strauch / Pixabay
Natürlich lässt sich nicht alles in offenen Systemen definieren. Geschlossene Systeme der Hersteller haben parallel weiter ihre Berechtigung. Insbesondere in Einsatzbereichen mit hohen Anforderungen an Brandschutz, Schallschutz oder Statik haben natürlich auch zukünftig die geschlossenen Systeme der Hersteller ihre Bedeutung im Markt. Katharina Metzger unterstreicht: „WIR möchte für den Fachunternehmer vor allem dort, wo keine besonderen Anforderungen vorliegen, mehr Flexibilität am Bau herstellen und für die breite Masse der Trockenbausysteme die Übersicht im Markt erleichtern“. So sollen für viele Standards im Trockenbau normative Regelungen erarbeitet werden. Auf diese Weise wird die gesamte Trockenbaubranche profitieren und zeitgemäßes wirtschaftliches Bauen gefördert.
Regelmäßige Schulungen für Azubis und Fachunternehmer
Der Verein „WIR“ bietet regelmäßig Schulungen an. Das nächste „Bootcamp“ für Azubis im zweiten Lehrjahr findet vom 5. bis 7. September in Rutesheim statt. In kleinen Gruppen wird paxisnah gearbeitet. Die nächsten Schulungen für Fachunternehmer gibt es am 10. Oktober in Hamburg und am 29. November in Augsburg.
Autorin
Michaela Podschun ist Redakteurin der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.
Weitere Informationen und aktuelle Veranstaltungen unter: www.wir-für-ausbau.de