Bauindustrie fordert mehr Wucht im Wohnungsbau

Die Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr, davon 100.000 öffentlich gefördert, zu bauen. Doch die seit Monaten stark gestiegenen Baumaterial- und somit Baupreise hätten viele gewerbliche und private Hausbauer veranlasst, von ihren Projekten zurückzutreten, heißt es vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Zudem seien die Baulandmobilisierung, Fachkräftesicherung und die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsprozessen notwendige Ansätze, um den Wohnungsbau anzukurbeln.

Das von Bundesbauministerin Klara Geywitz initiierte „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“ hat am 12. Oktober ein Maßnahmenpaket vorgelegt, das diese Herausforderungen adressiert und Lösungen aufzeigen soll. „Allerdings werden in der aktuellen Situation weitere Anstrengungen gebraucht, um das politische Wohnungsbauziel zu erreichen“, bewertet die Bauindustrie das Maßnahmepaket kritisch. 

„Keine Wohnung ist keine Option“

Die Bauindustrie bewertet das neue „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“ der Bundesregierung kritisch. Es reiche nicht aus.
Foto: Alfred Derks/Pixabay

Die Bauindustrie bewertet das neue „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“ der Bundesregierung kritisch. Es reiche nicht aus.
Foto: Alfred Derks/Pixabay
„Das Maßnahmenpaket enthält wichtige Punkte, um den Wohnungsbau in Deutschland voranzubringen. Wir stehen hinter dem Ergebnis. Allerdings befinden wir uns nicht in Normalzeiten, weshalb mehr nötig sein wird, um den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum auch in Krisenzeiten zu decken. Denn: keine Wohnung ist keine Option. Wir brauchen daher mehr Wucht im Wohnungsbau, der nur durch eine massive Förderung des Neu- und Umbaus, eine Unterstützung der Kommunen für wichtige soziale Infrastrukturen wie Schulen, Straßen und Kitas sowie steuerliche Anreize gelingen kann. Nur dann können bezahlbare Mieten, wirtschaftliche Bauprojekte und Klimaschutz in Einklang gebracht werden“, betont Peter Hübner, Präsident der Bauindustrie. 

In das Bündnis selbst habe die Bauindustrie essenzielle Punkte eingebracht und unterstützt, die vor allem auf den kostengünstigen Wohnungsbau einzahlen. Hierzu zähle eine Geschäftsstelle für Serielles Bauen im Bundesbauministerium, um durch die Industrialisierung von Bauprozessen Baukosten und -zeit zu senken – bei gleichzeitig hoher Qualität und klimaschonenden Ansätzen.

Bauindustrie fordert vereinfachte Vergabeverfahren

Hübner: „Um den Bedarf an Wohnraum zu decken, benötigen wir dringend eine Vereinfachung von Vergabeverfahren. Dies hat das Bündnis aufgenommen und damit ein langjähriges Tabu in der Bauwirtschaft überwunden. Zudem ist das Bekenntnis zur Technologieoffenheit ein starkes Signal für den aktiven Klimaschutz. Nur so kann im Einzelfall die nachhaltigste Komponenten-Kombination für ein Bauwerk identifiziert werden.“ Durch die im Bündnis ebenfalls vereinbarte stärkere Integration von Planung und Bau werde dieser Punkt weiter verstärkt, da Planer, Bauunternehmen und Auftraggeber frühzeitig auf einer digitalen Plattform zusammenarbeiten. Das freigeschaltete BIM-Portal werde hierzu seinen Beitrag leisten. 

BIM-Portal ein Meilenstein zur Digitalisierung

Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, sagt: „Die Freischaltung des BIM-Portals ist ein wichtiger Meilenstein zur Digitalisierung des Planen, Bauen und Betreibens von Bauwerken. Es bildet die Grundlage, um allen am Bau Beteiligten Projektinformationen konsistent und qualitativ hochwertig über einen einheitlichen Datenaustausch durch verlustfreie und standardisierte Prozesse zur Verfügung zu stellen. Als Bauwirtschaft erhoffen wir uns durch diese hohe Informationstransparenz vor allem weniger Reibungsverluste innerhalb des Projektablaufs, weniger Schnittstellenprobleme zwischen Planung und Bauausführung und somit weniger Streitigkeiten über das eigentliche Bau-Soll.“

Denn: BIM als Kollaborations-Tool ermögliche eine frühzeitige Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten ab der Planungsphase auf einer digitalen Datenplattform, um kollaborativ auf das beste Bauergebnis hinzuarbeiten. Verbesserungspotenziale seien dabei in vielerlei Hinsicht möglich: vom optimierten Ressourceneinsatz über die Abfallvermeidung bis hin zu Lean-Ansätzen für einen reibungslosen Bauablauf.

„Datenbasierte Prozesse sowie mehr Kooperation ermöglichen gleichzeitig, die Produktivität innerhalb der Projekte zu erhöhen, da durch die Integration von Planung und Bau das Denken in Silos aufgelöst und ein ganzheitlicher Ansatz ermöglicht wird. Angesichts der nicht einfachen Fachkräftesituation ein absolutes Muss, um sowohl junge Menschen für das digitale Bauen zu begeistern als auch künftig mit eher weniger Menschen mehr bauen zu können,“ so Müller. (bhw/ela)

Weitere Information zum BIM-Portal gibt es hier

Weitere Information zu den BIM-Aktivitäten des Bundes unter: www.bimdeutschland.de

 

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