Wenn man bei der Sanierung von Fachwerkbauten einige Grundsätze beachtet, dann kann Fachwerk auch für kommende Jahrhunderte erhalten bleiben
Fachwerk gehört zu den ältesten Konstruktionsprinzipien am Bau. In Deutschland reichen Beispiele bis in das 13. Jahrhundert zurück, wie das Gotische Haus Römer 2-6 in Limburg (1289), das Haus Heugasse 3 in Esslingen (1261) oder das Haus Hölle 11 in Quedlinburg (1233). Aber auch heute noch werden Häuser nach diesem Konstruktionsprinzip erbaut. Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland rund 2 Millionen Fachwerkhäuser. Diese Zahl dürfte im vorigen Jahrhundert noch erheblich höher gewesen sein, denn viele Fachwerkhäuser sind mangels Pflege und nicht zuletzt aufgrund fehlerhafter Sanierungen nach dem Zweiten Weltkrieg verloren gegangen. Ein solches Schicksal wäre wohl auch einem Fachwerkhaus in Lemgo beschieden gewesen, hätte nicht der Restaurator im Tischlerhandwerk Guido Kramp 2013 beschlossen, das Haus zu erwerben und es mit seinem Betrieb Kramp & Kramp zu sanieren und zu einem Doppelhaus umzubauen. Vorab hatte er schon zahlreiche Interessenten durch das heute in einem Neubaugebiet gelegene historische Gebäude geführt. Alle schreckten jedoch vor den immensen Sanierungskosten zurück. Das 1801 erbaute und daher noch nicht einmal besonders alte Fachwerkhaus hatte nämlich einen Befall mit echtem Hausschwamm und einen unsachgemäßen Umbau der 1950er Jahre vorzuweisen. Wie es die Mitarbeiter der Firma Kramp & Kramp dennoch geschafft haben, aus dem arg vernachlässigten Gebäude ein echtes Schmuckstück zu machen, sehen Sie ab Seite 14 in dieser Ausgabe der bauhandwerk.
Das Fachwerkhaus in Lemgo zeigt, dass ein solches Gebäude auch für kommende Jahrhunderte erhalten bleiben kann, wenn man bei der Sanierung einige Grundsätze beachtet. Uwe Strehle erklärt ab Seite 30 in diesem Heft, wie der Einbau von Leisten in die Gefache, die Verarbeitung weich gebrannter Backsteine mit Kalkmörtel und Lehmputz sowie Holzanstriche auf Leinölbasis dazu beitragen. Das Beispiel eines Fachwerkhauses in Harlingerode zeigt ab Seite 24 darüber hinaus, dass auch Silikatanstriche sowohl für die Gefache als auch für das Holz der Fachwerkkonstruktion geeignet sind.
Fachwerk ist generell eine Bauweise, die sich besonders gut auseinander nehmen und an einem anderen Ort wieder zusammenbauen lässt – im Fachjargon Translozieren genannt. Ein Betrieb, der diese Art des Gebäudetransportes bis zur Perfektion getrieben hat, ist JaKo Baudenkmalpflege. Gemäß dem Motto „Wir versetzten alles. Außer Berge!“ haben die Gebrüder Bernd, Martin und Karlheinz Jäger ihr Geschäft mit der Translozierung so weit entwickelt, dass sogar massiv erbaute Häuser räumlich versetzt werden können. Die Eindrücke, die wir von einem Besuch bei JaKo Baudenkmalpflege in Rot an der Rot mitgenommen haben, finden Sie im Werkstattbericht ab Seite 60 in dieser Ausgabe vereint.
Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht Ihnen