Dengel-Bau: Kulturgüter der Vergangenheit zukunftsfähig machen

Unter diesem Motto stand der 25. Denkmalschutz-Informationstag im barocken Kloster Schöntal, zu dem die auf Baudenkmalpflege spezialisierte Firma Dengel-Bau eingeladen hatte. Zu den rund 100 Gästen zählten Denkmalbesitzer, auf historische Gebäude spezialisierte Planer, Statiker und Handwerker sowie Behördenvertreter. „Selten kommt so eine bunte Mischung von Denkmalschützern zum Erfahrungsaustausch zusammen“, betonte Thomas Leibrecht, Vorsitzender der Burgenvereinigung in Baden-Württemberg in seiner Begrüßungsrede. Dass diese Möglichkeit zur Horizonterweiterung auf Privatinitiative erfolge, mache den Tag umso wertvoller, bedankte er sich bei Geschäftsführer Georg Dengel. Der nachfolgende Redner Dieter Gärtner vom Fortbildungsinstitut für Denkmalpflege Probstei Johannesberg lobte, dass sich die Gäste über die Grenzen des eigenen professionellen Umfeldes hinweg inspirieren lassen könnten.

UNESCO-Welterbe Mathildenhöhe

Bleibt die Frage, was Menschen so sehr an Denkmälern fasziniert. Warum werden manche sogar zum Weltkulturerbe erklärt? Diese Frage beleuchtete Professor Dr. Markus Harzenetter in seinem Impulsvortrag. Der Präsident des hessischen Landesamtes für Denkmalpflege erläuterte den über 10 Jahre dauernden Weg, bis die Darmstädter Mathildenhöhe als UNESCO-Welterbe ausgezeichnet wurde. Dazu musste nachgewiesen werden, dass die Anfang des 20. Jahrhunderts gegründete Künstlerkolonie einen außergewöhnlichen universellen Wert hat.

Diese sah die Jury durch die experimentelle und zugleich funktionale Architektur in Verbindung mit einer modernen Landschaftsgestaltung gegeben. Erstmals wurden hier moderne Wohn- und Arbeitswelten präsentiert, die während der Ausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich waren. Zudem stellt sie ein einzigartiges und außergewöhnliches Ensemble von architektonischen Elementen in einer gestalteten Landschaft dar, das einen Prototyp der Moderne darstellt.

Alte Handwerktechnik neu belebt

Welche Details bei der Sanierung von Denkmälern zu beachten sind und wie viel Know-how schon vor hunderten von Jahren in Bauwerke einfloss, machte der Vortrag von Steinmetzmeister Thilo Schlick, Dengel-Bau, deutlich. Schlick stellte interessante Sanierungen des vergangenen Jahres vor. Das Spektrum reicht von der Restaurierung eines Brunnentroges aus dem Besitz der Familie Berlichingen bis zur Sanierung eines historischen Wasserstollen in Kirchberg oder der Kocherufermauer in Schwäbisch Hall.

Spektakulär waren die Arbeiten an einer Natursteinmauer mit Kalkspatzenmörtel. Das Besondere an diesem seit über 2000 Jahren bekannten Baustoff ist, dass er sich selbst erneuert und nicht schwindet, weil die enthaltenen Kalkstücke immer wieder mit der Feuchtigkeit reagieren. Um diesen Effekt zu erzielen, mussten die Mitarbeiter ganz klassisch vor Ort den Mörtel anrühren. Dafür brachten sie auf einem Sandbett eine Schicht Kalk auf, die sie wiederum mit einer Schicht Sand abdeckten. Anschließend wurde der Kalk mit Wasser abgelöscht. Kein ungefährliches Unterfangen – dabei entstehen Temperaturen bis zu 450 Grad Celsius.

Photovoltaik für Denkmäler

Regionales stand im Mittelpunkt des Vortrages von Kunsthistorikerin Ursula Angelmeier, die das Leben der Forchtenberger Familie Kern lebendig machte. Die Steinmetze, Baumeister und Bildhauer haben im 16. und 17. Jahrhundert in der Region Hohenlohe zahlreiche Kunstwerke und Bauwerke hinterlassen. Das Publikum bedankte sich mit minutenlangem Applaus für die mitreißende Schilderung.

Abschließend brachte der baden-württembergische Landtagsabgeordnete Arnulf Freiherr von Eyb die Zuhörer wieder zurück in die Gegenwart, als er bei seinen Dankesworten für die Familie Dengel und die interessanten Vorträge noch Photovoltaik-Anlagen für historische Gebäude ins Gespräch brachte.

Unseren Werkstattbericht über Dengel-Bau finden Sie hier:

(bhw/ela)

 


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